Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

Bild:
<< vorherige Seite

Hochzeit-Arien.
Weil dein grab dazu dienen soll/
Daß blumen draus entspringen/
Aus denen man ein kräntzgen macht/
So bald was in der wiegen lacht.



Gespräch der alten Jungfern und
jungen Frauen von Hey-
rahten.
S. E. R.
Die alten Jungfern.
WJe dürfftig scheint uns mädgen das gelücke!
Wir sind der jungfern über-rest/
Wie? daß das himmlische geschicke
Nur uns so lange sitzen läst?
Da manche doch bey noch so jungen jahren
Zum liebsten schon ins bette steigt/
Und wir/ ach schmertz! dann mit verdruß erfahren/
Daß man uns wol dafür den ofen zeigt.
Die jungen Frauen.
Wohl uns! die wir schon haben
Das fleisch/ nach dem die jungfern so gelüst/
Wir weiber können uns bey unsern männern laben/
Da sie hingegen fast der kummer gleichsam frist/
Ein lieber ehmann kan uns manche nacht versüssen/
Wenn alte jungfern sich im bette grämen müssen.
Die alten Jungfern.
Was hilfft uns doch das ängstliche gebehte/
Womit Andreas wird verehrt?
Das

Hochzeit-Arien.
Weil dein grab dazu dienen ſoll/
Daß blumen draus entſpringen/
Aus denen man ein kraͤntzgen macht/
So bald was in der wiegen lacht.



Geſpraͤch der alten Jungfern und
jungen Frauen von Hey-
rahten.
S. E. R.
Die alten Jungfern.
WJe duͤrfftig ſcheint uns maͤdgen das geluͤcke!
Wir ſind der jungfern uͤber-reſt/
Wie? daß das himmliſche geſchicke
Nur uns ſo lange ſitzen laͤſt?
Da manche doch bey noch ſo jungen jahren
Zum liebſten ſchon ins bette ſteigt/
Und wir/ ach ſchmertz! dann mit verdruß erfahren/
Daß man uns wol dafuͤr den ofen zeigt.
Die jungen Frauen.
Wohl uns! die wir ſchon haben
Das fleiſch/ nach dem die jungfern ſo geluͤſt/
Wir weiber koͤnnen uns bey unſern maͤnnern laben/
Da ſie hingegen faſt der kummer gleichſam friſt/
Ein lieber ehmann kan uns manche nacht verſuͤſſen/
Wenn alte jungfern ſich im bette graͤmen muͤſſen.
Die alten Jungfern.
Was hilfft uns doch das aͤngſtliche gebehte/
Womit Andreas wird verehrt?
Das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="71">
            <pb facs="#f0230" n="228"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Hochzeit-Arien.</hi> </fw><lb/>
            <l>Weil dein grab dazu dienen &#x017F;oll/</l><lb/>
            <l>Daß blumen draus ent&#x017F;pringen/</l><lb/>
            <l>Aus denen man ein kra&#x0364;ntzgen macht/</l><lb/>
            <l>So bald was in der wiegen lacht.</l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Ge&#x017F;pra&#x0364;ch der alten Jungfern und<lb/>
jungen Frauen von Hey-<lb/>
rahten.<lb/>
S. E. R.</hi> </head><lb/>
          <lg>
            <head> <hi rendition="#b">Die alten Jungfern.</hi> </head><lb/>
            <lg n="72">
              <l><hi rendition="#in">W</hi>Je du&#x0364;rfftig &#x017F;cheint uns ma&#x0364;dgen das gelu&#x0364;cke!</l><lb/>
              <l>Wir &#x017F;ind der jungfern u&#x0364;ber-re&#x017F;t/</l><lb/>
              <l>Wie? daß das himmli&#x017F;che ge&#x017F;chicke</l><lb/>
              <l>Nur uns &#x017F;o lange &#x017F;itzen la&#x0364;&#x017F;t?</l><lb/>
              <l>Da manche doch bey noch &#x017F;o jungen jahren</l><lb/>
              <l>Zum lieb&#x017F;ten &#x017F;chon ins bette &#x017F;teigt/</l><lb/>
              <l>Und wir/ ach &#x017F;chmertz! dann mit verdruß erfahren/</l><lb/>
              <l>Daß man uns wol dafu&#x0364;r den ofen zeigt.</l>
            </lg>
          </lg><lb/>
          <lg>
            <head> <hi rendition="#b">Die jungen Frauen.</hi> </head><lb/>
            <lg n="73">
              <l>Wohl uns! die wir &#x017F;chon haben</l><lb/>
              <l>Das flei&#x017F;ch/ nach dem die jungfern &#x017F;o gelu&#x0364;&#x017F;t/</l><lb/>
              <l>Wir weiber ko&#x0364;nnen uns bey un&#x017F;ern ma&#x0364;nnern laben/</l><lb/>
              <l>Da &#x017F;ie hingegen fa&#x017F;t der kummer gleich&#x017F;am fri&#x017F;t/</l><lb/>
              <l>Ein lieber ehmann kan uns manche nacht ver&#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
              <l>Wenn alte jungfern &#x017F;ich im bette gra&#x0364;men mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</l>
            </lg>
          </lg><lb/>
          <lg>
            <head> <hi rendition="#b">Die alten Jungfern.</hi> </head><lb/>
            <lg n="74">
              <l>Was hilfft uns doch das a&#x0364;ng&#x017F;tliche gebehte/</l><lb/>
              <l>Womit Andreas wird verehrt?</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Das</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[228/0230] Hochzeit-Arien. Weil dein grab dazu dienen ſoll/ Daß blumen draus entſpringen/ Aus denen man ein kraͤntzgen macht/ So bald was in der wiegen lacht. Geſpraͤch der alten Jungfern und jungen Frauen von Hey- rahten. S. E. R. Die alten Jungfern. WJe duͤrfftig ſcheint uns maͤdgen das geluͤcke! Wir ſind der jungfern uͤber-reſt/ Wie? daß das himmliſche geſchicke Nur uns ſo lange ſitzen laͤſt? Da manche doch bey noch ſo jungen jahren Zum liebſten ſchon ins bette ſteigt/ Und wir/ ach ſchmertz! dann mit verdruß erfahren/ Daß man uns wol dafuͤr den ofen zeigt. Die jungen Frauen. Wohl uns! die wir ſchon haben Das fleiſch/ nach dem die jungfern ſo geluͤſt/ Wir weiber koͤnnen uns bey unſern maͤnnern laben/ Da ſie hingegen faſt der kummer gleichſam friſt/ Ein lieber ehmann kan uns manche nacht verſuͤſſen/ Wenn alte jungfern ſich im bette graͤmen muͤſſen. Die alten Jungfern. Was hilfft uns doch das aͤngſtliche gebehte/ Womit Andreas wird verehrt? Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/230
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/230>, abgerufen am 26.11.2024.