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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Begräbniß-Gedichte.
Wo nun das Christenthum zum sichren grunde lieget,
So wird der tugend-bau gar leichtlich aufgeführt;
Und wo man fleisch und blut durch GOttes wort besieget,
Hat witz und klugheit auch die seelen ausgeziert.
Du bist, Durchlauchtigster! der niedrigkeit entflogen,
Und dein versuchter sinn, dein himmlischer verstand,
Nach welchem du genau der sachen werth erwogen,
Macht deinen großen ruhm der weiten welt bekant.
Zwar darff es nicht bey dir, von fremden dis zu borgen,
Was dir ein volles maaß vorlängsten beygelegt;
Doch war dein frischer muth voll ungesäumter sorgen,
Ein trieb, der andre zeucht, hat dich auch angeregt.
Du dachtest in die welt. Du hast die herrligkeiten
Und fremder völcker thun begierig angeschaut.
Dir wieß der erste zug die schönen seltenheiten,
Worauf das Niederland so pracht als nutzen baut.
Dich sah das freye volck mit unverwandten blicken,
Als das schon bey sich selbst aus deinen augen las':
Daß deine starcke faust solt ihren Staat beglücken,
Der damals schon nicht mehr in sichrer ruhe saß.
Dich trug die see darauf ins große reich der Britten,
Es nahm dich Engelland als deutschen engel an.
Du sahest Londens pracht und seiner bürger sitten,
Wie sich die Themse nährt und auch beschützen kan.
Der große William wieß dir viel liebes-zeichen,
Er nahm an dir, o Printz! was ungemeines wahr;
Sein Withal muste dir die holden küsse reichen,
Dein stern macht seinen glantz durch helden offenbar.
Hat einst der Sachsen macht das Britten-volck bezwungen,
Und ihren thron daselbst zur herrschafft aufgeführt;
So ist Jan Wilhelms huld von neuen durchgedrungen,
Von welchen jedes hertz sich als bezwungen spürt.
Allein das feuer kan doch keine ruhe finden,
Es treibet seine loh in lichten flammen auf.
Der himmel weiß sich doch auf keine ruh zu gründen,
Er gehet um und um, weil der gewohnte lauff
Die ruh in unruh sucht. Du gleichst den heißen flammen,
O mehr als theurer Held! und weist von keiner ruh.
Dein
J 3
Begraͤbniß-Gedichte.
Wo nun das Chriſtenthum zum ſichren grunde lieget,
So wird der tugend-bau gar leichtlich aufgefuͤhrt;
Und wo man fleiſch und blut durch GOttes wort beſieget,
Hat witz und klugheit auch die ſeelen ausgeziert.
Du biſt, Durchlauchtigſter! der niedrigkeit entflogen,
Und dein verſuchter ſinn, dein himmliſcher verſtand,
Nach welchem du genau der ſachen werth erwogen,
Macht deinen großen ruhm der weiten welt bekant.
Zwar darff es nicht bey dir, von fremden dis zu borgen,
Was dir ein volles maaß vorlaͤngſten beygelegt;
Doch war dein friſcher muth voll ungeſaͤumter ſorgen,
Ein trieb, der andre zeucht, hat dich auch angeregt.
Du dachteſt in die welt. Du haſt die herrligkeiten
Und fremder voͤlcker thun begierig angeſchaut.
Dir wieß der erſte zug die ſchoͤnen ſeltenheiten,
Worauf das Niederland ſo pracht als nutzen baut.
Dich ſah das freye volck mit unverwandten blicken,
Als das ſchon bey ſich ſelbſt aus deinen augen laſ’:
Daß deine ſtarcke fauſt ſolt ihren Staat begluͤcken,
Der damals ſchon nicht mehr in ſichrer ruhe ſaß.
Dich trug die ſee darauf ins große reich der Britten,
Es nahm dich Engelland als deutſchen engel an.
Du ſaheſt Londens pracht und ſeiner buͤrger ſitten,
Wie ſich die Themſe naͤhrt und auch beſchuͤtzen kan.
Der große William wieß dir viel liebes-zeichen,
Er nahm an dir, o Printz! was ungemeines wahr;
Sein Withal muſte dir die holden kuͤſſe reichen,
Dein ſtern macht ſeinen glantz durch helden offenbar.
Hat einſt der Sachſen macht das Britten-volck bezwungen,
Und ihren thron daſelbſt zur herrſchafft aufgefuͤhrt;
So iſt Jan Wilhelms huld von neuen durchgedrungen,
Von welchen jedes hertz ſich als bezwungen ſpuͤrt.
Allein das feuer kan doch keine ruhe finden,
Es treibet ſeine loh in lichten flammen auf.
Der himmel weiß ſich doch auf keine ruh zu gruͤnden,
Er gehet um und um, weil der gewohnte lauff
Die ruh in unruh ſucht. Du gleichſt den heißen flammen,
O mehr als theurer Held! und weiſt von keiner ruh.
Dein
J 3
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[133/0135] Begraͤbniß-Gedichte. Wo nun das Chriſtenthum zum ſichren grunde lieget, So wird der tugend-bau gar leichtlich aufgefuͤhrt; Und wo man fleiſch und blut durch GOttes wort beſieget, Hat witz und klugheit auch die ſeelen ausgeziert. Du biſt, Durchlauchtigſter! der niedrigkeit entflogen, Und dein verſuchter ſinn, dein himmliſcher verſtand, Nach welchem du genau der ſachen werth erwogen, Macht deinen großen ruhm der weiten welt bekant. Zwar darff es nicht bey dir, von fremden dis zu borgen, Was dir ein volles maaß vorlaͤngſten beygelegt; Doch war dein friſcher muth voll ungeſaͤumter ſorgen, Ein trieb, der andre zeucht, hat dich auch angeregt. Du dachteſt in die welt. Du haſt die herrligkeiten Und fremder voͤlcker thun begierig angeſchaut. Dir wieß der erſte zug die ſchoͤnen ſeltenheiten, Worauf das Niederland ſo pracht als nutzen baut. Dich ſah das freye volck mit unverwandten blicken, Als das ſchon bey ſich ſelbſt aus deinen augen laſ’: Daß deine ſtarcke fauſt ſolt ihren Staat begluͤcken, Der damals ſchon nicht mehr in ſichrer ruhe ſaß. Dich trug die ſee darauf ins große reich der Britten, Es nahm dich Engelland als deutſchen engel an. Du ſaheſt Londens pracht und ſeiner buͤrger ſitten, Wie ſich die Themſe naͤhrt und auch beſchuͤtzen kan. Der große William wieß dir viel liebes-zeichen, Er nahm an dir, o Printz! was ungemeines wahr; Sein Withal muſte dir die holden kuͤſſe reichen, Dein ſtern macht ſeinen glantz durch helden offenbar. Hat einſt der Sachſen macht das Britten-volck bezwungen, Und ihren thron daſelbſt zur herrſchafft aufgefuͤhrt; So iſt Jan Wilhelms huld von neuen durchgedrungen, Von welchen jedes hertz ſich als bezwungen ſpuͤrt. Allein das feuer kan doch keine ruhe finden, Es treibet ſeine loh in lichten flammen auf. Der himmel weiß ſich doch auf keine ruh zu gruͤnden, Er gehet um und um, weil der gewohnte lauff Die ruh in unruh ſucht. Du gleichſt den heißen flammen, O mehr als theurer Held! und weiſt von keiner ruh. Dein J 3

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/135>, abgerufen am 23.11.2024.