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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

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Hochzeit-Gedichte.
Du hälst mir übel haus. Und sieh der tapfre Pan
Der zeigt mir allesamt die faulen schützen an:
Ja seine Pales hier die wird dich überführen/
Daß du in deinem forst nichts thust als rumspatziren.
Drum auf ihr Satyri bringt ihn gefangen ein!
Er soll aus meinem forst durchaus verbannet seyn.
Und daß ich meinen grimm an ihm will recht erweisen:
So schlagt ihn alsobald in banden und in eisen.
Hier lag nun Melidor in voller angst und noht:
Und schien'/ ob wär' er schon durch dieses urthel todt;
Doch als er noch einmahl die göttinn an will sehen/
Merckt er ihr söhngen da/ da fängt er an zu flehen
Und schreyt: Ach hertzen-kind/ du trost in meiner qval!
Ach nimm dich meiner an! Versuchs ein einig mahl!
Jch will mich lebenslang dir treu zu seyn verpflichten:
Und künfftig mein geschooß nach deinem willen richten.
Cupido war vergnügt: er bildte sich was ein:
Daß er bey dem Proceß solt' Advocate seyn.
Er sprach: Mein Melidor/ ey gib dich nur zufrieden:
Was gilts? die sache wird durch mich noch gut entschie-
den.
Du bist mit deiner noht ja noch niemahls gehört;
Und gleichwol überhaupt in dem Sentenz beschwert;
Wir wollen/ wo sie nicht läst dich genade spüren/
Von meiner mutter an den vater appelliren.
Drauf gieng Cupido flugs die liebe mutter an/
Und sprach: Was hat denn dir der Melidor gethan/
daß du ihn alsobald wilst gantz und gar verwerffen?
dem förster fehlt ja nichts/ als nur den muht zu schärf-
fen/
Sein rohr ist sonsten gut: der will' ist auch dabey:
Nur klagt er: daß das wild nicht anzutreffen sey.
Man thut ihm wol zuviel/ ich muß es selbst gestehen:
Er ist/ nach weid-manns art/ mit kraut und loht versehen;
die Venus lächelte/ und sprach: Mein liebster sohn/
du hoffst gewiß etwas aus diesem forst zu lohn.
Du kommst vergebens nicht mit deinem kraut und lohte.

Und

Hochzeit-Gedichte.
Du haͤlſt mir uͤbel haus. Und ſieh der tapfre Pan
Der zeigt mir alleſamt die faulen ſchuͤtzen an:
Ja ſeine Pales hier die wird dich uͤberfuͤhren/
Daß du in deinem forſt nichts thuſt als rumſpatziren.
Drum auf ihr Satyri bringt ihn gefangen ein!
Er ſoll aus meinem forſt durchaus verbannet ſeyn.
Und daß ich meinen grimm an ihm will recht erweiſen:
So ſchlagt ihn alſobald in banden und in eiſen.
Hier lag nun Melidor in voller angſt und noht:
Und ſchien’/ ob waͤr’ er ſchon durch dieſes urthel todt;
Doch als er noch einmahl die goͤttinn an will ſehen/
Merckt er ihr ſoͤhngen da/ da faͤngt er an zu flehen
Und ſchreyt: Ach hertzen-kind/ du troſt in meiner qval!
Ach nimm dich meiner an! Verſuchs ein einig mahl!
Jch will mich lebenslang dir treu zu ſeyn verpflichten:
Und kuͤnfftig mein geſchooß nach deinem willen richten.
Cupido war vergnuͤgt: er bildte ſich was ein:
Daß er bey dem Proceß ſolt’ Advocate ſeyn.
Er ſprach: Mein Melidor/ ey gib dich nur zufrieden:
Was gilts? die ſache wird durch mich noch gut entſchie-
den.
Du biſt mit deiner noht ja noch niemahls gehoͤrt;
Und gleichwol uͤberhaupt in dem Sentenz beſchwert;
Wir wollen/ wo ſie nicht laͤſt dich genade ſpuͤren/
Von meiner mutter an den vater appelliren.
Drauf gieng Cupido flugs die liebe mutter an/
Und ſprach: Was hat denn dir der Melidor gethan/
daß du ihn alſobald wilſt gantz und gar verwerffen?
dem foͤrſter fehlt ja nichts/ als nur den muht zu ſchaͤrf-
fen/
Sein rohr iſt ſonſten gut: der will’ iſt auch dabey:
Nur klagt er: daß das wild nicht anzutreffen ſey.
Man thut ihm wol zuviel/ ich muß es ſelbſt geſtehen:
Er iſt/ nach weid-manns art/ mit kraut und loht verſehen;
die Venus laͤchelte/ und ſprach: Mein liebſter ſohn/
du hoffſt gewiß etwas aus dieſem forſt zu lohn.
Du kommſt vergebens nicht mit deinem kraut und lohte.

Und
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[208/0210] Hochzeit-Gedichte. Du haͤlſt mir uͤbel haus. Und ſieh der tapfre Pan Der zeigt mir alleſamt die faulen ſchuͤtzen an: Ja ſeine Pales hier die wird dich uͤberfuͤhren/ Daß du in deinem forſt nichts thuſt als rumſpatziren. Drum auf ihr Satyri bringt ihn gefangen ein! Er ſoll aus meinem forſt durchaus verbannet ſeyn. Und daß ich meinen grimm an ihm will recht erweiſen: So ſchlagt ihn alſobald in banden und in eiſen. Hier lag nun Melidor in voller angſt und noht: Und ſchien’/ ob waͤr’ er ſchon durch dieſes urthel todt; Doch als er noch einmahl die goͤttinn an will ſehen/ Merckt er ihr ſoͤhngen da/ da faͤngt er an zu flehen Und ſchreyt: Ach hertzen-kind/ du troſt in meiner qval! Ach nimm dich meiner an! Verſuchs ein einig mahl! Jch will mich lebenslang dir treu zu ſeyn verpflichten: Und kuͤnfftig mein geſchooß nach deinem willen richten. Cupido war vergnuͤgt: er bildte ſich was ein: Daß er bey dem Proceß ſolt’ Advocate ſeyn. Er ſprach: Mein Melidor/ ey gib dich nur zufrieden: Was gilts? die ſache wird durch mich noch gut entſchie- den. Du biſt mit deiner noht ja noch niemahls gehoͤrt; Und gleichwol uͤberhaupt in dem Sentenz beſchwert; Wir wollen/ wo ſie nicht laͤſt dich genade ſpuͤren/ Von meiner mutter an den vater appelliren. Drauf gieng Cupido flugs die liebe mutter an/ Und ſprach: Was hat denn dir der Melidor gethan/ daß du ihn alſobald wilſt gantz und gar verwerffen? dem foͤrſter fehlt ja nichts/ als nur den muht zu ſchaͤrf- fen/ Sein rohr iſt ſonſten gut: der will’ iſt auch dabey: Nur klagt er: daß das wild nicht anzutreffen ſey. Man thut ihm wol zuviel/ ich muß es ſelbſt geſtehen: Er iſt/ nach weid-manns art/ mit kraut und loht verſehen; die Venus laͤchelte/ und ſprach: Mein liebſter ſohn/ du hoffſt gewiß etwas aus dieſem forſt zu lohn. Du kommſt vergebens nicht mit deinem kraut und lohte. Und

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/210>, abgerufen am 24.11.2024.