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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Verliebte und Galante Gedichte.
An Sylvien,
Als sie ihm lange zeit nicht geschrieben.
WJll deine schöne faust, die sich doch sonst befleißt,
Das, was dein hertz befiehlt, getreulich auszurichten,
Mich gar nicht mehr durch ihre schrifft verpflichten?
Ach, Sylvia! ich weiß wohl, was das heißt.
Mich deucht, ihr schweigen will auch ohne schrifft und blat
Durch die beständigkeit mir diese nachricht sagen,
Die meine furcht schon offt dem hertzen vorgetragen:
Daß Sylvia mich längst vergessen hat.


Auf ihre unempfindligkeit.
DJe augen meiner Caroline
Sind von saphyr: die lippen zwey rubine;
Was mach ich aber aus der hand?
Nichts als ein werck von glattem elffenbeine.
Jst nicht die brust aus weißem marmelsteine?
Und ihres hertzens zeug ein bloser diamant?
Was wunder' ich mich denn, daß ieder pfeil zerspringet,
Den Amor bey ihr angebracht?
Und daß mein treues ach nicht in ihr hertze dringet,
Nachdem sie die natur aus bein und stein gemacht.


Als sie ihn gefraget, warum er so
blaß aussehe?
FLorette! deine gunst kömmt, leyder! itzt zu spat,
Nachdem mein hertze schon dein blitz verzehret hat.
Jndessen soll ich dir doch fagen,
Woher die todten-farbe rührt,
So mein gesichte führt.
Allein, was darffst du erst viel fragen?
Du
Verliebte und Galante Gedichte.
An Sylvien,
Als ſie ihm lange zeit nicht geſchrieben.
WJll deine ſchoͤne fauſt, die ſich doch ſonſt befleißt,
Das, was dein hertz befiehlt, getreulich auszurichten,
Mich gar nicht mehr durch ihre ſchrifft verpflichten?
Ach, Sylvia! ich weiß wohl, was das heißt.
Mich deucht, ihr ſchweigen will auch ohne ſchrifft und blat
Durch die beſtaͤndigkeit mir dieſe nachricht ſagen,
Die meine furcht ſchon offt dem hertzen vorgetragen:
Daß Sylvia mich laͤngſt vergeſſen hat.


Auf ihre unempfindligkeit.
DJe augen meiner Caroline
Sind von ſaphyr: die lippen zwey rubine;
Was mach ich aber aus der hand?
Nichts als ein werck von glattem elffenbeine.
Jſt nicht die bruſt aus weißem marmelſteine?
Und ihres hertzens zeug ein bloſer diamant?
Was wunder’ ich mich denn, daß ieder pfeil zerſpringet,
Den Amor bey ihr angebracht?
Und daß mein treues ach nicht in ihr hertze dringet,
Nachdem ſie die natur aus bein und ſtein gemacht.


Als ſie ihn gefraget, warum er ſo
blaß ausſehe?
FLorette! deine gunſt koͤmmt, leyder! itzt zu ſpat,
Nachdem mein hertze ſchon dein blitz verzehret hat.
Jndeſſen ſoll ich dir doch fagen,
Woher die todten-farbe ruͤhrt,
So mein geſichte fuͤhrt.
Allein, was darffſt du erſt viel fragen?
Du
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[235/0237] Verliebte und Galante Gedichte. An Sylvien, Als ſie ihm lange zeit nicht geſchrieben. WJll deine ſchoͤne fauſt, die ſich doch ſonſt befleißt, Das, was dein hertz befiehlt, getreulich auszurichten, Mich gar nicht mehr durch ihre ſchrifft verpflichten? Ach, Sylvia! ich weiß wohl, was das heißt. Mich deucht, ihr ſchweigen will auch ohne ſchrifft und blat Durch die beſtaͤndigkeit mir dieſe nachricht ſagen, Die meine furcht ſchon offt dem hertzen vorgetragen: Daß Sylvia mich laͤngſt vergeſſen hat. Auf ihre unempfindligkeit. DJe augen meiner Caroline Sind von ſaphyr: die lippen zwey rubine; Was mach ich aber aus der hand? Nichts als ein werck von glattem elffenbeine. Jſt nicht die bruſt aus weißem marmelſteine? Und ihres hertzens zeug ein bloſer diamant? Was wunder’ ich mich denn, daß ieder pfeil zerſpringet, Den Amor bey ihr angebracht? Und daß mein treues ach nicht in ihr hertze dringet, Nachdem ſie die natur aus bein und ſtein gemacht. Als ſie ihn gefraget, warum er ſo blaß ausſehe? FLorette! deine gunſt koͤmmt, leyder! itzt zu ſpat, Nachdem mein hertze ſchon dein blitz verzehret hat. Jndeſſen ſoll ich dir doch fagen, Woher die todten-farbe ruͤhrt, So mein geſichte fuͤhrt. Allein, was darffſt du erſt viel fragen? Du

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/237>, abgerufen am 27.11.2024.