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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Vermischte Getichte.


Dein unfall zwinget dir die hohen geister ein:
Durch großmuth und geduld wirst du gewißlich schauen,
Wie dir dein eigner feind wird ehren-staffeln bauen,
Und wie sein untergang wird dein erhöhen seyn;
Wie er noch selber sich wird durch sich selbst entkräfften,
Und deinen ehren-preis hoch an die wolcken hefften.


Man hört nicht allezeit des wetters harten schall:
Es will der schnelle blitz nicht stets die lufft durchstreichen:
Und vor der sonnen muß der dicke nebel weichen:
Das wieder-auferstehn erfolget auf den fall;
So wird ein hoher glantz durch trübe wolcken dringen,
Des unfalls schwartze nacht und finsterniß bezwingen.


Die tugend, wie man weiß, verbleibet ein magnet
Des neides, welchen sie beständig nach sich ziehet,
Und, dessen los zu seyn, sie sich vergebens mühet:
Dieweil er stets mit ihr in gleichem wachsthum steht.
Je mehr mit ehr und ruhm wir unsern wandel schmücken,
Je strenger pflegt der neid die pfeile los zu drücken.


Die sterne leuchten nur am schönsten bey der nacht:
Die morgen-röthe wird aus finsterniß gebohren;
Mit nichten hat dein ruhm den alten glantz verlohren,
Weil diese trübe zeit ihn immer klärer macht.
Er hat der palmen last sich wollen einverleiben,
Je schwerer ihre last, je höher sie sich treiben.


Die besten perlen schleust die schwartze muschel ein:
Die schönsten rosen stehn in dick-vermengten hecken;
Doch dieses alles kan nicht ihre pracht bedecken,
Sie müssen des geruchs und auges labsal seyn;
So bleibt auf deinem ruhm, den dornen itzt umkräntzen,
Der perlen reinigkeit, der rosen purpur-gläntzen.
Held!
Vermiſchte Getichte.


Dein unfall zwinget dir die hohen geiſter ein:
Durch großmuth und geduld wirſt du gewißlich ſchauen,
Wie dir dein eigner feind wird ehren-ſtaffeln bauen,
Und wie ſein untergang wird dein erhoͤhen ſeyn;
Wie er noch ſelber ſich wird durch ſich ſelbſt entkraͤfften,
Und deinen ehren-preis hoch an die wolcken hefften.


Man hoͤrt nicht allezeit des wetters harten ſchall:
Es will der ſchnelle blitz nicht ſtets die lufft durchſtreichen:
Und vor der ſonnen muß der dicke nebel weichen:
Das wieder-auferſtehn erfolget auf den fall;
So wird ein hoher glantz durch truͤbe wolcken dringen,
Des unfalls ſchwartze nacht und finſterniß bezwingen.


Die tugend, wie man weiß, verbleibet ein magnet
Des neides, welchen ſie beſtaͤndig nach ſich ziehet,
Und, deſſen los zu ſeyn, ſie ſich vergebens muͤhet:
Dieweil er ſtets mit ihr in gleichem wachsthum ſteht.
Je mehr mit ehr und ruhm wir unſern wandel ſchmuͤcken,
Je ſtrenger pflegt der neid die pfeile los zu druͤcken.


Die ſterne leuchten nur am ſchoͤnſten bey der nacht:
Die morgen-roͤthe wird aus finſterniß gebohren;
Mit nichten hat dein ruhm den alten glantz verlohren,
Weil dieſe truͤbe zeit ihn immer klaͤrer macht.
Er hat der palmen laſt ſich wollen einverleiben,
Je ſchwerer ihre laſt, je hoͤher ſie ſich treiben.


Die beſten perlen ſchleuſt die ſchwartze muſchel ein:
Die ſchoͤnſten roſen ſtehn in dick-vermengten hecken;
Doch dieſes alles kan nicht ihre pracht bedecken,
Sie muͤſſen des geruchs und auges labſal ſeyn;
So bleibt auf deinem ruhm, den dornen itzt umkraͤntzen,
Der perlen reinigkeit, der roſen purpur-glaͤntzen.
Held!
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[266/0290] Vermiſchte Getichte. Dein unfall zwinget dir die hohen geiſter ein: Durch großmuth und geduld wirſt du gewißlich ſchauen, Wie dir dein eigner feind wird ehren-ſtaffeln bauen, Und wie ſein untergang wird dein erhoͤhen ſeyn; Wie er noch ſelber ſich wird durch ſich ſelbſt entkraͤfften, Und deinen ehren-preis hoch an die wolcken hefften. Man hoͤrt nicht allezeit des wetters harten ſchall: Es will der ſchnelle blitz nicht ſtets die lufft durchſtreichen: Und vor der ſonnen muß der dicke nebel weichen: Das wieder-auferſtehn erfolget auf den fall; So wird ein hoher glantz durch truͤbe wolcken dringen, Des unfalls ſchwartze nacht und finſterniß bezwingen. Die tugend, wie man weiß, verbleibet ein magnet Des neides, welchen ſie beſtaͤndig nach ſich ziehet, Und, deſſen los zu ſeyn, ſie ſich vergebens muͤhet: Dieweil er ſtets mit ihr in gleichem wachsthum ſteht. Je mehr mit ehr und ruhm wir unſern wandel ſchmuͤcken, Je ſtrenger pflegt der neid die pfeile los zu druͤcken. Die ſterne leuchten nur am ſchoͤnſten bey der nacht: Die morgen-roͤthe wird aus finſterniß gebohren; Mit nichten hat dein ruhm den alten glantz verlohren, Weil dieſe truͤbe zeit ihn immer klaͤrer macht. Er hat der palmen laſt ſich wollen einverleiben, Je ſchwerer ihre laſt, je hoͤher ſie ſich treiben. Die beſten perlen ſchleuſt die ſchwartze muſchel ein: Die ſchoͤnſten roſen ſtehn in dick-vermengten hecken; Doch dieſes alles kan nicht ihre pracht bedecken, Sie muͤſſen des geruchs und auges labſal ſeyn; So bleibt auf deinem ruhm, den dornen itzt umkraͤntzen, Der perlen reinigkeit, der roſen purpur-glaͤntzen. Held!

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/290>, abgerufen am 21.11.2024.