Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.
Grosser mann! du wirst versencket: Ach! versenckte man doch nicht, Was dir GOtt voraus geschencket, Auch zugleich dein hohes licht! Wer wird künfftig uns vorstehen? Wer stimmt unser saiten-spiel, Wenn die kunst zu grabe gehen, Und der meister sterben will? Was Apollo vor gewesen, Warst du würcklich in Berlin. Tausend sind durch dich genesen, Die der hülffe sich verziehn. Allem zorne fiel der wille, Wo dein süsses wort erklang: Gantze heere stunden stille, Wenn dein mund vom frieden sang. So herrscht nicht ein warmer regen, Wenn er schnee und eiß durchdringt: So kan Orpheus nicht bewegen, Wenn er vor der höllen singt; Als ein satz aus deinem munde Jeden einwurff überwog; Als dein mund zur rechten stunde Aller hertzen an sich zog. Weint! verlaßne Musen! weinet! Diß geschah für hof und land. Ach! VI. Theil. L
Groſſer mann! du wirſt verſencket: Ach! verſenckte man doch nicht, Was dir GOtt voraus geſchencket, Auch zugleich dein hohes licht! Wer wird kuͤnfftig uns vorſtehen? Wer ſtimmt unſer ſaiten-ſpiel, Wenn die kunſt zu grabe gehen, Und der meiſter ſterben will? Was Apollo vor geweſen, Warſt du wuͤrcklich in Berlin. Tauſend ſind durch dich geneſen, Die der huͤlffe ſich verziehn. Allem zorne fiel der wille, Wo dein ſuͤſſes wort erklang: Gantze heere ſtunden ſtille, Wenn dein mund vom frieden ſang. So herꝛſcht nicht ein warmer regen, Wenn er ſchnee und eiß durchdringt: So kan Orpheus nicht bewegen, Wenn er vor der hoͤllen ſingt; Als ein ſatz aus deinem munde Jeden einwurff uͤberwog; Als dein mund zur rechten ſtunde Aller hertzen an ſich zog. Weint! verlaßne Muſen! weinet! Diß geſchah fuͤr hof und land. Ach! VI. Theil. L
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="3"> <l> <pb facs="#f0185" n="161"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Begraͤbniß-Getichte.</hi> </fw> </l><lb/> <l>Seinen mund, der deinen freunden,</l><lb/> <l>Teutſchland! hertz und muth gebahr:</l><lb/> <l>Seinen mund, der, was die Griechen,</l><lb/> <l>Was die Roͤmer vorgebracht,</l><lb/> <l>Zwar offt hoch heraus geſtrichen,</l><lb/> <l>Doch viel ſchoͤner noch gemacht.</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg n="4"> <l>Groſſer mann! du wirſt verſencket:</l><lb/> <l>Ach! verſenckte man doch nicht,</l><lb/> <l>Was dir GOtt voraus geſchencket,</l><lb/> <l>Auch zugleich dein hohes licht!</l><lb/> <l>Wer wird kuͤnfftig uns vorſtehen?</l><lb/> <l>Wer ſtimmt unſer ſaiten-ſpiel,</l><lb/> <l>Wenn die kunſt zu grabe gehen,</l><lb/> <l>Und der meiſter ſterben will?</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg n="5"> <l>Was Apollo vor geweſen,</l><lb/> <l>Warſt du wuͤrcklich in Berlin.</l><lb/> <l>Tauſend ſind durch dich geneſen,</l><lb/> <l>Die der huͤlffe ſich verziehn.</l><lb/> <l>Allem zorne fiel der wille,</l><lb/> <l>Wo dein ſuͤſſes wort erklang:</l><lb/> <l>Gantze heere ſtunden ſtille,</l><lb/> <l>Wenn dein mund vom frieden ſang.</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg n="6"> <l>So herꝛſcht nicht ein warmer regen,</l><lb/> <l>Wenn er ſchnee und eiß durchdringt:</l><lb/> <l>So kan Orpheus nicht bewegen,</l><lb/> <l>Wenn er vor der hoͤllen ſingt;</l><lb/> <l>Als ein ſatz aus deinem munde</l><lb/> <l>Jeden einwurff uͤberwog;</l><lb/> <l>Als dein mund zur rechten ſtunde</l><lb/> <l>Aller hertzen an ſich zog.</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg n="7"> <l>Weint! verlaßne Muſen! weinet!</l><lb/> <l>Diß geſchah fuͤr hof und land.<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">VI.</hi> Theil. L</fw><fw place="bottom" type="catch">Ach!</fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [161/0185]
Begraͤbniß-Getichte.
Seinen mund, der deinen freunden,
Teutſchland! hertz und muth gebahr:
Seinen mund, der, was die Griechen,
Was die Roͤmer vorgebracht,
Zwar offt hoch heraus geſtrichen,
Doch viel ſchoͤner noch gemacht.
Groſſer mann! du wirſt verſencket:
Ach! verſenckte man doch nicht,
Was dir GOtt voraus geſchencket,
Auch zugleich dein hohes licht!
Wer wird kuͤnfftig uns vorſtehen?
Wer ſtimmt unſer ſaiten-ſpiel,
Wenn die kunſt zu grabe gehen,
Und der meiſter ſterben will?
Was Apollo vor geweſen,
Warſt du wuͤrcklich in Berlin.
Tauſend ſind durch dich geneſen,
Die der huͤlffe ſich verziehn.
Allem zorne fiel der wille,
Wo dein ſuͤſſes wort erklang:
Gantze heere ſtunden ſtille,
Wenn dein mund vom frieden ſang.
So herꝛſcht nicht ein warmer regen,
Wenn er ſchnee und eiß durchdringt:
So kan Orpheus nicht bewegen,
Wenn er vor der hoͤllen ſingt;
Als ein ſatz aus deinem munde
Jeden einwurff uͤberwog;
Als dein mund zur rechten ſtunde
Aller hertzen an ſich zog.
Weint! verlaßne Muſen! weinet!
Diß geſchah fuͤr hof und land.
Ach!
VI. Theil. L
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |