Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

Bild:
<< vorherige Seite
verliebte Arien.
3.
Schau, ich reisse mich von hinnen!
Sey beseelt, o meine hand!
Fleuch, du feuriger verstand
Uber des gestirnes zinnen,
Suche da hinauf zu gehn,
Wo diß schöne mensch soll stehn.
4.
Jhre sonuen-rothe wangen,
Jhrer augen göldnes licht
Und ihr himmel-rund gesicht,
Soll hie neue pracht erlangen,
Pracht, die ewig nicht verblüht
Und nicht herbst noch winter sieht.
5.
Freue dich, du preiß der schönen!
Hie soll deiner gaben schaar
Sich vor aller zeit gefahr
Mit der ewigkeit becrönen:
Keine feindliche gewalt
Soll dir rauben die gestalt.
6.
Dieses, was ich von dir schreibe,
Hebt mein Phöbus selber auf,
Daß es von der zeiten lauff
Ewig unbetastet bleibe,
Legt es bey, wo gluth und wind
Erd und see verbannet sind.
7.
Starcke wälle, thürn und mauren
Fallen mit den jahren ein,
Ertzt und eisen, stahl und stein,
Können vor der zeit nicht tauren,
Aber deine pracht und zier
Lidia, bleibt für und für.
Er
verliebte Arien.
3.
Schau, ich reiſſe mich von hinnen!
Sey beſeelt, o meine hand!
Fleuch, du feuriger verſtand
Uber des geſtirnes zinnen,
Suche da hinauf zu gehn,
Wo diß ſchoͤne menſch ſoll ſtehn.
4.
Jhre ſonuen-rothe wangen,
Jhrer augen goͤldnes licht
Und ihr himmel-rund geſicht,
Soll hie neue pracht erlangen,
Pracht, die ewig nicht verbluͤht
Und nicht herbſt noch winter ſieht.
5.
Freue dich, du preiß der ſchoͤnen!
Hie ſoll deiner gaben ſchaar
Sich vor aller zeit gefahr
Mit der ewigkeit becroͤnen:
Keine feindliche gewalt
Soll dir rauben die geſtalt.
6.
Dieſes, was ich von dir ſchreibe,
Hebt mein Phoͤbus ſelber auf,
Daß es von der zeiten lauff
Ewig unbetaſtet bleibe,
Legt es bey, wo gluth und wind
Erd und ſee verbannet ſind.
7.
Starcke waͤlle, thuͤrn und mauren
Fallen mit den jahren ein,
Ertzt und eiſen, ſtahl und ſtein,
Koͤnnen vor der zeit nicht tauren,
Aber deine pracht und zier
Lidia, bleibt fuͤr und fuͤr.
Er
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0033" n="31"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">verliebte Arien.</hi> </fw><lb/>
          <lg n="3">
            <head> <hi rendition="#c">3.</hi> </head><lb/>
            <l>Schau, ich rei&#x017F;&#x017F;e mich von hinnen!</l><lb/>
            <l>Sey be&#x017F;eelt, o meine hand!</l><lb/>
            <l>Fleuch, du feuriger ver&#x017F;tand</l><lb/>
            <l>Uber des ge&#x017F;tirnes zinnen,</l><lb/>
            <l>Suche da hinauf zu gehn,</l><lb/>
            <l>Wo diß &#x017F;cho&#x0364;ne men&#x017F;ch &#x017F;oll &#x017F;tehn.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <head> <hi rendition="#c">4.</hi> </head><lb/>
            <l>Jhre &#x017F;onuen-rothe wangen,</l><lb/>
            <l>Jhrer augen go&#x0364;ldnes licht</l><lb/>
            <l>Und ihr himmel-rund ge&#x017F;icht,</l><lb/>
            <l>Soll hie neue pracht erlangen,</l><lb/>
            <l>Pracht, die ewig nicht verblu&#x0364;ht</l><lb/>
            <l>Und nicht herb&#x017F;t noch winter &#x017F;ieht.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <head> <hi rendition="#c">5.</hi> </head><lb/>
            <l>Freue dich, du preiß der &#x017F;cho&#x0364;nen!</l><lb/>
            <l>Hie &#x017F;oll deiner gaben &#x017F;chaar</l><lb/>
            <l>Sich vor aller zeit gefahr</l><lb/>
            <l>Mit der ewigkeit becro&#x0364;nen:</l><lb/>
            <l>Keine feindliche gewalt</l><lb/>
            <l>Soll dir rauben die ge&#x017F;talt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="6">
            <head> <hi rendition="#c">6.</hi> </head><lb/>
            <l>Die&#x017F;es, was ich von dir &#x017F;chreibe,</l><lb/>
            <l>Hebt mein Pho&#x0364;bus &#x017F;elber auf,</l><lb/>
            <l>Daß es von der zeiten lauff</l><lb/>
            <l>Ewig unbeta&#x017F;tet bleibe,</l><lb/>
            <l>Legt es bey, wo gluth und wind</l><lb/>
            <l>Erd und &#x017F;ee verbannet &#x017F;ind.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="7">
            <head> <hi rendition="#c">7.</hi> </head><lb/>
            <l>Starcke wa&#x0364;lle, thu&#x0364;rn und mauren</l><lb/>
            <l>Fallen mit den jahren ein,</l><lb/>
            <l>Ertzt und ei&#x017F;en, &#x017F;tahl und &#x017F;tein,</l><lb/>
            <l>Ko&#x0364;nnen vor der zeit nicht tauren,</l><lb/>
            <l>Aber deine pracht und zier</l><lb/>
            <l>Lidia, bleibt fu&#x0364;r und fu&#x0364;r.</l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Er</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[31/0033] verliebte Arien. 3. Schau, ich reiſſe mich von hinnen! Sey beſeelt, o meine hand! Fleuch, du feuriger verſtand Uber des geſtirnes zinnen, Suche da hinauf zu gehn, Wo diß ſchoͤne menſch ſoll ſtehn. 4. Jhre ſonuen-rothe wangen, Jhrer augen goͤldnes licht Und ihr himmel-rund geſicht, Soll hie neue pracht erlangen, Pracht, die ewig nicht verbluͤht Und nicht herbſt noch winter ſieht. 5. Freue dich, du preiß der ſchoͤnen! Hie ſoll deiner gaben ſchaar Sich vor aller zeit gefahr Mit der ewigkeit becroͤnen: Keine feindliche gewalt Soll dir rauben die geſtalt. 6. Dieſes, was ich von dir ſchreibe, Hebt mein Phoͤbus ſelber auf, Daß es von der zeiten lauff Ewig unbetaſtet bleibe, Legt es bey, wo gluth und wind Erd und ſee verbannet ſind. 7. Starcke waͤlle, thuͤrn und mauren Fallen mit den jahren ein, Ertzt und eiſen, ſtahl und ſtein, Koͤnnen vor der zeit nicht tauren, Aber deine pracht und zier Lidia, bleibt fuͤr und fuͤr. Er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/33
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/33>, abgerufen am 03.12.2024.