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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Vermischte Getichte.
Doch ob dich schon kein reich zu dieser ehr erhaben,
So bist du es gleichwohl nach deinen hohen gaben.
Wer, grosser Carl! dich kennt, wer dich nur siehet an,
Der nennt alsbald mit lust sich deinen unterthan.
Je wen'ger dünckst du dich, je mehr du bist erhoben:
Was vor ein fremder wird dich sehen, und nicht loben?
Jndem sich deine gunst so gnädig auf ihn kehrt,
Als wie das tieffste thal der sonnen strahl durchfährt,
Und dennoch, ob er schon die niedrigkeit berühret,
Von seiner majestät dabey doch nichts verliehret.
O groß-gesinnter Held! hier schweigt die feder still,
Dieweil das hertze selbst zu sylben werden will,
Ja gar die seel zum reim, wenn sie bey sich erweget,
Wie lieblich deine gunst mich zu bestrahlen pfleget.
Wie offt hab ich gesagt: Rom liebte den August,
Doch Titus ward auf ihn genennt des landes lust;
Diß aber weiß ich wohl, daß niemand auf der erden,
Wie unser grosser Carl, geliebt wird jemahls werden.
Und wenn ich diß gesagt, klag ich mich selber an,
Daß ich zur gnüge nicht dein lob ausbreiten kan,
Und daß in meiner brust nicht tausend hertzen leben,
Um tausend hertzen dir zum opffer hinzugeben.
Wiewohl, der himmel schon hat meinen wunsch ersetzt,
Wenn er dir eines schenckt, was man vor tausend schätzt,
Jndem Theresia ihr edles hertz dir giebet,
Und dich, o krieges-gott! der liebe mutter liebet.
O schön! o gleiches paar! du stellest uns in dir
Der tugend ebenbild, der schönheit abriß für:
Was man in einem sucht, kan man in beyden finden,
Weil sich in deinem ja verdienst und lohn verbinden.
Was aber säumst du doch, zu zeigen uns das glück,
Das durch verzug ein jahr uns macht zum angenblick?
Ach! laß die pfeiler nicht von unsrer hoffnung wancken,
Und tröst uns in der that, und nicht nur in gedancken!
Ey brich, o werther tag! ey brich doch einmahl an,
Damit ich bald an dir vergnüget sagen kan:
Daß
VI. Theil. S
Vermiſchte Getichte.
Doch ob dich ſchon kein reich zu dieſer ehr erhaben,
So biſt du es gleichwohl nach deinen hohen gaben.
Wer, groſſer Carl! dich kennt, wer dich nur ſiehet an,
Der nennt alsbald mit luſt ſich deinen unterthan.
Je wen’ger duͤnckſt du dich, je mehr du biſt erhoben:
Was vor ein fremder wird dich ſehen, und nicht loben?
Jndem ſich deine gunſt ſo gnaͤdig auf ihn kehrt,
Als wie das tieffſte thal der ſonnen ſtrahl durchfaͤhrt,
Und dennoch, ob er ſchon die niedrigkeit beruͤhret,
Von ſeiner majeſtaͤt dabey doch nichts verliehret.
O groß-geſinnter Held! hier ſchweigt die feder ſtill,
Dieweil das hertze ſelbſt zu ſylben werden will,
Ja gar die ſeel zum reim, wenn ſie bey ſich erweget,
Wie lieblich deine gunſt mich zu beſtrahlen pfleget.
Wie offt hab ich geſagt: Rom liebte den Auguſt,
Doch Titus ward auf ihn genennt des landes luſt;
Diß aber weiß ich wohl, daß niemand auf der erden,
Wie unſer groſſer Carl, geliebt wird jemahls werden.
Und wenn ich diß geſagt, klag ich mich ſelber an,
Daß ich zur gnuͤge nicht dein lob ausbreiten kan,
Und daß in meiner bruſt nicht tauſend hertzen leben,
Um tauſend hertzen dir zum opffer hinzugeben.
Wiewohl, der himmel ſchon hat meinen wunſch erſetzt,
Wenn er dir eines ſchenckt, was man vor tauſend ſchaͤtzt,
Jndem Thereſia ihr edles hertz dir giebet,
Und dich, o krieges-gott! der liebe mutter liebet.
O ſchoͤn! o gleiches paar! du ſtelleſt uns in dir
Der tugend ebenbild, der ſchoͤnheit abriß fuͤr:
Was man in einem ſucht, kan man in beyden finden,
Weil ſich in deinem ja verdienſt und lohn verbinden.
Was aber ſaͤumſt du doch, zu zeigen uns das gluͤck,
Das durch verzug ein jahr uns macht zum angenblick?
Ach! laß die pfeiler nicht von unſrer hoffnung wancken,
Und troͤſt uns in der that, und nicht nur in gedancken!
Ey brich, o werther tag! ey brich doch einmahl an,
Damit ich bald an dir vergnuͤget ſagen kan:
Daß
VI. Theil. S
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[273/0297] Vermiſchte Getichte. Doch ob dich ſchon kein reich zu dieſer ehr erhaben, So biſt du es gleichwohl nach deinen hohen gaben. Wer, groſſer Carl! dich kennt, wer dich nur ſiehet an, Der nennt alsbald mit luſt ſich deinen unterthan. Je wen’ger duͤnckſt du dich, je mehr du biſt erhoben: Was vor ein fremder wird dich ſehen, und nicht loben? Jndem ſich deine gunſt ſo gnaͤdig auf ihn kehrt, Als wie das tieffſte thal der ſonnen ſtrahl durchfaͤhrt, Und dennoch, ob er ſchon die niedrigkeit beruͤhret, Von ſeiner majeſtaͤt dabey doch nichts verliehret. O groß-geſinnter Held! hier ſchweigt die feder ſtill, Dieweil das hertze ſelbſt zu ſylben werden will, Ja gar die ſeel zum reim, wenn ſie bey ſich erweget, Wie lieblich deine gunſt mich zu beſtrahlen pfleget. Wie offt hab ich geſagt: Rom liebte den Auguſt, Doch Titus ward auf ihn genennt des landes luſt; Diß aber weiß ich wohl, daß niemand auf der erden, Wie unſer groſſer Carl, geliebt wird jemahls werden. Und wenn ich diß geſagt, klag ich mich ſelber an, Daß ich zur gnuͤge nicht dein lob ausbreiten kan, Und daß in meiner bruſt nicht tauſend hertzen leben, Um tauſend hertzen dir zum opffer hinzugeben. Wiewohl, der himmel ſchon hat meinen wunſch erſetzt, Wenn er dir eines ſchenckt, was man vor tauſend ſchaͤtzt, Jndem Thereſia ihr edles hertz dir giebet, Und dich, o krieges-gott! der liebe mutter liebet. O ſchoͤn! o gleiches paar! du ſtelleſt uns in dir Der tugend ebenbild, der ſchoͤnheit abriß fuͤr: Was man in einem ſucht, kan man in beyden finden, Weil ſich in deinem ja verdienſt und lohn verbinden. Was aber ſaͤumſt du doch, zu zeigen uns das gluͤck, Das durch verzug ein jahr uns macht zum angenblick? Ach! laß die pfeiler nicht von unſrer hoffnung wancken, Und troͤſt uns in der that, und nicht nur in gedancken! Ey brich, o werther tag! ey brich doch einmahl an, Damit ich bald an dir vergnuͤget ſagen kan: Daß VI. Theil. S

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/297>, abgerufen am 16.07.2024.