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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Vermischte Getichte.

Die thiere haben sie vielleicht zuerst getrieben;
Allein was diesen GOtt in die natur geschrieben,
Das kommt, und wenn es euch auch noch so seltsam wär,
Aus keinem andern rath, als GOttes weißheit, her.



Jhr sprecht: Wie kan denn das ein göttlich wissen heissen,
Wo ungewißheit sich zum grund und regel macht,
Und wo zehn lehrer sich mit tausend grillen schmeissen,
Wenn einer einen wurm von neuem vorgebracht?
Allein, verzeiht es mir! Die höchst gewissen künste
Sind auch zuweilen nichts als leere meinungs-dünste:
Zudem so sagt uns doch, wo man bewiesen findt,
Daß andre lehrer frey von allem zweifel sind?


Erfahrung kan allhier schon gute meister machen,
Und wenn vernunfft dabey nicht ausgeschlossen ist;
So findet man durch sie den kern bewehrter sachen,
Durch die ein augenblick offt bahr und grab verschliest,
Drum, spötter! die ihr wolt dem tod apostel werben,
Last erstlich euren wurm in dem gehirne sterben:
Denn gebt beym Cous euch mit andern fragen an,
Ob dieser euch vielleicht mit völckern dienen kan?


Zwar wenn Pillificus stets leichen muß begleiten,
Und mit der todten-post ein gut verständniß hat,
So möchtet ihr vor ihn wohl ein quartier hereiten;
Allein der nahmen macht nicht den gesundheits-rath.
Sonst stünd ein grüner Mops, der wurtzeln graben lernen,
Wie Aesculapius, vorlängsten bey den sternen;
Schreibt aber ihn die kunst nicht ins register ein,
So kan er, wie er will, bey euch in diensten seyn.


Wen der Hippocrates soll zum collegen wehlen,
Der muß zu unsrer zeit aus andern augen sehn:
Er darff die krancken nicht mit langen fiebern quälen.
Und wenn der herbst gesund, auf böse zeiten schmähn.
Die

Vermiſchte Getichte.

Die thiere haben ſie vielleicht zuerſt getrieben;
Allein was dieſen GOtt in die natur geſchrieben,
Das kommt, und wenn es euch auch noch ſo ſeltſam waͤr,
Aus keinem andern rath, als GOttes weißheit, her.



Jhr ſprecht: Wie kan denn das ein goͤttlich wiſſen heiſſen,
Wo ungewißheit ſich zum grund und regel macht,
Und wo zehn lehrer ſich mit tauſend grillen ſchmeiſſen,
Wenn einer einen wurm von neuem vorgebracht?
Allein, verzeiht es mir! Die hoͤchſt gewiſſen kuͤnſte
Sind auch zuweilen nichts als leere meinungs-duͤnſte:
Zudem ſo ſagt uns doch, wo man bewieſen findt,
Daß andre lehrer frey von allem zweifel ſind?


Erfahrung kan allhier ſchon gute meiſter machen,
Und wenn vernunfft dabey nicht ausgeſchloſſen iſt;
So findet man durch ſie den kern bewehrter ſachen,
Durch die ein augenblick offt bahr und grab verſchlieſt,
Drum, ſpoͤtter! die ihr wolt dem tod apoſtel werben,
Laſt erſtlich euren wurm in dem gehirne ſterben:
Denn gebt beym Cous euch mit andern fragen an,
Ob dieſer euch vielleicht mit voͤlckern dienen kan?


Zwar wenn Pillificus ſtets leichen muß begleiten,
Und mit der todten-poſt ein gut verſtaͤndniß hat,
So moͤchtet ihr vor ihn wohl ein quartier hereiten;
Allein der nahmen macht nicht den geſundheits-rath.
Sonſt ſtuͤnd ein gruͤner Mops, der wurtzeln graben lernen,
Wie Aeſculapius, vorlaͤngſten bey den ſternen;
Schreibt aber ihn die kunſt nicht ins regiſter ein,
So kan er, wie er will, bey euch in dienſten ſeyn.


Wen der Hippocrates ſoll zum collegen wehlen,
Der muß zu unſrer zeit aus andern augen ſehn:
Er darff die krancken nicht mit langen fiebern quaͤlen.
Und wenn der herbſt geſund, auf boͤſe zeiten ſchmaͤhn.
Die
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[251/0275] Vermiſchte Getichte. Die thiere haben ſie vielleicht zuerſt getrieben; Allein was dieſen GOtt in die natur geſchrieben, Das kommt, und wenn es euch auch noch ſo ſeltſam waͤr, Aus keinem andern rath, als GOttes weißheit, her. Jhr ſprecht: Wie kan denn das ein goͤttlich wiſſen heiſſen, Wo ungewißheit ſich zum grund und regel macht, Und wo zehn lehrer ſich mit tauſend grillen ſchmeiſſen, Wenn einer einen wurm von neuem vorgebracht? Allein, verzeiht es mir! Die hoͤchſt gewiſſen kuͤnſte Sind auch zuweilen nichts als leere meinungs-duͤnſte: Zudem ſo ſagt uns doch, wo man bewieſen findt, Daß andre lehrer frey von allem zweifel ſind? Erfahrung kan allhier ſchon gute meiſter machen, Und wenn vernunfft dabey nicht ausgeſchloſſen iſt; So findet man durch ſie den kern bewehrter ſachen, Durch die ein augenblick offt bahr und grab verſchlieſt, Drum, ſpoͤtter! die ihr wolt dem tod apoſtel werben, Laſt erſtlich euren wurm in dem gehirne ſterben: Denn gebt beym Cous euch mit andern fragen an, Ob dieſer euch vielleicht mit voͤlckern dienen kan? Zwar wenn Pillificus ſtets leichen muß begleiten, Und mit der todten-poſt ein gut verſtaͤndniß hat, So moͤchtet ihr vor ihn wohl ein quartier hereiten; Allein der nahmen macht nicht den geſundheits-rath. Sonſt ſtuͤnd ein gruͤner Mops, der wurtzeln graben lernen, Wie Aeſculapius, vorlaͤngſten bey den ſternen; Schreibt aber ihn die kunſt nicht ins regiſter ein, So kan er, wie er will, bey euch in dienſten ſeyn. Wen der Hippocrates ſoll zum collegen wehlen, Der muß zu unſrer zeit aus andern augen ſehn: Er darff die krancken nicht mit langen fiebern quaͤlen. Und wenn der herbſt geſund, auf boͤſe zeiten ſchmaͤhn. Die

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/275>, abgerufen am 21.11.2024.