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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Begräbniß-Gedichte.
Ach jammer! da Stockholm den Printzen soll empfangen,
So hemmt ein rauher sturm der fernen reise lauff;
Jedoch nicht ohngefehr: Dis ist des Höchsten liebe,
Die ein geschwächter mensch auf seinem schoos erblickt,
Er macht den tag zu nacht, das heitre wetter trübe,
Doch so, daß seine gunst uns aus den ängsten rückt.
Wer will der kräuter krafft, der ärtzte witz erkennen,
Wenn nicht der blasse tod uns offt die sense wieß?
Wer wolt das sonnen-licht den trost der erden nennen,
Wo nicht ein kalter frost auf unsre felder bließ?
Wer will des Höchsten huld und seine liebe preisen,
Wenn nicht die bange noth an leib und seele stürmt?
Jan Wilhelm kan alsdann mit seinen fingern weisen,
Wie weit ihn GOttes macht in seiner noth beschirmt.
Der himmel schwärtzet sich, die strenge winde sausen,
Die wellen schaumen auf, die rauhe see erregt
Die ungestüme flut, die grimme wogen brausen,
Da ihr erhitzter zorn an schiff und segel schlägt;
Das schiff wanckt hin und her, die masten stürtzen nieder,
Der kiel steigt himmel-an, der steuermann erblaßt,
Jtzt springt sein ruder auf, und itzo sinckt es wieder,
Der botsmann, der verzagt die starcken towen faßt/
Nimmt alle segel ein: Die schwachen blancken schüttern,
Der fock bricht hinten ab, und der mesan zerschellt,
Das schiff ist ohne schutz, die untern breter splittern,
Da alle hoffnung nun mit allen masten fällt,
So plumpt der schiffer noch, das wasser auszugießen,
Das durch den weiten leck in die cajute brach.
Die angst begreifft sich nicht, und weiß nichts mehr zu schlüßen;
Weil der zerschlagne rest im letzten ungemach
Gar an die klippen fährt: Der ruffet, jener lärmet,
Der betet, jener bebt: Das schiff stöst an das land
Und prellet doch zurück, das rauhe wetter schwärmet
Und liefert, was es trifft, der rauhen unglücks-hand.
Doch kan des Cäsars trotz die wilde see verlachen,
Die ihm den untergang in ihren wellen droht,
Kan er dem schiffer-volck noch trost und hoffnung machen,
Und rufft: Mein glücke steht mir dennoch zu gebot;
So
Begraͤbniß-Gedichte.
Ach jammer! da Stockholm den Printzen ſoll empfangen,
So hemmt ein rauher ſturm der fernen reiſe lauff;
Jedoch nicht ohngefehr: Dis iſt des Hoͤchſten liebe,
Die ein geſchwaͤchter menſch auf ſeinem ſchoos erblickt,
Er macht den tag zu nacht, das heitre wetter truͤbe,
Doch ſo, daß ſeine gunſt uns aus den aͤngſten ruͤckt.
Wer will der kraͤuter krafft, der aͤrtzte witz erkennen,
Wenn nicht der blaſſe tod uns offt die ſenſe wieß?
Wer wolt das ſonnen-licht den troſt der erden nennen,
Wo nicht ein kalter froſt auf unſre felder bließ?
Wer will des Hoͤchſten huld und ſeine liebe preiſen,
Wenn nicht die bange noth an leib und ſeele ſtuͤrmt?
Jan Wilhelm kan alsdann mit ſeinen fingern weiſen,
Wie weit ihn GOttes macht in ſeiner noth beſchirmt.
Der himmel ſchwaͤrtzet ſich, die ſtrenge winde ſauſen,
Die wellen ſchaumen auf, die rauhe ſee erregt
Die ungeſtuͤme flut, die grimme wogen brauſen,
Da ihr erhitzter zorn an ſchiff und ſegel ſchlaͤgt;
Das ſchiff wanckt hin und her, die maſten ſtuͤrtzen nieder,
Der kiel ſteigt himmel-an, der ſteuermann erblaßt,
Jtzt ſpringt ſein ruder auf, und itzo ſinckt es wieder,
Der botsmann, der verzagt die ſtarcken towen faßt/
Nimmt alle ſegel ein: Die ſchwachen blancken ſchuͤttern,
Der fock bricht hinten ab, und der meſan zerſchellt,
Das ſchiff iſt ohne ſchutz, die untern breter ſplittern,
Da alle hoffnung nun mit allen maſten faͤllt,
So plumpt der ſchiffer noch, das waſſer auszugießen,
Das durch den weiten leck in die cajute brach.
