Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.
ARIA. Narcissen und JesminSind alles schöne sachen: Sie können die augen an sich ziehn, Sie können frölich machen; Doch können sie nicht beständig blühn: Doch können sie nicht mit Nymphen lachen: Doch können sie keinen helden ziehn: Doch können sie nicht unsterblich machen. Flora. Oprintz der jahres-zeiten! O auszug aller frölichkeiten! Du sagest, was ich längst gedacht. Jch schäme mich mit meiner blumen-pracht, Die heute sich erhöhen, Und morgen doch vergehen: Die heute voller schein, Und morgen nichts als asche seyn. So sind nicht Friedrichs helden-thaten; Was er bedacht, Das muß ihm auch gerathen: Und was sein arm vollbracht, Das weiß von keiner todes-nacht. Er spricht; so wachsen königs-cronen: Er winckt; so sieht man verjagte wohnen: Er schlägt; so zittert der feinde thor: Er freyet; so steht sein haus im flor. Doch wie geringe gleich der glantz der blumen scheint; So ist es dennoch wohl-gemeint, Wenn
ARIA. Narciſſen und JeſminSind alles ſchoͤne ſachen: Sie koͤnnen die augen an ſich ziehn, Sie koͤnnen froͤlich machen; Doch koͤnnen ſie nicht beſtaͤndig bluͤhn: Doch koͤnnen ſie nicht mit Nymphen lachen: Doch koͤnnen ſie keinen helden ziehn: Doch koͤnnen ſie nicht unſterblich machen. Flora. Oprintz der jahres-zeiten! O auszug aller froͤlichkeiten! Du ſageſt, was ich laͤngſt gedacht. Jch ſchaͤme mich mit meiner blumen-pracht, Die heute ſich erhoͤhen, Und morgen doch vergehen: Die heute voller ſchein, Und morgen nichts als aſche ſeyn. So ſind nicht Friedrichs helden-thaten; Was er bedacht, Das muß ihm auch gerathen: Und was ſein arm vollbracht, Das weiß von keiner todes-nacht. Er ſpricht; ſo wachſen koͤnigs-cronen: Er winckt; ſo ſieht man verjagte wohnen: Er ſchlaͤgt; ſo zittert der feinde thor: Er freyet; ſo ſteht ſein haus im flor. Doch wie geringe gleich der glantz der blumen ſcheint; So iſt es dennoch wohl-gemeint, Wenn
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Hochzeit-Getichte.
Das ſie, ſo bald Adon geſtorben,
O Venus! auf dein wort erworben,
Das noch von ſein’ und deiner liebe ſpricht,
Kommt bey Sophiens lippen nicht,
Jſt nichts bey Preuſſens crone,
Jſt nichts bey ſeinem helden-ſohne.
ARIA.
Narciſſen und Jeſmin
Sind alles ſchoͤne ſachen:
Sie koͤnnen die augen an ſich ziehn,
Sie koͤnnen froͤlich machen;
Doch koͤnnen ſie nicht beſtaͤndig bluͤhn:
Doch koͤnnen ſie nicht mit Nymphen lachen:
Doch koͤnnen ſie keinen helden ziehn:
Doch koͤnnen ſie nicht unſterblich machen.
Flora.
Oprintz der jahres-zeiten!
O auszug aller froͤlichkeiten!
Du ſageſt, was ich laͤngſt gedacht.
Jch ſchaͤme mich mit meiner blumen-pracht,
Die heute ſich erhoͤhen,
Und morgen doch vergehen:
Die heute voller ſchein,
Und morgen nichts als aſche ſeyn.
So ſind nicht Friedrichs helden-thaten;
Was er bedacht,
Das muß ihm auch gerathen:
Und was ſein arm vollbracht,
Das weiß von keiner todes-nacht.
Er ſpricht; ſo wachſen koͤnigs-cronen:
Er winckt; ſo ſieht man verjagte wohnen:
Er ſchlaͤgt; ſo zittert der feinde thor:
Er freyet; ſo ſteht ſein haus im flor.
Doch wie geringe gleich der glantz der blumen ſcheint;
So iſt es dennoch wohl-gemeint,
Wenn
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Zitationshilfe: | Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/140>, abgerufen am 17.02.2025. |