Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.
Jhr tollen sterblichen! was wolt ihr eure flecken, Die geist und leib zugleich ins lazareth gebracht, Doch so vergebens hier mit feigen-blättern decken? Der zorn, der euren kopff zum patienten macht: Der geitz, der mit verdruß nur halbe bissen zehlet: Die sinds, durch die ihr euch selbst die gesundheit stehlet; Und wenn der lüste brand vernunfft nicht löschen kan, So macht ihr euch ja selbst den ärtzten unterthau. So ändert dann den schluß, und last die regeln gelten, Die ihre kunst mit fleiß zu eurem nutzen setzt: Hört auf, die gold-tinctur und süß essentz zu schelten: Und was man sonsten noch von panaceen schätzt. Ja! wenn die beutel selbst einmahl purgiren müssen, So last euch nimmermehr das zinse-geld verdriessen: Denn euer schimpff bewegt doch nicht des Sirachs schluß, Daß man die medicin als göttlich ehren muß. Verzeih, geehrter freund! bey deiner ehren-stunde, Wenn uns das gegentheil auf dein exempel führt: Denn, wenn die wissenschafft aus unsers Wedels munde, Nebst dem, was Seevogt lehrt, und eignes wissen ziert: Wem Stahl und Hoffmanns hand die doctor-würde gönnen, Der wird die schmähungen recht widerlegen können. Jndessen wünschen wir als freunde noch darbey: Daß deine medicin stets ohne tadel sey! Die
Jhr tollen ſterblichen! was wolt ihr eure flecken, Die geiſt und leib zugleich ins lazareth gebracht, Doch ſo vergebens hier mit feigen-blaͤttern decken? Der zorn, der euren kopff zum patienten macht: Der geitz, der mit verdruß nur halbe biſſen zehlet: Die ſinds, durch die ihr euch ſelbſt die geſundheit ſtehlet; Und wenn der luͤſte brand vernunfft nicht loͤſchen kan, So macht ihr euch ja ſelbſt den aͤrtzten unterthau. So aͤndert dann den ſchluß, und laſt die regeln gelten, Die ihre kunſt mit fleiß zu eurem nutzen ſetzt: Hoͤrt auf, die gold-tinctur und ſuͤß eſſentz zu ſchelten: Und was man ſonſten noch von panaceen ſchaͤtzt. Ja! wenn die beutel ſelbſt einmahl purgiren muͤſſen, So laſt euch nimmermehr das zinſe-geld verdrieſſen: Denn euer ſchimpff bewegt doch nicht des Sirachs ſchluß, Daß man die medicin als goͤttlich ehren muß. Verzeih, geehrter freund! bey deiner ehren-ſtunde, Wenn uns das gegentheil auf dein exempel fuͤhrt: Denn, wenn die wiſſenſchafft aus unſers Wedels munde, Nebſt dem, was Seevogt lehrt, und eignes wiſſen ziert: Wem Stahl und Hoffmanns hand die doctor-wuͤrde goͤnnen, Der wird die ſchmaͤhungen recht widerlegen koͤnnen. Jndeſſen wuͤnſchen wir als freunde noch darbey: Daß deine medicin ſtets ohne tadel ſey! Die
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="25"> <l> <pb facs="#f0276" n="252"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermiſchte Getichte.</hi> </fw> </l><lb/> <l>Die krancken werden ihn ſchon von ſich ſelbſten ſuchen:</l><lb/> <l>Drum darff er nicht die peſt auf ſtaͤdt und laͤnder fluchen;</l><lb/> <l>Und alſo faͤllt auch hier die bittre ſchmaͤhung hin,</l><lb/> <l>Daß aͤrtzte ſelbſt das weh auf ihre krancken ziehn.</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg n="26"> <l>Jhr tollen ſterblichen! was wolt ihr eure flecken,</l><lb/> <l>Die geiſt und leib zugleich ins lazareth gebracht,</l><lb/> <l>Doch ſo vergebens hier mit feigen-blaͤttern decken?