Die angſt begreifft ſich nicht, und weiß nichts mehr zu ſchluͤßen;
Weil der zerſchlagne reſt im letzten ungemach
Gar an die klippen faͤhrt: Der ruffet, jener laͤrmet,
Der betet, jener bebt: Das ſchiff ſtoͤſt an das land
Und prellet doch zuruͤck, das rauhe wetter ſchwaͤrmet
Und liefert, was es trifft, der rauhen ungluͤcks-hand.
Doch kan des Caͤſars trotz die wilde ſee verlachen,
Die ihm den untergang in ihren wellen droht,
Kan er dem ſchiffer-volck noch troſt und hoffnung machen,
Und rufft: Mein gluͤcke ſteht mir dennoch zu gebot;
So
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[140/0142] Begraͤbniß-Gedichte. Ach jammer! da Stockholm den Printzen ſoll empfangen, So hemmt ein rauher ſturm der fernen reiſe lauff; Jedoch nicht ohngefehr: Dis iſt des Hoͤchſten liebe, Die ein geſchwaͤchter menſch auf ſeinem ſchoos erblickt, Er macht den tag zu nacht, das heitre wetter truͤbe, Doch ſo, daß ſeine gunſt uns aus den aͤngſten ruͤckt. Wer will der kraͤuter krafft, der aͤrtzte witz erkennen, Wenn nicht der blaſſe tod uns offt die ſenſe wieß? Wer wolt das ſonnen-licht den troſt der erden nennen, Wo nicht ein kalter froſt auf unſre felder bließ? Wer will des Hoͤchſten huld und ſeine liebe preiſen, Wenn nicht die bange noth an leib und ſeele ſtuͤrmt? Jan Wilhelm kan alsdann mit ſeinen fingern weiſen, Wie weit ihn GOttes macht in ſeiner noth beſchirmt. Der himmel ſchwaͤrtzet ſich, die ſtrenge winde ſauſen, Die wellen ſchaumen auf, die rauhe ſee erregt Die ungeſtuͤme flut, die grimme wogen brauſen, Da ihr erhitzter zorn an ſchiff und ſegel ſchlaͤgt; Das ſchiff wanckt hin und her, die maſten ſtuͤrtzen nieder, Der kiel ſteigt himmel-an, der ſteuermann erblaßt, Jtzt ſpringt ſein ruder auf, und itzo ſinckt es wieder, Der botsmann, der verzagt die ſtarcken towen faßt/ Nimmt alle ſegel ein: Die ſchwachen blancken ſchuͤttern, Der fock bricht hinten ab, und der meſan zerſchellt, Das ſchiff iſt ohne ſchutz, die untern breter ſplittern, Da alle hoffnung nun mit allen maſten faͤllt, So plumpt der ſchiffer noch, das waſſer auszugießen, Das durch den weiten leck in die cajute brach. Die angſt begreifft ſich nicht, und weiß nichts mehr zu ſchluͤßen; Weil der zerſchlagne reſt im letzten ungemach Gar an die klippen faͤhrt: Der ruffet, jener laͤrmet, Der betet, jener bebt: Das ſchiff ſtoͤſt an das land Und prellet doch zuruͤck, das rauhe wetter ſchwaͤrmet Und liefert, was es trifft, der rauhen ungluͤcks-hand. Doch kan des Caͤſars trotz die wilde ſee verlachen, Die ihm den untergang in ihren wellen droht, Kan er dem ſchiffer-volck noch troſt und hoffnung machen, Und rufft: Mein gluͤcke ſteht mir dennoch zu gebot; So

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/142>, abgerufen am 27.11.2024.