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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

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Vermischte Gedichte.
Schäfer-Gedichte.
Mileno.
C. G. B.
JHr buchen/ wißt ihr noch was neulich hier geschehn?
Jhr eichen/ wißt ihr euch noch etwas zu entsinnen?
Ja freylich wißt ihrs noch: ihr habet ja gesehn
Zwey thränen-bäche mir aus meinen augen rinnen?
Jhr habet ja mein ach wol hundert mahl gehört/
Und wie die seuffzer mich fast schienen zu ersticken:
Jhr seyd es/ die mein mund am meisten hat gelehrt/
Was meinen trüben geist vor centner-lasten drücken.
Elisens schöner straal hat meine ruh verletzt:
Jch fund sie einesmahl in eurem schatten schlaffen/
Und hatte mich zu ihr kaum näher hingesetzt/
Als meinen fürwitz sie schon anfieng abzustraffen.
Jch hatte sie noch nie so eigen angesehn/
Ob mir viel schäfer gleich von ihrer schönheit sagten:
Jtzt aber must' es auch von ohngefehr geschehn/
Daß meine füsse sich auf ihre fluren wagten.
Jch kannte noch die kraft der schlauen liebe nicht/
Und wuste nicht den ort wo sie zu wohnen pfleget:
Drum sah ich ohne furcht ihr englisch angesicht/
Das ein verzehrend feur in seinem zirckel häget.
Jch hatte die gefahr nicht zu vorher bedacht:
Die augen hatte zwar ein tiefer schlaf verdecket/
Allein/ gleich wie der blitz bey finsterniß und nacht
Viel ungeheurer scheint und uns weit mehr erschrecket;
So hat auch durch den schlaff ihr nicht geschwächter
straal
Mir augen/ geist und brust nur destomehr gerühret:
Jch wurde gantz verwirrt/ und fühlte wie die qvaal
Mir durch die augen ward bis in das hertz geführet.
Jhr bäume saget mir/ ist das Elisens bild?
Das
Vermiſchte Gedichte.
Schaͤfer-Gedichte.
Mileno.
C. G. B.
JHr buchen/ wißt ihr noch was neulich hier geſchehn?
Jhr eichen/ wißt ihr euch noch etwas zu entſinnen?
Ja freylich wißt ihrs noch: ihr habet ja geſehn
Zwey thraͤnen-baͤche mir aus meinen augen rinnen?
Jhr habet ja mein ach wol hundert mahl gehoͤrt/
Und wie die ſeuffzer mich faſt ſchienen zu erſticken:
Jhr ſeyd es/ die mein mund am meiſten hat gelehrt/
Was meinen truͤben geiſt vor centner-laſten druͤcken.
Eliſens ſchoͤner ſtraal hat meine ruh verletzt:
Jch fund ſie einesmahl in eurem ſchatten ſchlaffen/
Und hatte mich zu ihr kaum naͤher hingeſetzt/
Als meinen fuͤrwitz ſie ſchon anfieng abzuſtraffen.
Jch hatte ſie noch nie ſo eigen angeſehn/
Ob mir viel ſchaͤfer gleich von ihrer ſchoͤnheit ſagten:
Jtzt aber muſt’ es auch von ohngefehr geſchehn/
Daß meine fuͤſſe ſich auf ihre fluren wagten.
Jch kannte noch die kraft der ſchlauen liebe nicht/
Und wuſte nicht den ort wo ſie zu wohnen pfleget:
Drum ſah ich ohne furcht ihr engliſch angeſicht/
Das ein verzehrend feur in ſeinem zirckel haͤget.
Jch hatte die gefahr nicht zu vorher bedacht:
Die augen hatte zwar ein tiefer ſchlaf verdecket/
Allein/ gleich wie der blitz bey finſterniß und nacht
Viel ungeheurer ſcheint und uns weit mehr erſchrecket;
So hat auch durch den ſchlaff ihr nicht geſchwaͤchter
ſtraal
Mir augen/ geiſt und bruſt nur deſtomehr geruͤhret:
Jch wurde gantz verwirrt/ und fuͤhlte wie die qvaal
Mir durch die augen ward bis in das hertz gefuͤhret.
Jhr baͤume ſaget mir/ iſt das Eliſens bild?
Das
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[317/0319] Vermiſchte Gedichte. Schaͤfer-Gedichte. Mileno. C. G. B. JHr buchen/ wißt ihr noch was neulich hier geſchehn? Jhr eichen/ wißt ihr euch noch etwas zu entſinnen? Ja freylich wißt ihrs noch: ihr habet ja geſehn Zwey thraͤnen-baͤche mir aus meinen augen rinnen? Jhr habet ja mein ach wol hundert mahl gehoͤrt/ Und wie die ſeuffzer mich faſt ſchienen zu erſticken: Jhr ſeyd es/ die mein mund am meiſten hat gelehrt/ Was meinen truͤben geiſt vor centner-laſten druͤcken. Eliſens ſchoͤner ſtraal hat meine ruh verletzt: Jch fund ſie einesmahl in eurem ſchatten ſchlaffen/ Und hatte mich zu ihr kaum naͤher hingeſetzt/ Als meinen fuͤrwitz ſie ſchon anfieng abzuſtraffen. Jch hatte ſie noch nie ſo eigen angeſehn/ Ob mir viel ſchaͤfer gleich von ihrer ſchoͤnheit ſagten: Jtzt aber muſt’ es auch von ohngefehr geſchehn/ Daß meine fuͤſſe ſich auf ihre fluren wagten. Jch kannte noch die kraft der ſchlauen liebe nicht/ Und wuſte nicht den ort wo ſie zu wohnen pfleget: Drum ſah ich ohne furcht ihr engliſch angeſicht/ Das ein verzehrend feur in ſeinem zirckel haͤget. Jch hatte die gefahr nicht zu vorher bedacht: Die augen hatte zwar ein tiefer ſchlaf verdecket/ Allein/ gleich wie der blitz bey finſterniß und nacht Viel ungeheurer ſcheint und uns weit mehr erſchrecket; So hat auch durch den ſchlaff ihr nicht geſchwaͤchter ſtraal Mir augen/ geiſt und bruſt nur deſtomehr geruͤhret: Jch wurde gantz verwirrt/ und fuͤhlte wie die qvaal Mir durch die augen ward bis in das hertz gefuͤhret. Jhr baͤume ſaget mir/ iſt das Eliſens bild? Das

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/319>, abgerufen am 22.11.2024.