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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Begräbniß-Getichte.
Die uns die ewigkeit in ihrer tieffe zeigt.
Ein mensch, der nur sein knie vor mammons throne beugt,
Stirbt freylich, wenn er stirbt, mit halb-gebrochnem hertzen;
Dir war der abschied leicht, den du vorlängst gemacht,
Jndem du alle welt so würdig nicht geacht,
Des himmels theures gut dagegen zu verschertzen.
Unschätzbarer gewinn! der nichts zu etwas macht:
Ein reichthum, der uns muß auch in die grufft begleiten.
Last heidnische vernunfft um einen balsam streiten,
Dadurch das leben wird im sterben wiederbracht!
Ein Christe lachet nur, wenn man Mausolens staube
Ein lebendiges grab in der gemahlin macht;
Hier redet GOttes mund, und hier bekennt der glaube,
Daß, wer in Christo stirbt, zum leben wird gebracht.
Der tod ist todt! O sieg, der mehr als palmen träget!
Das grab heist nur die ruh, das sterben ein gewinn:
Der hafen bringet uns zur guten hoffnung hin:
Der leib wird in den sand zum schatze beygeleget.
Noch mehr hat dich dein tod unsterblich hier gemacht:
Des lebens hertzog ließ sein haupt am holtze sincken,
Und wolte gleich vor dich des todes galle trincken,
Als man den tag erlebt, der dir den abschied bracht.
Der stille freytag ward zum frey- und freuden-tage:
Dein JEsus ruffte laut, das war die letzte klage:
So drang dein geist getrost zur offnen seiten ein,
Es solte nur dein grab in JEsus wunden seyn.
O ungemeiner tod! Doch weg mit diesem worte!
Ein schlaf, ein artzt, ein sieg, ein abschied aller pein,
Soll uns dein sterben nun in Christi tode seyn:
Sein creutz und seine grufft ist deine lebens-pforte.
Nun nicht mehr sterbender, du wohl-gestorbner du!
Es geht dein siecher leib zum wesen durchs verwesen:
Der kalten glieder rest kan in der grufft genesen:
Die beste medicin ist deine sanffte ruh.
Dein geist ist hingerückt, wo reine geister schweben:
Jtzt wird Charlotte dir den kuß in Zion geben.
Der
VI. Theil. M
Begraͤbniß-Getichte.
Die uns die ewigkeit in ihrer tieffe zeigt.
Ein menſch, der nur ſein knie vor mammons throne beugt,
Stirbt freylich, wenn er ſtirbt, mit halb-gebrochnem hertzen;
Dir war der abſchied leicht, den du vorlaͤngſt gemacht,
Jndem du alle welt ſo wuͤrdig nicht geacht,
Des himmels theures gut dagegen zu verſchertzen.
Unſchaͤtzbarer gewinn! der nichts zu etwas macht:
Ein reichthum, der uns muß auch in die grufft begleiten.
Laſt heidniſche vernunfft um einen balſam ſtreiten,
Dadurch das leben wird im ſterben wiederbracht!
Ein Chriſte lachet nur, wenn man Mauſolens ſtaube
Ein lebendiges grab in der gemahlin macht;
Hier redet GOttes mund, und hier bekennt der glaube,
Daß, wer in Chriſto ſtirbt, zum leben wird gebracht.
Der tod iſt todt! O ſieg, der mehr als palmen traͤget!
Das grab heiſt nur die ruh, das ſterben ein gewinn:
Der hafen bringet uns zur guten hoffnung hin:
Der leib wird in den ſand zum ſchatze beygeleget.
Noch mehr hat dich dein tod unſterblich hier gemacht:
Des lebens hertzog ließ ſein haupt am holtze ſincken,
Und wolte gleich vor dich des todes galle trincken,
Als man den tag erlebt, der dir den abſchied bracht.
Der ſtille freytag ward zum frey- und freuden-tage:
Dein JEſus ruffte laut, das war die letzte klage:
So drang dein geiſt getroſt zur offnen ſeiten ein,
Es ſolte nur dein grab in JEſus wunden ſeyn.
O ungemeiner tod! Doch weg mit dieſem worte!
Ein ſchlaf, ein artzt, ein ſieg, ein abſchied aller pein,
Soll uns dein ſterben nun in Chriſti tode ſeyn:
Sein creutz und ſeine grufft iſt deine lebens-pforte.
Nun nicht mehr ſterbender, du wohl-geſtorbner du!
Es geht dein ſiecher leib zum weſen durchs verweſen:
Der kalten glieder reſt kan in der grufft geneſen:
Die beſte medicin iſt deine ſanffte ruh.
Dein geiſt iſt hingeruͤckt, wo reine geiſter ſchweben:
Jtzt wird Charlotte dir den kuß in Zion geben.
Der
VI. Theil. M
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[177/0201] Begraͤbniß-Getichte. Die uns die ewigkeit in ihrer tieffe zeigt. Ein menſch, der nur ſein knie vor mammons throne beugt, Stirbt freylich, wenn er ſtirbt, mit halb-gebrochnem hertzen; Dir war der abſchied leicht, den du vorlaͤngſt gemacht, Jndem du alle welt ſo wuͤrdig nicht geacht, Des himmels theures gut dagegen zu verſchertzen. Unſchaͤtzbarer gewinn! der nichts zu etwas macht: Ein reichthum, der uns muß auch in die grufft begleiten. Laſt heidniſche vernunfft um einen balſam ſtreiten, Dadurch das leben wird im ſterben wiederbracht! Ein Chriſte lachet nur, wenn man Mauſolens ſtaube Ein lebendiges grab in der gemahlin macht; Hier redet GOttes mund, und hier bekennt der glaube, Daß, wer in Chriſto ſtirbt, zum leben wird gebracht. Der tod iſt todt! O ſieg, der mehr als palmen traͤget! Das grab heiſt nur die ruh, das ſterben ein gewinn: Der hafen bringet uns zur guten hoffnung hin: Der leib wird in den ſand zum ſchatze beygeleget. Noch mehr hat dich dein tod unſterblich hier gemacht: Des lebens hertzog ließ ſein haupt am holtze ſincken, Und wolte gleich vor dich des todes galle trincken, Als man den tag erlebt, der dir den abſchied bracht. Der ſtille freytag ward zum frey- und freuden-tage: Dein JEſus ruffte laut, das war die letzte klage: So drang dein geiſt getroſt zur offnen ſeiten ein, Es ſolte nur dein grab in JEſus wunden ſeyn. O ungemeiner tod! Doch weg mit dieſem worte! Ein ſchlaf, ein artzt, ein ſieg, ein abſchied aller pein, Soll uns dein ſterben nun in Chriſti tode ſeyn: Sein creutz und ſeine grufft iſt deine lebens-pforte. Nun nicht mehr ſterbender, du wohl-geſtorbner du! Es geht dein ſiecher leib zum weſen durchs verweſen: Der kalten glieder reſt kan in der grufft geneſen: Die beſte medicin iſt deine ſanffte ruh. Dein geiſt iſt hingeruͤckt, wo reine geiſter ſchweben: Jtzt wird Charlotte dir den kuß in Zion geben. Der VI. Theil. M

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/201>, abgerufen am 27.11.2024.