Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.Vermischte Gedichte. Das euer schatten decke; wie oder hat DianeSich nur zu meiner pein in ihrem leib verhüllt/ Sagts: ich beschwere euch bey unserm grossen Pane! So rieff ich seufftzend aus/ und floh den püschen zu/ Weil die Elise gleich itzt anfieng aufzuwachen/ Mein ruffen hatte sie gestöret in der ruh: Drum furcht' ich ihren zorn und tausend andre sachen. Jch dachte/ hat sie dis gehört/ was du gesagt/ So wird Elise dich wie wölff' und beeren fliehen: Und hat sie auch gemerckt/ was du dich hast gewagt/ Wird über dich ihr zorn als wie ein wetter ziehen. Jn den gedancken trieb ich meine lämmer ein; Die liebe hatte mich schon völlig eingenommen/ Jch war nicht mehr wie vor; ich lebte stets allein/ Und möchte fast nicht mehr zu andern hirten kommen. Nur täglich gieng mein weg/ ihr buchen/ her zu euch; Jch dachte/ hier wird sie die lämmer wieder weiden: Ach aber nur umsonst/ und ich errieht es gleich/ Sie würde diesen ort um meinet willen meiden/ Und ihrer heerde bald ein andre trifft ersehn. So war ich ohne trost und must es doch verschweigen: Jch durfft Elisen nicht um ihre hülff' anflehn/ Noch meiner kranckheit art den besten freunden zeigen. Nechst aber hat Milen/ mein sehr vertrauter freund/ An dieser stelle mich recht listig hinterschlichen; Jch hatte lange zeit mein ungelück beweint/ Daß mit den thränen mir die kräffte fast entwichen: Jch war noch gantz verwirrt/ als er sich blicken ließ/ Und voller sorgfalt mich um meinen kummer fragte: Jch schwieg; er ließ nicht nach und als er mir be- wieß/ Daß alles ihm bewust/ was meine geister plagte/ So hab ich seiner treu mein leiden auch vertraut: Er suchte mich mit trost und hoffnung aufzurichten/ Und sprach: ist nur dein thun auf einen fels gebaut/ So wird kein anderer dein glücke dir vernichten. Wohl/
Vermiſchte Gedichte. Das euer ſchatten decke; wie oder hat DianeSich nur zu meiner pein in ihrem leib verhuͤllt/ Sagts: ich beſchwere euch bey unſerm groſſen Pane! So rieff ich ſeufftzend aus/ und floh den puͤſchen zu/ Weil die Eliſe gleich itzt anfieng aufzuwachen/ Mein ruffen hatte ſie geſtoͤret in der ruh: Drum furcht’ ich ihren zorn und tauſend andre ſachen. Jch dachte/ hat ſie dis gehoͤrt/ was du geſagt/ So wird Eliſe dich wie woͤlff’ und beeren fliehen: Und hat ſie auch gemerckt/ was du dich haſt gewagt/ Wird uͤber dich ihr zorn als wie ein wetter ziehen. Jn den gedancken trieb ich meine laͤmmer ein; Die liebe hatte mich ſchon voͤllig eingenommen/ Jch war nicht mehr wie vor; ich lebte ſtets allein/ Und moͤchte faſt nicht mehr zu andern hirten kommen. Nur taͤglich gieng mein weg/ ihr buchen/ her zu euch; Jch dachte/ hier wird ſie die laͤmmer wieder weiden: Ach aber nur umſonſt/ und ich errieht es gleich/ Sie wuͤrde dieſen ort um meinet willen meiden/ Und ihrer heerde bald ein andre trifft erſehn. So war ich ohne troſt und muſt es doch verſchweigen: Jch durfft Eliſen nicht um ihre huͤlff’ anflehn/ Noch meiner kranckheit art den beſten freunden zeigen. Nechſt aber hat Milen/ mein ſehr vertrauter freund/ An dieſer ſtelle mich recht liſtig hinterſchlichen; Jch hatte lange zeit mein ungeluͤck beweint/ Daß mit den thraͤnen mir die kraͤffte faſt entwichen: Jch war noch gantz verwirrt/ als er ſich blicken ließ/ Und voller ſorgfalt mich um meinen kummer fragte: Jch ſchwieg; er ließ nicht nach und als er mir be- wieß/ Daß alles ihm bewuſt/ was meine geiſter plagte/ So hab ich ſeiner treu mein leiden auch vertraut: Er ſuchte mich mit troſt und hoffnung aufzurichten/ Und ſprach: iſt nur dein thun auf einen fels gebaut/ So wird kein anderer dein gluͤcke dir vernichten. Wohl/
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Vermiſchte Gedichte.
Das euer ſchatten decke; wie oder hat Diane
Sich nur zu meiner pein in ihrem leib verhuͤllt/
Sagts: ich beſchwere euch bey unſerm groſſen Pane!
So rieff ich ſeufftzend aus/ und floh den puͤſchen zu/
Weil die Eliſe gleich itzt anfieng aufzuwachen/
Mein ruffen hatte ſie geſtoͤret in der ruh:
Drum furcht’ ich ihren zorn und tauſend andre ſachen.
Jch dachte/ hat ſie dis gehoͤrt/ was du geſagt/
So wird Eliſe dich wie woͤlff’ und beeren fliehen:
Und hat ſie auch gemerckt/ was du dich haſt gewagt/
Wird uͤber dich ihr zorn als wie ein wetter ziehen.
Jn den gedancken trieb ich meine laͤmmer ein;
Die liebe hatte mich ſchon voͤllig eingenommen/
Jch war nicht mehr wie vor; ich lebte ſtets allein/
Und moͤchte faſt nicht mehr zu andern hirten kommen.
Nur taͤglich gieng mein weg/ ihr buchen/ her zu euch;
Jch dachte/ hier wird ſie die laͤmmer wieder weiden:
Ach aber nur umſonſt/ und ich errieht es gleich/
Sie wuͤrde dieſen ort um meinet willen meiden/
Und ihrer heerde bald ein andre trifft erſehn.
So war ich ohne troſt und muſt es doch verſchweigen:
Jch durfft Eliſen nicht um ihre huͤlff’ anflehn/
Noch meiner kranckheit art den beſten freunden zeigen.
Nechſt aber hat Milen/ mein ſehr vertrauter freund/
An dieſer ſtelle mich recht liſtig hinterſchlichen;
Jch hatte lange zeit mein ungeluͤck beweint/
Daß mit den thraͤnen mir die kraͤffte faſt entwichen:
Jch war noch gantz verwirrt/ als er ſich blicken ließ/
Und voller ſorgfalt mich um meinen kummer fragte:
Jch ſchwieg; er ließ nicht nach und als er mir be-
wieß/
Daß alles ihm bewuſt/ was meine geiſter plagte/
So hab ich ſeiner treu mein leiden auch vertraut:
Er ſuchte mich mit troſt und hoffnung aufzurichten/
Und ſprach: iſt nur dein thun auf einen fels gebaut/
So wird kein anderer dein gluͤcke dir vernichten.
Wohl/
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