Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.
Das alte Seculum. So mache denn, o güldne zeit! dich völlig offenbar! Zerstreue die gefahr, Die Teutschland und Europa schrecket! Mein gröstes unglück ist, daß ich zu grabe geh, Und daß mein grab doch nicht das weh Der gantzen welt bedecket. Jedoch wär es bedeckt, was bliebe dir zu thun? Der helden hertze kan nicht ruhn, Und Friedrichs geist hat dieses gleichsam eigen, Daß er sich niemahls grösser pflegt, Als in der noth, zu zeigen. Jch scheide: Mein König! gute nacht! Ehmahls warst du meine freude; Jtzo kenn ich kaum für neide Mich bey deiner neuen pracht. Doch ich wehre meinem neide, Und verlasse dich voll freude; Weil du doch Nichts als meinen wunsch vollbracht. Jch scheide: Mein König, gute nacht! Das
Das alte Seculum. So mache denn, o guͤldne zeit! dich voͤllig offenbar! Zerſtreue die gefahr, Die Teutſchland und Europa ſchrecket! Mein groͤſtes ungluͤck iſt, daß ich zu grabe geh, Und daß mein grab doch nicht das weh Der gantzen welt bedecket. Jedoch waͤr es bedeckt, was bliebe dir zu thun? Der helden hertze kan nicht ruhn, Und Friedrichs geiſt hat dieſes gleichſam eigen, Daß er ſich niemahls groͤſſer pflegt, Als in der noth, zu zeigen. Jch ſcheide: Mein Koͤnig! gute nacht! Ehmahls warſt du meine freude; Jtzo kenn ich kaum fuͤr neide Mich bey deiner neuen pracht. Doch ich wehre meinem neide, Und verlaſſe dich voll freude; Weil du doch Nichts als meinen wunſch vollbracht. Jch ſcheide: Mein Koͤnig, gute nacht! Das
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Vermiſchte Getichte.
Je mehr wird euch auf erden
Von dir und mir geſprochen werden.
Ein guter anfang, ein gutes ende,
Hat nichts als ehre zum eigenthum.
Eilt, ſtunden! behende!
Je ſchneller ende;
Je ſchneller ruhm.
Doch haltet zuruͤcke!
Je laͤnger gluͤcke;
Je groͤſſer ruhm.
Ein guter anfang, ein gutes ende ꝛc.
Das alte Seculum.
So mache denn, o guͤldne zeit! dich voͤllig offenbar!
Zerſtreue die gefahr,
Die Teutſchland und Europa ſchrecket!
Mein groͤſtes ungluͤck iſt, daß ich zu grabe geh,
Und daß mein grab doch nicht das weh
Der gantzen welt bedecket.
Jedoch waͤr es bedeckt, was bliebe dir zu thun?
Der helden hertze kan nicht ruhn,
Und Friedrichs geiſt hat dieſes gleichſam eigen,
Daß er ſich niemahls groͤſſer pflegt,
Als in der noth, zu zeigen.
Jch ſcheide:
Mein Koͤnig! gute nacht!
Ehmahls warſt du meine freude;
Jtzo kenn ich kaum fuͤr neide
Mich bey deiner neuen pracht.
Doch ich wehre meinem neide,
Und verlaſſe dich voll freude;
Weil du doch
Nichts als meinen wunſch vollbracht.
Jch ſcheide:
Mein Koͤnig, gute nacht!
Das
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