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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Begräbniß-Getichte.
Jtzund geneust dein geist der edlen himmels-schätze,
Allwo der palmen-zweig in deinen händen grünt:
Dein haupt ist schon gecrönt, und deine treu verdient,
Daß man die kurtze schrifft an deine cantzel setze:
Hier schloß der prediger die predigt und den mund,
Judem er zwischen GOtt und seiner heerde stund;
Durch einen sanfften tod ist er im himmel-orden,
Und bey den ältisten ein ewig priester worden.


Auf das absterben des berühmten Pro-
fessoris Hallensis,
Herrn Christoph Cellarii,
im nahmen einer tisch-
compagnie.
G. S.
SJch in dem labyrinth der alten nicht vergehn:
Die wunder von Athen und Latium verstehn:
Der sprachen zierlichkeit recht aus dem grunde wissen:
Der künste weiten kreis in das gehirne schliessen:
Aus finstrer schrifften nacht ein licht der wahrheit ziehn:
Sich um den grauen witz vergangner zeit bemühn:
Den halb-verfallnen schacht des alterthums durchkriechen:
Das, was der nasse schwamm der jahre weggestrichen,
Und sonst zerstücket liegt, wie ein zerschmettert glas,
Da man die stücke kaum mit müh zusammen las,
Durch hurtigen verstand ersetzen und ergäntzen:
Sich über den bezirck und die gemeine grentzen
Des pövels selbst erhöhn: Was Socrates gefragt:
Democritus belacht: Heraclitus beklagt:
Der ruhig' Epicur nach seiner lust ersonnen;
Was Pyrrho vor ein garn des zweifels angesponnen,
Und wie ein seiden-wurm sich selbst darein verwebt:
Wie Aristoteles nach dem beweiß gestrebt:
Gewissen grund gesucht: Das göldne mittel funden,
Jn dem die tugend ruht: Warum sein ruhm verschwunden?
Was
Begraͤbniß-Getichte.
Jtzund geneuſt dein geiſt der edlen himmels-ſchaͤtze,
Allwo der palmen-zweig in deinen haͤnden gruͤnt:
Dein haupt iſt ſchon gecroͤnt, und deine treu verdient,
Daß man die kurtze ſchrifft an deine cantzel ſetze:
Hier ſchloß der prediger die predigt und den mund,
Judem er zwiſchen GOtt und ſeiner heerde ſtund;
Durch einen ſanfften tod iſt er im himmel-orden,
Und bey den aͤltiſten ein ewig prieſter worden.


Auf das abſterben des beruͤhmten Pro-
feſſoris Hallenſis,
Herꝛn Chriſtoph Cellarii,
im nahmen einer tiſch-
compagnie.
G. S.
SJch in dem labyrinth der alten nicht vergehn:
Die wunder von Athen und Latium verſtehn:
Der ſprachen zierlichkeit recht aus dem grunde wiſſen:
Der kuͤnſte weiten kreis in das gehirne ſchlieſſen:
Aus finſtrer ſchrifften nacht ein licht der wahrheit ziehn:
Sich um den grauen witz vergangner zeit bemuͤhn:
Den halb-verfallnen ſchacht des alterthums durchkriechen:
Das, was der naſſe ſchwamm der jahre weggeſtrichen,
Und ſonſt zerſtuͤcket liegt, wie ein zerſchmettert glas,
Da man die ſtuͤcke kaum mit muͤh zuſammen las,
Durch hurtigen verſtand erſetzen und ergaͤntzen:
Sich uͤber den bezirck und die gemeine grentzen
Des poͤvels ſelbſt erhoͤhn: Was Socrates gefragt:
Democritus belacht: Heraclitus beklagt:
Der ruhig’ Epicur nach ſeiner luſt erſonnen;
Was Pyrrho vor ein garn des zweifels angeſponnen,
Und wie ein ſeiden-wurm ſich ſelbſt darein verwebt:
Wie Ariſtoteles nach dem beweiß geſtrebt:
Gewiſſen grund geſucht: Das goͤldne mittel funden,
Jn dem die tugend ruht: Warum ſein ruhm verſchwunden?
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[186/0210] Begraͤbniß-Getichte. Jtzund geneuſt dein geiſt der edlen himmels-ſchaͤtze, Allwo der palmen-zweig in deinen haͤnden gruͤnt: Dein haupt iſt ſchon gecroͤnt, und deine treu verdient, Daß man die kurtze ſchrifft an deine cantzel ſetze: Hier ſchloß der prediger die predigt und den mund, Judem er zwiſchen GOtt und ſeiner heerde ſtund; Durch einen ſanfften tod iſt er im himmel-orden, Und bey den aͤltiſten ein ewig prieſter worden. Auf das abſterben des beruͤhmten Pro- feſſoris Hallenſis, Herꝛn Chriſtoph Cellarii, im nahmen einer tiſch- compagnie. G. S. SJch in dem labyrinth der alten nicht vergehn: Die wunder von Athen und Latium verſtehn: Der ſprachen zierlichkeit recht aus dem grunde wiſſen: Der kuͤnſte weiten kreis in das gehirne ſchlieſſen: Aus finſtrer ſchrifften nacht ein licht der wahrheit ziehn: Sich um den grauen witz vergangner zeit bemuͤhn: Den halb-verfallnen ſchacht des alterthums durchkriechen: Das, was der naſſe ſchwamm der jahre weggeſtrichen, Und ſonſt zerſtuͤcket liegt, wie ein zerſchmettert glas, Da man die ſtuͤcke kaum mit muͤh zuſammen las, Durch hurtigen verſtand erſetzen und ergaͤntzen: Sich uͤber den bezirck und die gemeine grentzen Des poͤvels ſelbſt erhoͤhn: Was Socrates gefragt: Democritus belacht: Heraclitus beklagt: Der ruhig’ Epicur nach ſeiner luſt erſonnen; Was Pyrrho vor ein garn des zweifels angeſponnen, Und wie ein ſeiden-wurm ſich ſelbſt darein verwebt: Wie Ariſtoteles nach dem beweiß geſtrebt: Gewiſſen grund geſucht: Das goͤldne mittel funden, Jn dem die tugend ruht: Warum ſein ruhm verſchwunden? Was

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/210>, abgerufen am 23.11.2024.