</l><lb/> <l>Der zorn, der euren kopff zum patienten macht:</l><lb/> <l>Der geitz, der mit verdruß nur halbe biſſen zehlet:</l><lb/> <l>Die ſinds, durch die ihr euch ſelbſt die geſundheit ſtehlet;</l><lb/> <l>Und wenn der luͤſte brand vernunfft nicht loͤſchen kan,</l><lb/> <l>So macht ihr euch ja ſelbſt den aͤrtzten unterthau.</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg n="27"> <l>So aͤndert dann den ſchluß, und laſt die regeln gelten,</l><lb/> <l>Die ihre kunſt mit fleiß zu eurem nutzen ſetzt:</l><lb/> <l>Hoͤrt auf, die gold-tinctur und ſuͤß eſſentz zu ſchelten:</l><lb/> <l>Und was man ſonſten noch von panaceen ſchaͤtzt.</l><lb/> <l>Ja! wenn die beutel ſelbſt einmahl purgiren muͤſſen,</l><lb/> <l>So laſt euch nimmermehr das zinſe-geld verdrieſſen:</l><lb/> <l>Denn euer ſchimpff bewegt doch nicht des Sirachs ſchluß,</l><lb/> <l>Daß man die medicin als goͤttlich ehren muß.</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg n="28"> <l>Verzeih, geehrter freund! bey deiner ehren-ſtunde,</l><lb/> <l>Wenn uns das gegentheil auf dein exempel fuͤhrt:</l><lb/> <l>Denn, wenn die wiſſenſchafft aus unſers Wedels munde,</l><lb/> <l>Nebſt dem, was Seevogt lehrt, und eignes wiſſen ziert:</l><lb/> <l>Wem Stahl und Hoffmanns hand die doctor-wuͤrde goͤnnen,</l><lb/> <l>Der wird die ſchmaͤhungen recht widerlegen koͤnnen.</l><lb/> <l>Jndeſſen wuͤnſchen wir als freunde noch darbey:</l><lb/> <l>Daß deine medicin ſtets ohne tadel ſey!</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Die</hi> </fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [252/0276]
Vermiſchte Getichte.
Die krancken werden ihn ſchon von ſich ſelbſten ſuchen:
Drum darff er nicht die peſt auf ſtaͤdt und laͤnder fluchen;
Und alſo faͤllt auch hier die bittre ſchmaͤhung hin,
Daß aͤrtzte ſelbſt das weh auf ihre krancken ziehn.
Jhr tollen ſterblichen! was wolt ihr eure flecken,
Die geiſt und leib zugleich ins lazareth gebracht,
Doch ſo vergebens hier mit feigen-blaͤttern decken?
Der zorn, der euren kopff zum patienten macht:
Der geitz, der mit verdruß nur halbe biſſen zehlet:
Die ſinds, durch die ihr euch ſelbſt die geſundheit ſtehlet;
Und wenn der luͤſte brand vernunfft nicht loͤſchen kan,
So macht ihr euch ja ſelbſt den aͤrtzten unterthau.
So aͤndert dann den ſchluß, und laſt die regeln gelten,
Die ihre kunſt mit fleiß zu eurem nutzen ſetzt:
Hoͤrt auf, die gold-tinctur und ſuͤß eſſentz zu ſchelten:
Und was man ſonſten noch von panaceen ſchaͤtzt.
Ja! wenn die beutel ſelbſt einmahl purgiren muͤſſen,
So laſt euch nimmermehr das zinſe-geld verdrieſſen:
Denn euer ſchimpff bewegt doch nicht des Sirachs ſchluß,
Daß man die medicin als goͤttlich ehren muß.
Verzeih, geehrter freund! bey deiner ehren-ſtunde,
Wenn uns das gegentheil auf dein exempel fuͤhrt:
Denn, wenn die wiſſenſchafft aus unſers Wedels munde,
Nebſt dem, was Seevogt lehrt, und eignes wiſſen ziert:
Wem Stahl und Hoffmanns hand die doctor-wuͤrde goͤnnen,
Der wird die ſchmaͤhungen recht widerlegen koͤnnen.
Jndeſſen wuͤnſchen wir als freunde noch darbey:
Daß deine medicin ſtets ohne tadel ſey!
Die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |