Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

Bild:
<< vorherige Seite

Vermischte Gedichte.
Jch schäme mich, leyder!
Und fürchte, die neider
Werden gegen mich die zähne wetzen,
Und mich in die reyh der verworffenen setzen.

Der Sommer.
Dein pracht, o Frühling! ist nicht groß,
Du giebst dich, leyder! allzublos.
Jch kan mit meinen werthen söhnen
Den großen Käyser besser crönen.
Jch schütt' ihm palmen in die schoos
Du aber giebst dich allzublos.
Der Brach-monat.
Wer Leopolds geburts-tag zeigt (d)
Hat, glaub ich, allen obgesieget.
Doch wenn er auch noch höher steigt,
Und cronen zu den sceptern füget (e),
Wenn er ihm printzen (f) und festungen (g) schenckt;
So ist er wol werth, daß man seiner am besten gedenckt.
Der Heu-monat.
Halt, bruder! halt an!
Was hab ich gethan?
Jch gab ihm die crone des Römischen reichs (h)
Und der länder heyl und hoffen,
Joseph, hat auf mich getroffen (i).
Beyde zusammen.
Weil Leopold und Joseph bey uns blühen,
So sind wir wol den andern vorzuziehen.
Der
(d) Den 9 Jun. 1640.
(e) Leopoldus ward den 16 Jun.
1655 zum Könige in Hungarn erwehlet, und den 27 geerönet.
(f) den 22 Jun. 1682 Ertz-Hertzog Leopold geboren.
(g) den
5 Jun. 1692 ward Groß-Waradein erobert.
(h) den 18 Jul.
1688 gieng die wahl vor sich.
(i) den 26 Jul. 1678 ward Kö-
nig Joseph geboren.
N 5

Vermiſchte Gedichte.
Jch ſchaͤme mich, leyder!
Und fuͤrchte, die neider
Werden gegen mich die zaͤhne wetzen,
Und mich in die reyh der verworffenen ſetzen.

Der Sommer.
Dein pracht, o Fruͤhling! iſt nicht groß,
Du giebſt dich, leyder! allzublos.
Jch kan mit meinen werthen ſoͤhnen
Den großen Kaͤyſer beſſer croͤnen.
Jch ſchuͤtt’ ihm palmen in die ſchoos
Du aber giebſt dich allzublos.
Der Brach-monat.
Wer Leopolds geburts-tag zeigt (d)
Hat, glaub ich, allen obgeſieget.
Doch wenn er auch noch hoͤher ſteigt,
Und cronen zu den ſceptern fuͤget (e),
Wenn er ihm printzen (f) und feſtungen (g) ſchenckt;
So iſt er wol werth, daß man ſeiner am beſten gedenckt.
Der Heu-monat.
Halt, bruder! halt an!
Was hab ich gethan?
Jch gab ihm die crone des Roͤmiſchen reichs (h)
Und der laͤnder heyl und hoffen,
Joſeph, hat auf mich getroffen (i).
Beyde zuſammen.
Weil Leopold und Joſeph bey uns bluͤhen,
So ſind wir wol den andern vorzuziehen.
Der
(d) Den 9 Jun. 1640.
(e) Leopoldus ward den 16 Jun.
1655 zum Koͤnige in Hungarn erwehlet, und den 27 geeroͤnet.
(f) den 22 Jun. 1682 Ertz-Hertzog Leopold geboren.
(g) den
5 Jun. 1692 ward Groß-Waradein erobert.
(h) den 18 Jul.
1688 gieng die wahl vor ſich.
(i) den 26 Jul. 1678 ward Koͤ-
nig Joſeph geboren.
N 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div type="scene">
              <sp>
                <lg n="11">
                  <pb facs="#f0203" n="201"/>
                  <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermi&#x017F;chte Gedichte.</hi> </fw><lb/>
                  <l>Jch &#x017F;cha&#x0364;me mich, leyder!</l><lb/>
                  <l>Und fu&#x0364;rchte, die neider</l><lb/>
                  <l>Werden gegen mich die za&#x0364;hne wetzen,</l><lb/>
                  <l>Und mich in die reyh der verworffenen &#x017F;etzen.</l>
                </lg>
              </sp><lb/>
              <sp>
                <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Der Sommer.</hi> </hi> </speaker><lb/>
                <lg n="12">
                  <l>Dein pracht, o Fru&#x0364;hling! i&#x017F;t nicht groß,</l><lb/>
                  <l>Du gieb&#x017F;t dich, leyder! allzublos.</l><lb/>
                  <l>Jch kan mit meinen werthen &#x017F;o&#x0364;hnen</l><lb/>
                  <l>Den großen Ka&#x0364;y&#x017F;er be&#x017F;&#x017F;er cro&#x0364;nen.</l><lb/>
                  <l>Jch &#x017F;chu&#x0364;tt&#x2019; ihm palmen in die &#x017F;choos</l><lb/>
                  <l>Du aber gieb&#x017F;t dich allzublos.</l>
                </lg>
              </sp><lb/>
              <sp>
                <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Der Brach-monat.</hi> </hi> </speaker><lb/>
                <lg n="13">
                  <l>Wer Leopolds geburts-tag zeigt <note place="foot" n="(d)">Den 9 Jun. 1640.</note></l><lb/>
                  <l>Hat, glaub ich, allen obge&#x017F;ieget.</l><lb/>
                  <l>Doch wenn er auch noch ho&#x0364;her &#x017F;teigt,</l><lb/>
                  <l>Und cronen zu den &#x017F;ceptern fu&#x0364;get <note place="foot" n="(e)">Leopoldus ward den 16 Jun.<lb/>
1655 zum Ko&#x0364;nige in Hungarn erwehlet, und den 27 geero&#x0364;net.</note>,</l><lb/>
                  <l>Wenn er ihm printzen <note place="foot" n="(f)">den 22 Jun. 1682 Ertz-Hertzog Leopold geboren.</note> und fe&#x017F;tungen <note place="foot" n="(g)">den<lb/>
5 Jun. 1692 ward Groß-Waradein erobert.</note> &#x017F;chenckt;</l><lb/>
                  <l>So i&#x017F;t er wol werth, daß man &#x017F;einer am be&#x017F;ten gedenckt.</l>
                </lg>
              </sp><lb/>
              <sp>
                <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Der Heu-monat.</hi> </hi> </speaker><lb/>
                <lg n="14">
                  <l>Halt, bruder! halt an!</l><lb/>
                  <l>Was hab ich gethan?</l><lb/>
                  <l>Jch gab ihm die crone des Ro&#x0364;mi&#x017F;chen reichs <note place="foot" n="(h)">den 18 Jul.<lb/>
1688 gieng die wahl vor &#x017F;ich.</note></l><lb/>
                  <l>Und der la&#x0364;nder heyl und hoffen,</l><lb/>
                  <l>Jo&#x017F;eph, hat auf mich getroffen <note place="foot" n="(i)">den 26 Jul. 1678 ward Ko&#x0364;-<lb/>
nig Jo&#x017F;eph geboren.</note>.</l>
                </lg>
              </sp><lb/>
              <sp>
                <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Beyde zu&#x017F;ammen.</hi> </hi> </speaker><lb/>
                <lg n="15">
                  <l>Weil Leopold und Jo&#x017F;eph bey uns blu&#x0364;hen,</l><lb/>
                  <l>So &#x017F;ind wir wol den andern vorzuziehen.</l>
                </lg>
              </sp><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#fr">N 5</hi> </fw>
              <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Der</hi> </fw><lb/>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[201/0203] Vermiſchte Gedichte. Jch ſchaͤme mich, leyder! Und fuͤrchte, die neider Werden gegen mich die zaͤhne wetzen, Und mich in die reyh der verworffenen ſetzen. Der Sommer. Dein pracht, o Fruͤhling! iſt nicht groß, Du giebſt dich, leyder! allzublos. Jch kan mit meinen werthen ſoͤhnen Den großen Kaͤyſer beſſer croͤnen. Jch ſchuͤtt’ ihm palmen in die ſchoos Du aber giebſt dich allzublos. Der Brach-monat. Wer Leopolds geburts-tag zeigt (d) Hat, glaub ich, allen obgeſieget. Doch wenn er auch noch hoͤher ſteigt, Und cronen zu den ſceptern fuͤget (e), Wenn er ihm printzen (f) und feſtungen (g) ſchenckt; So iſt er wol werth, daß man ſeiner am beſten gedenckt. Der Heu-monat. Halt, bruder! halt an! Was hab ich gethan? Jch gab ihm die crone des Roͤmiſchen reichs (h) Und der laͤnder heyl und hoffen, Joſeph, hat auf mich getroffen (i). Beyde zuſammen. Weil Leopold und Joſeph bey uns bluͤhen, So ſind wir wol den andern vorzuziehen. Der (d) Den 9 Jun. 1640. (e) Leopoldus ward den 16 Jun. 1655 zum Koͤnige in Hungarn erwehlet, und den 27 geeroͤnet. (f) den 22 Jun. 1682 Ertz-Hertzog Leopold geboren. (g) den 5 Jun. 1692 ward Groß-Waradein erobert. (h) den 18 Jul. 1688 gieng die wahl vor ſich. (i) den 26 Jul. 1678 ward Koͤ- nig Joſeph geboren. N 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/203
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/203>, abgerufen am 27.11.2024.