Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.Vermischte Gedichte. Dis fordert dein verdienst, dis heischet unsre pflicht:Wir wissen allzuwohl, daß offt ein bloses licht, Nach manches dichters wahn der sonnen gleiche schimmert. Allein ein falscher ruhm, den schmeicheley gezimmert, Verschwindet wie ein dampff. Dein namen aber steht, Weil ihn der wahrheit mund, der tugend hand erhöht. Gesetzt, daß mancher sich aus stoltzer thorheit brüstet, Und schreyt: daß Padua vorlängst nach ihm gelüstet: Daß vieler Fürsten hof, daß Holl- und Engelland, Und Byzanz selber schon sein rares lob erkannt; So hat das freche maul den pöbel nur belogen. Den aber hat gewiß sein glaube nicht betrogen, Der dir die ehre giebt, so jener nicht verdient. Daß in Salinen noch Hygeens lorbeer grünt, Jst, Ungemeiner Mann! dir grösten theils zu dancken. Dein schreiben führt dich nicht nur außer Deutschlands schran- cken; Dein lehren thut es auch. Dis ziehet vieler sinn Aus weit-entfernter lufft zu deinen füßen hin. Zwar mancher hat ja wol gelehrt und auch geschrieben; Doch ist sein gantzer ruhm darinnen stehn geblieben: Dein ruhm geht weiter fort. Das lehren crönt die that. Was die erfahrung erst durch dich bewähret hat, Das lehrst und schreibest du. Wir kennen deine gaben, Die große Fürsten offt an dir gepriesen haben; Die Deutschland, wenn dich einst des hohen himmels schluß Nicht mehr der erde gönnt, mit dir, betrauren muß. Drum bist du allem sturm der neider überlegen: Drum wünscht das gantze land dir tausendfachen segen: Drum läst der Höchste dich vollkommen glücklich seyn, Und in dem alter noch mit einem sohn erfreun. Er hat uns zwar durch dich schon einen auferzogen, Der dir mit seltnem fleiß in ehren nachgeflogen; Der uns erkennen läst, daß auch ein großer Mann, Der GOtt und klugheit liebt, was großes zeugen kan. Wie aber? Wollen wir die andern zwey vergessen? Nein! denn man darff ihr lob nicht nach den jahren messen, Sie Hofm. w. V. Th. N
Vermiſchte Gedichte. Dis fordert dein verdienſt, dis heiſchet unſre pflicht:Wir wiſſen allzuwohl, daß offt ein bloſes licht, Nach manches dichters wahn der ſonnen gleiche ſchimmert. Allein ein falſcher ruhm, den ſchmeicheley gezimmert, Verſchwindet wie ein dampff. Dein namen aber ſteht, Weil ihn der wahrheit mund, der tugend hand erhoͤht. Geſetzt, daß mancher ſich aus ſtoltzer thorheit bruͤſtet, Und ſchreyt: daß Padua vorlaͤngſt nach ihm geluͤſtet: Daß vieler Fuͤrſten hof, daß Holl- und Engelland, Und Byzanz ſelber ſchon ſein rares lob erkannt; So hat das freche maul den poͤbel nur belogen. Den aber hat gewiß ſein glaube nicht betrogen, Der dir die ehre giebt, ſo jener nicht verdient. Daß in Salinen noch Hygeens lorbeer gruͤnt, Jſt, Ungemeiner Mann! dir groͤſten theils zu dancken. Dein ſchreiben fuͤhrt dich nicht nur außer Deutſchlands ſchran- cken; Dein lehren thut es auch. Dis ziehet vieler ſinn Aus weit-entfernter lufft zu deinen fuͤßen hin. Zwar mancher hat ja wol gelehrt und auch geſchrieben; Doch iſt ſein gantzer ruhm darinnen ſtehn geblieben: Dein ruhm geht weiter fort. Das lehren croͤnt die that. Was die erfahrung erſt durch dich bewaͤhret hat, Das lehrſt und ſchreibeſt du. Wir kennen deine gaben, Die große Fuͤrſten offt an dir geprieſen haben; Die Deutſchland, wenn dich einſt des hohen himmels ſchluß Nicht mehr der erde goͤnnt, mit dir, betrauren muß. Drum biſt du allem ſturm der neider uͤberlegen: Drum wuͤnſcht das gantze land dir tauſendfachen ſegen: Drum laͤſt der Hoͤchſte dich vollkommen gluͤcklich ſeyn, Und in dem alter noch mit einem ſohn erfreun. Er hat uns zwar durch dich ſchon einen auferzogen, Der dir mit ſeltnem fleiß in ehren nachgeflogen; Der uns erkennen laͤſt, daß auch ein großer Mann, Der GOtt und klugheit liebt, was großes zeugen kan. Wie aber? Wollen wir die andern zwey vergeſſen? Nein! denn man darff ihr lob nicht nach den jahren meſſen, Sie Hofm. w. V. Th. N
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Vermiſchte Gedichte.
Dis fordert dein verdienſt, dis heiſchet unſre pflicht:
Wir wiſſen allzuwohl, daß offt ein bloſes licht,
Nach manches dichters wahn der ſonnen gleiche ſchimmert.
Allein ein falſcher ruhm, den ſchmeicheley gezimmert,
Verſchwindet wie ein dampff. Dein namen aber ſteht,
Weil ihn der wahrheit mund, der tugend hand erhoͤht.
Geſetzt, daß mancher ſich aus ſtoltzer thorheit bruͤſtet,
Und ſchreyt: daß Padua vorlaͤngſt nach ihm geluͤſtet:
Daß vieler Fuͤrſten hof, daß Holl- und Engelland,
Und Byzanz ſelber ſchon ſein rares lob erkannt;
So hat das freche maul den poͤbel nur belogen.
Den aber hat gewiß ſein glaube nicht betrogen,
Der dir die ehre giebt, ſo jener nicht verdient.
Daß in Salinen noch Hygeens lorbeer gruͤnt,
Jſt, Ungemeiner Mann! dir groͤſten theils zu dancken.
Dein ſchreiben fuͤhrt dich nicht nur außer Deutſchlands ſchran-
cken;
Dein lehren thut es auch. Dis ziehet vieler ſinn
Aus weit-entfernter lufft zu deinen fuͤßen hin.
Zwar mancher hat ja wol gelehrt und auch geſchrieben;
Doch iſt ſein gantzer ruhm darinnen ſtehn geblieben:
Dein ruhm geht weiter fort. Das lehren croͤnt die that.
Was die erfahrung erſt durch dich bewaͤhret hat,
Das lehrſt und ſchreibeſt du. Wir kennen deine gaben,
Die große Fuͤrſten offt an dir geprieſen haben;
Die Deutſchland, wenn dich einſt des hohen himmels ſchluß
Nicht mehr der erde goͤnnt, mit dir, betrauren muß.
Drum biſt du allem ſturm der neider uͤberlegen:
Drum wuͤnſcht das gantze land dir tauſendfachen ſegen:
Drum laͤſt der Hoͤchſte dich vollkommen gluͤcklich ſeyn,
Und in dem alter noch mit einem ſohn erfreun.
Er hat uns zwar durch dich ſchon einen auferzogen,
Der dir mit ſeltnem fleiß in ehren nachgeflogen;
Der uns erkennen laͤſt, daß auch ein großer Mann,
Der GOtt und klugheit liebt, was großes zeugen kan.
Wie aber? Wollen wir die andern zwey vergeſſen?
Nein! denn man darff ihr lob nicht nach den jahren meſſen,
Sie
Hofm. w. V. Th. N
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