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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Vermischte Getichte.

Und das gedrückte volck mit hülff und rath erfreun,
Muß denen neigungen zuvor den willen brechen.
Wer seiner urtheil grund auf tollen vorwitz setzt,
Und nach geschencken spricht, wird selten hochgeschätzt;
Doch wissen darff nicht frey von dem gewissen bleiben:
Drum muß ein Seneca sich selbst gesetze schreiben.



Drauf wird die göldne burg der Themis aufgethan:
Und wen ein kluger zweck auf diesen weg getrieben,
Der greifft, wie Grotius, das recht des himmels an,
Das unser Schöpfer selbst in unsre brust geschrieben:
Diß zeigt den festen grund und das gewisse licht,
Das grossen königen und völckern urtheil spricht:
Es heist den tieffen quell uns klar vor augen kommen,
Aus dem Athen und Rom ihr erstes recht genommen.


So denn versteht man erst, was ein Justinian
Aus stücken alter zeit der nach-welt aufgehoben:
Man sieht, was recht und fleis, betrug und list gethan:
Man tadelt nicht, was recht; man lernt nicht laster loben.
Was ein Pomponius und Ulpian gelehrt,
Wird, wie sie selbst begehrt, verständig angehört:
Und wer das alte Rom sich wohl beschreiben lassen,
Kan ihrer sprüche krafft offt von sich selbsten fassen.


Das alte Teutschland reicht zugleich gesetze dar,
So viel die schrifften uns von jenen zeiten gönnen:
Und die erfahrung macht den schluß noch täglich wahr,
Daß unsre grentzen auch juristen zeigen können.
Drum wer sich Byzantz blos mit Rom zum zwecke stellt,
Und den Tribonian vor seinen abgott hält,
Kennt Teutschlands gaben nicht, und hat noch nie gelesen,
Wie Lyncker, Schilter, Stryck ums recht bemüht gewesen.


Beglücktes Saal-Athen! wo ein erwünschtes fest
Den weg zur Themis-burg uns in exempeln zeiget:
Die

Vermiſchte Getichte.

Und das gedruͤckte volck mit huͤlff und rath erfreun,
Muß denen neigungen zuvor den willen brechen.
Wer ſeiner urtheil grund auf tollen vorwitz ſetzt,
Und nach geſchencken ſpricht, wird ſelten hochgeſchaͤtzt;
Doch wiſſen darff nicht frey von dem gewiſſen bleiben:
Drum muß ein Seneca ſich ſelbſt geſetze ſchreiben.



Drauf wird die goͤldne burg der Themis aufgethan:
Und wen ein kluger zweck auf dieſen weg getrieben,
Der greifft, wie Grotius, das recht des himmels an,
Das unſer Schoͤpfer ſelbſt in unſre bruſt geſchrieben:
Diß zeigt den feſten grund und das gewiſſe licht,
Das groſſen koͤnigen und voͤlckern urtheil ſpricht:
Es heiſt den tieffen quell uns klar vor augen kommen,
Aus dem Athen und Rom ihr erſtes recht genommen.


So denn verſteht man erſt, was ein Juſtinian
Aus ſtuͤcken alter zeit der nach-welt aufgehoben:
Man ſieht, was recht und fleis, betrug und liſt gethan:
Man tadelt nicht, was recht; man lernt nicht laſter loben.
Was ein Pomponius und Ulpian gelehrt,
Wird, wie ſie ſelbſt begehrt, verſtaͤndig angehoͤrt:
Und wer das alte Rom ſich wohl beſchreiben laſſen,
Kan ihrer ſpruͤche krafft offt von ſich ſelbſten faſſen.


Das alte Teutſchland reicht zugleich geſetze dar,
So viel die ſchrifften uns von jenen zeiten goͤnnen:
Und die erfahrung macht den ſchluß noch taͤglich wahr,
Daß unſre grentzen auch juriſten zeigen koͤnnen.
Drum wer ſich Byzantz blos mit Rom zum zwecke ſtellt,
Und den Tribonian vor ſeinen abgott haͤlt,
Kennt Teutſchlands gaben nicht, und hat noch nie geleſen,
Wie Lyncker, Schilter, Stryck ums recht bemuͤht geweſen.


Begluͤcktes Saal-Athen! wo ein erwuͤnſchtes feſt
Den weg zur Themis-burg uns in exempeln zeiget:
Die
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[258/0282] Vermiſchte Getichte. Und das gedruͤckte volck mit huͤlff und rath erfreun, Muß denen neigungen zuvor den willen brechen. Wer ſeiner urtheil grund auf tollen vorwitz ſetzt, Und nach geſchencken ſpricht, wird ſelten hochgeſchaͤtzt; Doch wiſſen darff nicht frey von dem gewiſſen bleiben: Drum muß ein Seneca ſich ſelbſt geſetze ſchreiben. Drauf wird die goͤldne burg der Themis aufgethan: Und wen ein kluger zweck auf dieſen weg getrieben, Der greifft, wie Grotius, das recht des himmels an, Das unſer Schoͤpfer ſelbſt in unſre bruſt geſchrieben: Diß zeigt den feſten grund und das gewiſſe licht, Das groſſen koͤnigen und voͤlckern urtheil ſpricht: Es heiſt den tieffen quell uns klar vor augen kommen, Aus dem Athen und Rom ihr erſtes recht genommen. So denn verſteht man erſt, was ein Juſtinian Aus ſtuͤcken alter zeit der nach-welt aufgehoben: Man ſieht, was recht und fleis, betrug und liſt gethan: Man tadelt nicht, was recht; man lernt nicht laſter loben. Was ein Pomponius und Ulpian gelehrt, Wird, wie ſie ſelbſt begehrt, verſtaͤndig angehoͤrt: Und wer das alte Rom ſich wohl beſchreiben laſſen, Kan ihrer ſpruͤche krafft offt von ſich ſelbſten faſſen. Das alte Teutſchland reicht zugleich geſetze dar, So viel die ſchrifften uns von jenen zeiten goͤnnen: Und die erfahrung macht den ſchluß noch taͤglich wahr, Daß unſre grentzen auch juriſten zeigen koͤnnen. Drum wer ſich Byzantz blos mit Rom zum zwecke ſtellt, Und den Tribonian vor ſeinen abgott haͤlt, Kennt Teutſchlands gaben nicht, und hat noch nie geleſen, Wie Lyncker, Schilter, Stryck ums recht bemuͤht geweſen. Begluͤcktes Saal-Athen! wo ein erwuͤnſchtes feſt Den weg zur Themis-burg uns in exempeln zeiget: Die

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/282>, abgerufen am 22.11.2024.