Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.Vermischte Getichte. An einen, welcher sich nach hof und in GEh hin, gepriesner mann! wohin des glückes huldfürstliche dienste begeben solte. B. N. Dich heist aus deinem lager rücken! Bequem dich aber vor zur höflichen gedult, Und lern dich in das güldne joch und in die süssen schmertzen schicken! Der hof ist eine see; Laß deiner hoffnung schiff nicht weit vom ufer schweben! Wer stillen tieffen traut, und auf des meeres höh Sich will mit gantzem wind und vollen segeln heben, Fällt durch verleumdung offt in harte klippen ein, Und stösset an des neiders stein Mit schrecken seinen kahn in stücken. Dann schwimmt der gantze bau zu deiner schande fort, Und jeder lacht dich aus, daß du von deinem port So thöricht abgeschifft: Der mast-baum liegt darnieder, Und kommet selten mehr zu seinem herren wieder. Bleht dich die ruhmsucht auf? so setz ihr maas und ziel! Die ehre pflegt ein feiges hertz zu hassen, Ein stoltzes zu verlassen. Sey keinem andern hart; Dich strafe stets zuviel! Bemüh dich nicht, die stirne zu verstellen, Und laß dein augenlied von keiner hoffarth schwellen! Das glück ist wandelbar, und ändert leicht den schein: Drum sorge bloß dahin, wie du mögst ehrlich seyn. Nicht wünsche, daß es dir stets frölich möge gehen! Der purpur, den du trägst, stirbt und verliehret sich: Der stern, der itzund scheint, kan bald in wolcken stehen: Und wie ist zeit und jahr nicht selbst veränderlich? Der ist der glücklichste, der keinem glücke trauet; Und wer, wenn ihn ein jeder schauet, Sich doch im finstern wünscht, der ist ein weiser mann. Wie?
Vermiſchte Getichte. An einen, welcher ſich nach hof und in GEh hin, geprieſner mann! wohin des gluͤckes huldfuͤrſtliche dienſte begeben ſolte. B. N. Dich heiſt aus deinem lager ruͤcken! Bequem dich aber vor zur hoͤflichen gedult, Und lern dich in das guͤldne joch und in die ſuͤſſen ſchmertzen ſchicken! Der hof iſt eine ſee; Laß deiner hoffnung ſchiff nicht weit vom ufer ſchweben! Wer ſtillen tieffen traut, und auf des meeres hoͤh Sich will mit gantzem wind und vollen ſegeln heben, Faͤllt durch verleumdung offt in harte klippen ein, Und ſtoͤſſet an des neiders ſtein Mit ſchrecken ſeinen kahn in ſtuͤcken. Dann ſchwimmt der gantze bau zu deiner ſchande fort, Und jeder lacht dich aus, daß du von deinem port So thoͤricht abgeſchifft: Der maſt-baum liegt darnieder, Und kommet ſelten mehr zu ſeinem herren wieder. Bleht dich die ruhmſucht auf? ſo ſetz ihr maas und ziel! Die ehre pflegt ein feiges hertz zu haſſen, Ein ſtoltzes zu verlaſſen. Sey keinem andern hart; Dich ſtrafe ſtets zuviel! Bemuͤh dich nicht, die ſtirne zu verſtellen, Und laß dein augenlied von keiner hoffarth ſchwellen! Das gluͤck iſt wandelbar, und aͤndert leicht den ſchein: Drum ſorge bloß dahin, wie du moͤgſt ehrlich ſeyn. Nicht wuͤnſche, daß es dir ſtets froͤlich moͤge gehen! Der purpur, den du traͤgſt, ſtirbt und verliehret ſich: Der ſtern, der itzund ſcheint, kan bald in wolcken ſtehen: Und wie iſt zeit und jahr nicht ſelbſt veraͤnderlich? Der iſt der gluͤcklichſte, der keinem gluͤcke trauet; Und wer, wenn ihn ein jeder ſchauet, Sich doch im finſtern wuͤnſcht, der iſt ein weiſer mann. Wie?
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Vermiſchte Getichte.
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ſolte.
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GEh hin, geprieſner mann! wohin des gluͤckes huld
Dich heiſt aus deinem lager ruͤcken!
Bequem dich aber vor zur hoͤflichen gedult,
Und lern dich in das guͤldne joch und in die ſuͤſſen ſchmertzen
ſchicken!
Der hof iſt eine ſee;
Laß deiner hoffnung ſchiff nicht weit vom ufer ſchweben!
Wer ſtillen tieffen traut, und auf des meeres hoͤh
Sich will mit gantzem wind und vollen ſegeln heben,
Faͤllt durch verleumdung offt in harte klippen ein,
Und ſtoͤſſet an des neiders ſtein
Mit ſchrecken ſeinen kahn in ſtuͤcken.
Dann ſchwimmt der gantze bau zu deiner ſchande fort,
Und jeder lacht dich aus, daß du von deinem port
So thoͤricht abgeſchifft: Der maſt-baum liegt darnieder,
Und kommet ſelten mehr zu ſeinem herren wieder.
Bleht dich die ruhmſucht auf? ſo ſetz ihr maas und ziel!
Die ehre pflegt ein feiges hertz zu haſſen,
Ein ſtoltzes zu verlaſſen.
Sey keinem andern hart; Dich ſtrafe ſtets zuviel!
Bemuͤh dich nicht, die ſtirne zu verſtellen,
Und laß dein augenlied von keiner hoffarth ſchwellen!
Das gluͤck iſt wandelbar, und aͤndert leicht den ſchein:
Drum ſorge bloß dahin, wie du moͤgſt ehrlich ſeyn.
Nicht wuͤnſche, daß es dir ſtets froͤlich moͤge gehen!
Der purpur, den du traͤgſt, ſtirbt und verliehret ſich:
Der ſtern, der itzund ſcheint, kan bald in wolcken ſtehen:
Und wie iſt zeit und jahr nicht ſelbſt veraͤnderlich?
Der iſt der gluͤcklichſte, der keinem gluͤcke trauet;
Und wer, wenn ihn ein jeder ſchauet,
Sich doch im finſtern wuͤnſcht, der iſt ein weiſer mann.
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