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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Hochzeit-Getichte.
Und daß derjenige sein wohl-seyn schlecht bedenckt,
Der lieber an ein weib, als einen strick, sich henckt;
So ist es noch weit mehr, daß du dich zwingen können,
Der falle deiner ruh so lange nachzurennen.
Erzittre nicht, mein freund! ich rede, wie die welt,
Nicht wie die wahrheit spricht. Hat eine frau nur geld,
Und wär sie noch so schlimm, so läßt sich ohn besinnen
Noch wohl ein Juvenal, ein Boileau gewinnen.
Halt ein! schreyt doctor Max, wo zielst du damit hin?
Die worte sind so wahr, als ich ein doctor bin.
Nur sacht'! ich geb es zu. Doch laß die träumer klagen!
Was haben wir nach Rom, was nach Pariß zu fragen?
Ha! fährt mein gegner fort: wer hat dich überführt,
Daß Venus nur in Rom und in Pariß regiert?
Dein Teutschland kan es auch. Hab ich es dann verneinet!
Jch weiß wohl, daß bey uns viel kupfer silber scheinet.
Daß manches mohren-fell in weisser schmincke steckt;
Die stoltze Phyllis sich mit schlechter wolle deckt,
Und manche Margaris für heisser andacht stehnet,
Die doch im hertzen sich nach ihrem Thyrsis sehnet:
Jch weiß, daß Cynthia den schlauen Fritz betriegt,
Und Chrysis eine nacht in zweyen betten liegt;
Daß Doris und ihr schatz des mannes schweiß verzehren;
Sind aber alle so? Und wenn sie es auch wären;
Wo rührt das übel her? Die männer haben schuld.
Die männer? fragest du; Ja freylich! Nur geduld!
Was ich einmahl gesetzt, das will ich auch erweisen.
Komm her, mein lieber Max! laß uns zurücke reisen!
Schuff GOtt ein altes weib und einen jungen mann?
Hieng er der ersten brant wohl einen geld-sack an?
Hieß er den Adam sich fein breit zu tische setzen?
Die frau den acker baun, den mann das messer wetzen?
Sprach er: Der mann thut recht, er rase, wie er will;
Er fluche, schnarch' und poch; er liebe karten-spiel;
Er jage hauß und hof durch den entbrannten magen;
Das weib ist selavin nur; Und hätt' er sie geschlagen,
Hätt'
Hochzeit-Getichte.
Und daß derjenige ſein wohl-ſeyn ſchlecht bedenckt,
Der lieber an ein weib, als einen ſtrick, ſich henckt;
So iſt es noch weit mehr, daß du dich zwingen koͤnnen,
Der falle deiner ruh ſo lange nachzurennen.
Erzittre nicht, mein freund! ich rede, wie die welt,
Nicht wie die wahrheit ſpricht. Hat eine frau nur geld,
Und waͤr ſie noch ſo ſchlimm, ſo laͤßt ſich ohn beſinnen
Noch wohl ein Juvenal, ein Boileau gewinnen.
Halt ein! ſchreyt doctor Max, wo zielſt du damit hin?
Die worte ſind ſo wahr, als ich ein doctor bin.
Nur ſacht’! ich geb es zu. Doch laß die traͤumer klagen!
Was haben wir nach Rom, was nach Pariß zu fragen?
Ha! faͤhrt mein gegner fort: wer hat dich uͤberfuͤhrt,
Daß Venus nur in Rom und in Pariß regiert?
Dein Teutſchland kan es auch. Hab ich es dann verneinet!
Jch weiß wohl, daß bey uns viel kupfer ſilber ſcheinet.
