Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

Bild:
<< vorherige Seite
Sinn-Gedichte.
Zigeuner.
ES heist: Jhr saget wahr, und lügt doch ohne scheu;
Jst denn das lügen und die wahrheit einerley?


An Lupen.
JSt fruchtbar dieses feld, so viel an frucht getragen;
So kan man auch von dir, o Lupa! dieses sagen:
Du trägst zwar keine frucht, doch männer ziemlich viel,
Der ist dir angenehm, wer dich nur düngen will.


* * *
SOlimene muste lachen,
Als Armando zu ihr kam,
Und sich in verliebten sachen
Eine große freyheit nahm:
Der, sprach sie, muß hunde führen,
Der im beutel geld vermist,
Keine hand soll mich berühren,
Welche nicht versilbert ist.


Der leichen-stein.
C. H.
DJe armen drücket man, wenn sie das leben haben;
Die reichen aber erst, nachdem sie schon begraben.


Die poesie.
C. H.
ES wird die gantze welt bald ein Parnassus seyn;
Denn aller orten pflegt es verse her zu schneyn.
An
D 5
Sinn-Gedichte.
Zigeuner.
ES heiſt: Jhr ſaget wahr, und luͤgt doch ohne ſcheu;
Jſt denn das luͤgen und die wahrheit einerley?


An Lupen.
JSt fruchtbar dieſes feld, ſo viel an frucht getragen;
So kan man auch von dir, o Lupa! dieſes ſagen:
Du traͤgſt zwar keine frucht, doch maͤnner ziemlich viel,
Der iſt dir angenehm, wer dich nur duͤngen will.


* * *
SOlimene muſte lachen,
Als Armando zu ihr kam,
Und ſich in verliebten ſachen
Eine große freyheit nahm:
Der, ſprach ſie, muß hunde fuͤhren,
Der im beutel geld vermiſt,
Keine hand ſoll mich beruͤhren,
Welche nicht verſilbert iſt.


Der leichen-ſtein.
C. H.
DJe armen druͤcket man, wenn ſie das leben haben;
Die reichen aber erſt, nachdem ſie ſchon begraben.


Die poeſie.
C. H.
ES wird die gantze welt bald ein Parnaſſus ſeyn;
Denn aller orten pflegt es verſe her zu ſchneyn.
An
D 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0059" n="57"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Sinn-Gedichte.</hi> </fw><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Zigeuner.</hi> </hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">E</hi>S hei&#x017F;t: Jhr &#x017F;aget wahr, und lu&#x0364;gt doch ohne &#x017F;cheu;</l><lb/>
          <l>J&#x017F;t denn das lu&#x0364;gen und die wahrheit einerley?</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">An Lupen.</hi> </hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">J</hi>St fruchtbar die&#x017F;es feld, &#x017F;o viel an frucht getragen;</l><lb/>
          <l>So kan man auch von dir, o Lupa! die&#x017F;es &#x017F;agen:</l><lb/>
          <l>Du tra&#x0364;g&#x017F;t zwar keine frucht, doch ma&#x0364;nner ziemlich viel,</l><lb/>
          <l>Der i&#x017F;t dir angenehm, wer dich nur du&#x0364;ngen will.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#c">* * *</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">S</hi>Olimene mu&#x017F;te lachen,</l><lb/>
          <l>Als Armando zu ihr kam,</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;ich in verliebten &#x017F;achen</l><lb/>
          <l>Eine große freyheit nahm:</l><lb/>
          <l>Der, &#x017F;prach &#x017F;ie, muß hunde fu&#x0364;hren,</l><lb/>
          <l>Der im beutel geld vermi&#x017F;t,</l><lb/>
          <l>Keine hand &#x017F;oll mich beru&#x0364;hren,</l><lb/>
          <l>Welche nicht ver&#x017F;ilbert i&#x017F;t.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Der leichen-&#x017F;tein.</hi><lb/>
C. H.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">D</hi>Je armen dru&#x0364;cket man, wenn &#x017F;ie das leben haben;</l><lb/>
          <l>Die reichen aber er&#x017F;t, nachdem &#x017F;ie &#x017F;chon begraben.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Die poe&#x017F;ie.</hi><lb/>
C. H.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">E</hi>S wird die gantze welt bald ein Parna&#x017F;&#x017F;us &#x017F;eyn;</l><lb/>
          <l>Denn aller orten pflegt es ver&#x017F;e her zu &#x017F;chneyn.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">D 5</fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">An</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[57/0059] Sinn-Gedichte. Zigeuner. ES heiſt: Jhr ſaget wahr, und luͤgt doch ohne ſcheu; Jſt denn das luͤgen und die wahrheit einerley? An Lupen. JSt fruchtbar dieſes feld, ſo viel an frucht getragen; So kan man auch von dir, o Lupa! dieſes ſagen: Du traͤgſt zwar keine frucht, doch maͤnner ziemlich viel, Der iſt dir angenehm, wer dich nur duͤngen will. * * * SOlimene muſte lachen, Als Armando zu ihr kam, Und ſich in verliebten ſachen Eine große freyheit nahm: Der, ſprach ſie, muß hunde fuͤhren, Der im beutel geld vermiſt, Keine hand ſoll mich beruͤhren, Welche nicht verſilbert iſt. Der leichen-ſtein. C. H. DJe armen druͤcket man, wenn ſie das leben haben; Die reichen aber erſt, nachdem ſie ſchon begraben. Die poeſie. C. H. ES wird die gantze welt bald ein Parnaſſus ſeyn; Denn aller orten pflegt es verſe her zu ſchneyn. An D 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/59
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/59>, abgerufen am 04.12.2024.