Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.Begräbniß-Gedichte. Bey dem Grabe Fr. Christiana Eli- sabeth Höltichen/ Jhro Magnif. Herrn Joh. George Neumanns/ SS. Theolog. D. und Profess. Publ. in Wittenb. etc. gewesenen Eheliebste. C. H. ENdlich hast du/ reine seele/ doch die sterblichkeit besiegt/ Die mit ihren eitelkeiten nun zu deinen füssen liegt/ Band und ketten sind entzwey/ noht und leiden ist ver- schwunden/ Und du hast dein Canaan durch das thor der grufft ge- funden. Aber schau/ wofern es möglich/ noch einmahl das zim- mer an/ Das von deinem grossen jammer und erlösung zeugen kan/ Schau/ wie da die wehmuht seuffzt/ wie die thränen-ströme fliessen/ Die so wol Gemahl als Sohn über dem verlust vergiessen. Jtzt da Zion bey den windeln seines heiles sich erfreut/ Und den weyrauch wahrer andacht aufs altar zum opffer streut/ Wird allhier der trübe geist nebst den kummer-reichen stunden Mit dem boy der traurigkeit und Cypressen-laub' umwunden. Deine plagen/ grosser lehrer/ und die überhäuffte noht Dringen auch an unsre seelen/ ja dein herbes thränen-brod Macht auch unsre speise an/ alles legt bey deinem leide Freud' und feyer-kleider hin/ und erscheint im trauer-kleide. Wer beklagt nicht deren abschied/ die dein andres leben war/ Und mit welcher dein vergnügen lieget auf der todten-bahr/ Wer ist nicht mit uns betrübt über ihrer schönen jugend? Welchen jammert nicht der fall dieser ungeschminckten tu- gend? Dei- Q 3
Begraͤbniß-Gedichte. Bey dem Grabe Fr. Chriſtiana Eli- ſabeth Hoͤltichen/ Jhro Magnif. Herrn Joh. George Neumanns/ SS. Theolog. D. und Profeſſ. Publ. in Wittenb. ꝛc. geweſenen Eheliebſte. C. H. ENdlich haſt du/ reine ſeele/ doch die ſterblichkeit beſiegt/ Die mit ihren eitelkeiten nun zu deinen fuͤſſen liegt/ Band und ketten ſind entzwey/ noht und leiden iſt ver- ſchwunden/ Und du haſt dein Canaan durch das thor der grufft ge- funden. Aber ſchau/ wofern es moͤglich/ noch einmahl das zim- mer an/ Das von deinem groſſen jammer und erloͤſung zeugen kan/ Schau/ wie da die wehmuht ſeuffzt/ wie die thraͤnen-ſtroͤme flieſſen/ Die ſo wol Gemahl als Sohn uͤber dem verluſt vergieſſen. Jtzt da Zion bey den windeln ſeines heiles ſich erfreut/ Und den weyrauch wahrer andacht aufs altar zum opffer ſtreut/ Wird allhier der truͤbe geiſt nebſt den kummer-reichen ſtunden Mit dem boy der traurigkeit und Cypreſſen-laub’ umwunden. Deine plagen/ groſſer lehrer/ und die uͤberhaͤuffte noht Dringen auch an unſre ſeelen/ ja dein herbes thraͤnen-brod Macht auch unſre ſpeiſe an/ alles legt bey deinem leide Freud’ und feyer-kleider hin/ und erſcheint im trauer-kleide. Wer beklagt nicht deren abſchied/ die dein andres leben war/ Und mit welcher dein vergnuͤgen lieget auf der todten-bahr/ Wer iſt nicht mit uns betruͤbt uͤber ihrer ſchoͤnen jugend? Welchen jammert nicht der fall dieſer ungeſchminckten tu- gend? Dei- Q 3
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Begraͤbniß-Gedichte.
Bey dem Grabe Fr. Chriſtiana Eli-
ſabeth Hoͤltichen/ Jhro Magnif. Herrn
Joh. George Neumanns/ SS. Theolog. D.
und Profeſſ. Publ. in Wittenb. ꝛc.
geweſenen Eheliebſte.
C. H.
ENdlich haſt du/ reine ſeele/ doch die ſterblichkeit beſiegt/
Die mit ihren eitelkeiten nun zu deinen fuͤſſen liegt/
Band und ketten ſind entzwey/ noht und leiden iſt ver-
ſchwunden/
Und du haſt dein Canaan durch das thor der grufft ge-
funden.
Aber ſchau/ wofern es moͤglich/ noch einmahl das zim-
mer an/
Das von deinem groſſen jammer und erloͤſung zeugen kan/
Schau/ wie da die wehmuht ſeuffzt/ wie die thraͤnen-ſtroͤme
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Die ſo wol Gemahl als Sohn uͤber dem verluſt vergieſſen.
Jtzt da Zion bey den windeln ſeines heiles ſich erfreut/
Und den weyrauch wahrer andacht aufs altar zum opffer
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Wird allhier der truͤbe geiſt nebſt den kummer-reichen
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Mit dem boy der traurigkeit und Cypreſſen-laub’ umwunden.
Deine plagen/ groſſer lehrer/ und die uͤberhaͤuffte noht
Dringen auch an unſre ſeelen/ ja dein herbes thraͤnen-brod
Macht auch unſre ſpeiſe an/ alles legt bey deinem leide
Freud’ und feyer-kleider hin/ und erſcheint im trauer-kleide.
Wer beklagt nicht deren abſchied/ die dein andres leben war/
Und mit welcher dein vergnuͤgen lieget auf der todten-bahr/
Wer iſt nicht mit uns betruͤbt uͤber ihrer ſchoͤnen jugend?
Welchen jammert nicht der fall dieſer ungeſchminckten tu-
gend?
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