Daß manches mohren-fell in weiſſer ſchmincke ſteckt;
Die ſtoltze Phyllis ſich mit ſchlechter wolle deckt,
Und manche Margaris fuͤr heiſſer andacht ſtehnet,
Die doch im hertzen ſich nach ihrem Thyrſis ſehnet:
Jch weiß, daß Cynthia den ſchlauen Fritz betriegt,
Und Chryſis eine nacht in zweyen betten liegt;
Daß Doris und ihr ſchatz des mannes ſchweiß verzehren;
Sind aber alle ſo? Und wenn ſie es auch waͤren;
Wo ruͤhrt das uͤbel her? Die maͤnner haben ſchuld.
Die maͤnner? frageſt du; Ja freylich! Nur geduld!
Was ich einmahl geſetzt, das will ich auch erweiſen.
Komm her, mein lieber Max! laß uns zuruͤcke reiſen!
Schuff GOtt ein altes weib und einen jungen mann?
Hieng er der erſten brant wohl einen geld-ſack an?
Hieß er den Adam ſich fein breit zu tiſche ſetzen?
Die frau den acker baun, den mann das meſſer wetzen?
Sprach er: Der mann thut recht, er raſe, wie er will;
Er fluche, ſchnarch’ und poch; er liebe karten-ſpiel;
Er jage hauß und hof durch den entbrannten magen;
Das weib iſt ſelavin nur; Und haͤtt’ er ſie geſchlagen,
Haͤtt’
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[107/0131] Hochzeit-Getichte. Und daß derjenige ſein wohl-ſeyn ſchlecht bedenckt, Der lieber an ein weib, als einen ſtrick, ſich henckt; So iſt es noch weit mehr, daß du dich zwingen koͤnnen, Der falle deiner ruh ſo lange nachzurennen. Erzittre nicht, mein freund! ich rede, wie die welt, Nicht wie die wahrheit ſpricht. Hat eine frau nur geld, Und waͤr ſie noch ſo ſchlimm, ſo laͤßt ſich ohn beſinnen Noch wohl ein Juvenal, ein Boileau gewinnen. Halt ein! ſchreyt doctor Max, wo zielſt du damit hin? Die worte ſind ſo wahr, als ich ein doctor bin. Nur ſacht’! ich geb es zu. Doch laß die traͤumer klagen! Was haben wir nach Rom, was nach Pariß zu fragen? Ha! faͤhrt mein gegner fort: wer hat dich uͤberfuͤhrt, Daß Venus nur in Rom und in Pariß regiert? Dein Teutſchland kan es auch. Hab ich es dann verneinet! Jch weiß wohl, daß bey uns viel kupfer ſilber ſcheinet. Daß manches mohren-fell in weiſſer ſchmincke ſteckt; Die ſtoltze Phyllis ſich mit ſchlechter wolle deckt, Und manche Margaris fuͤr heiſſer andacht ſtehnet, Die doch im hertzen ſich nach ihrem Thyrſis ſehnet: Jch weiß, daß Cynthia den ſchlauen Fritz betriegt, Und Chryſis eine nacht in zweyen betten liegt; Daß Doris und ihr ſchatz des mannes ſchweiß verzehren; Sind aber alle ſo? Und wenn ſie es auch waͤren; Wo ruͤhrt das uͤbel her? Die maͤnner haben ſchuld. Die maͤnner? frageſt du; Ja freylich! Nur geduld! Was ich einmahl geſetzt, das will ich auch erweiſen. Komm her, mein lieber Max! laß uns zuruͤcke reiſen! Schuff GOtt ein altes weib und einen jungen mann? Hieng er der erſten brant wohl einen geld-ſack an? Hieß er den Adam ſich fein breit zu tiſche ſetzen? Die frau den acker baun, den mann das meſſer wetzen? Sprach er: Der mann thut recht, er raſe, wie er will; Er fluche, ſchnarch’ und poch; er liebe karten-ſpiel; Er jage hauß und hof durch den entbrannten magen; Das weib iſt ſelavin nur; Und haͤtt’ er ſie geſchlagen, Haͤtt’

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/131>, abgerufen am 23.11.2024.