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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

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Hochzeit-Arien.
Das man beym kleppeln beym genethe
Zum öfftern thut/ doch unerhört/
Die Christ-nacht schwatzt wol viel von unsern freyern/
Doch die man ihm nur selbst erdacht;
Manch mühlwerck muß bey gutem winde feyern/
Wenn sich nicht hat der müller drauff gemacht.

Die jungen Frauen.
Wir sind zu männern kommen/
Da wir noch fast an keinen mann gedacht/
Was gilts/ es hätte manch' ein praver kerl genom-
men/
Wenn sie nicht für der zeit sich selbst zur frau gemacht/
Drum darff itzt keine wol sichs lassen nahe gehen/
Wenn sie bald oben muß in dem register stehen.
Die alten Jungfern.
Ach schwester schau! da geht mein alter freyer/
Ein wackrer mann/ ach! hätt ich ihn!
Ja wol/ so leg ich itzt nicht feyer/
Und wär was anders als ich bin.
Jch wolte stets nur einen jungen haben/
Jtzt sagt' ichs einem wittwer zu/
Aus ungeduld möcht' ich mich selbst begraben/
Da sitz ich nun/ ach! ach! du närrin du.
Die jungen Frauen.
Wie gut ists/ wer nicht wehlet/
Die ihr alsbald den erst-den besten nimmt/
Wie manche jungfer hat viel werber zwar gezehlet/
Doch weil die liebe stets nach einem lecker glimmt/
Der sie doch nicht gemeynt/ so kommt sie so darne-
ben/
Biß sie dem tode muß zuletzt die hand drauff ge-
ben:
Die/
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Hochzeit-Arien.
Das man beym kleppeln beym genethe
Zum oͤfftern thut/ doch unerhoͤrt/
Die Chriſt-nacht ſchwatzt wol viel von unſern freyern/
Doch die man ihm nur ſelbſt erdacht;
Manch muͤhlwerck muß bey gutem winde feyern/
Wenn ſich nicht hat der muͤller drauff gemacht.

Die jungen Frauen.
Wir ſind zu maͤnnern kommen/
Da wir noch faſt an keinen mann gedacht/
Was gilts/ es haͤtte manch’ ein praver kerl genom-
men/
Wenn ſie nicht fuͤr der zeit ſich ſelbſt zur frau gemacht/
Drum darff itzt keine wol ſichs laſſen nahe gehen/
Wenn ſie bald oben muß in dem regiſter ſtehen.
Die alten Jungfern.
Ach ſchweſter ſchau! da geht mein alter freyer/
Ein wackrer mann/ ach! haͤtt ich ihn!
Ja wol/ ſo leg ich itzt nicht feyer/
Und waͤr was anders als ich bin.
Jch wolte ſtets nur einen jungen haben/
Jtzt ſagt’ ichs einem wittwer zu/
Aus ungeduld moͤcht’ ich mich ſelbſt begraben/
Da ſitz ich nun/ ach! ach! du naͤrrin du.
Die jungen Frauen.
Wie gut iſts/ wer nicht wehlet/
Die ihr alsbald den erſt-den beſten nimmt/
Wie manche jungfer hat viel werber zwar gezehlet/
Doch weil die liebe ſtets nach einem lecker glimmt/
Der ſie doch nicht gemeynt/ ſo kommt ſie ſo darne-
ben/
Biß ſie dem tode muß zuletzt die hand drauff ge-
ben:
Die/
P 3
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[229/0231] Hochzeit-Arien. Das man beym kleppeln beym genethe Zum oͤfftern thut/ doch unerhoͤrt/ Die Chriſt-nacht ſchwatzt wol viel von unſern freyern/ Doch die man ihm nur ſelbſt erdacht; Manch muͤhlwerck muß bey gutem winde feyern/ Wenn ſich nicht hat der muͤller drauff gemacht. Die jungen Frauen. Wir ſind zu maͤnnern kommen/ Da wir noch faſt an keinen mann gedacht/ Was gilts/ es haͤtte manch’ ein praver kerl genom- men/ Wenn ſie nicht fuͤr der zeit ſich ſelbſt zur frau gemacht/ Drum darff itzt keine wol ſichs laſſen nahe gehen/ Wenn ſie bald oben muß in dem regiſter ſtehen. Die alten Jungfern. Ach ſchweſter ſchau! da geht mein alter freyer/ Ein wackrer mann/ ach! haͤtt ich ihn! Ja wol/ ſo leg ich itzt nicht feyer/ Und waͤr was anders als ich bin. Jch wolte ſtets nur einen jungen haben/ Jtzt ſagt’ ichs einem wittwer zu/ Aus ungeduld moͤcht’ ich mich ſelbſt begraben/ Da ſitz ich nun/ ach! ach! du naͤrrin du. Die jungen Frauen. Wie gut iſts/ wer nicht wehlet/ Die ihr alsbald den erſt-den beſten nimmt/ Wie manche jungfer hat viel werber zwar gezehlet/ Doch weil die liebe ſtets nach einem lecker glimmt/ Der ſie doch nicht gemeynt/ ſo kommt ſie ſo darne- ben/ Biß ſie dem tode muß zuletzt die hand drauff ge- ben: Die/ P 3

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/231>, abgerufen am 26.11.2024.