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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Vermischte Getichte.
Zwar, wer wie Brunnemann die bibel in dem hertzen,
Und also sich nicht blos mit menschen-büchern trägt,
Dem fehlt es nicht an trost, obgleich die wuth der schmertzen
Manch unterbrochnes ach! in geist und mund erregt.
Er weiß, daß keine krafft verstimmter klage-lieder,
Wenn sie auch Orpheus spielt, die todten wiederbringt:
Und daß der freye geist nicht wie die starren glieder
Jn die betrübte nacht des finstern grabes sinckt.
Drum schaue, wo du kanst, doch auf die himmels-bühne:
Mich deucht, dein hertze wird durch diesen blick erneurt:
Weil dein verklärter schatz, die reine Catharine,
Jhr frohes nahmens-fest bey tausend engeln feyrt.


Auf das absterben tit. Herrn Johann
Christoph Lucas Ratisbonensis, J. U. Licen-
tiati,
im nahmen Jhro Exc. des Herrn
Geh. Rath Strycks sämmtl.
tisch-compagnie.
SOlft du, wohl-edler Freund! schon in dem sarge liegen?
Must du so unverhofft ein raub des todes seyn?
Kan witz und jugend nicht die sterblichkeit besiegen?
Und stürmt der rauhe nord auch in die lorbern ein?
Wir wundern uns zwar nicht, daß in den sommer-tagen,
Jndem der sonne gluth die halbe welt erhitzt,
Die harten donner-keil in bäum und häuser schlagen,
Und wenn ein eichen-stamm nicht allzusicher sitzt;
Daß aber itzt dein haupt des todes blitz empfunden,
Nachdem ihn Themis nächst der lorbern werth geschätzt:
Das sind uns allerdings gantz ungemeine wunden,
Vor denen witz und muth sich in verwundrung setzt.
Soll kein entbrannter schlag die frischen lorbern treffen?
Ach! warum schützen sie Asträcus priester nicht?
Es scheine: Der strenge tod will unsre klugheit äffen,
Und kümmert sich nicht viel, was ihre regel spricht.
Wir
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Vermiſchte Getichte.
Zwar, wer wie Brunnemann die bibel in dem hertzen,
Und alſo ſich nicht blos mit menſchen-buͤchern traͤgt,
Dem fehlt es nicht an troſt, obgleich die wuth der ſchmertzen
Manch unterbrochnes ach! in geiſt und mund erregt.
Er weiß, daß keine krafft verſtimmter klage-lieder,
Wenn ſie auch Orpheus ſpielt, die todten wiederbringt:
Und daß der freye geiſt nicht wie die ſtarren glieder
Jn die betruͤbte nacht des finſtern grabes ſinckt.
Drum ſchaue, wo du kanſt, doch auf die himmels-buͤhne:
Mich deucht, dein hertze wird durch dieſen blick erneurt:
Weil dein verklaͤrter ſchatz, die reine Catharine,
Jhr frohes nahmens-feſt bey tauſend engeln feyrt.


Auf das abſterben tit. Herꝛn Johann
Chriſtoph Lucas Ratisbonenſis, J. U. Licen-
tiati,
im nahmen Jhro Exc. des Herꝛn
Geh. Rath Strycks ſaͤm̃tl.
tiſch-compagnie.
SOlft du, wohl-edler Freund! ſchon in dem ſarge liegen?
Muſt du ſo unverhofft ein raub des todes ſeyn?
Kan witz und jugend nicht die ſterblichkeit beſiegen?
Und ſtuͤrmt der rauhe nord auch in die lorbern ein?
Wir wundern uns zwar nicht, daß in den ſommer-tagen,
Jndem der ſonne gluth die halbe welt erhitzt,
Die harten donner-keil in baͤum und haͤuſer ſchlagen,
Und wenn ein eichen-ſtamm nicht allzuſicher ſitzt;
Daß aber itzt dein haupt des todes blitz empfunden,
Nachdem ihn Themis naͤchſt der lorbern werth geſchaͤtzt:
Das ſind uns allerdings gantz ungemeine wunden,
Vor denen witz und muth ſich in verwundrung ſetzt.
Soll kein entbrannter ſchlag die friſchen lorbern treffen?
Ach! warum ſchuͤtzen ſie Aſtraͤcus prieſter nicht?
Es ſcheine: Der ſtrenge tod will unſre klugheit aͤffen,
Und kuͤmmert ſich nicht viel, was ihre regel ſpricht.
Wir
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[325/0349] Vermiſchte Getichte. Zwar, wer wie Brunnemann die bibel in dem hertzen, Und alſo ſich nicht blos mit menſchen-buͤchern traͤgt, Dem fehlt es nicht an troſt, obgleich die wuth der ſchmertzen Manch unterbrochnes ach! in geiſt und mund erregt. Er weiß, daß keine krafft verſtimmter klage-lieder, Wenn ſie auch Orpheus ſpielt, die todten wiederbringt: Und daß der freye geiſt nicht wie die ſtarren glieder Jn die betruͤbte nacht des finſtern grabes ſinckt. Drum ſchaue, wo du kanſt, doch auf die himmels-buͤhne: Mich deucht, dein hertze wird durch dieſen blick erneurt: Weil dein verklaͤrter ſchatz, die reine Catharine, Jhr frohes nahmens-feſt bey tauſend engeln feyrt. Auf das abſterben tit. Herꝛn Johann Chriſtoph Lucas Ratisbonenſis, J. U. Licen- tiati, im nahmen Jhro Exc. des Herꝛn Geh. Rath Strycks ſaͤm̃tl. tiſch-compagnie. SOlft du, wohl-edler Freund! ſchon in dem ſarge liegen? Muſt du ſo unverhofft ein raub des todes ſeyn? Kan witz und jugend nicht die ſterblichkeit beſiegen? Und ſtuͤrmt der rauhe nord auch in die lorbern ein? Wir wundern uns zwar nicht, daß in den ſommer-tagen, Jndem der ſonne gluth die halbe welt erhitzt, Die harten donner-keil in baͤum und haͤuſer ſchlagen, Und wenn ein eichen-ſtamm nicht allzuſicher ſitzt; Daß aber itzt dein haupt des todes blitz empfunden, Nachdem ihn Themis naͤchſt der lorbern werth geſchaͤtzt: Das ſind uns allerdings gantz ungemeine wunden, Vor denen witz und muth ſich in verwundrung ſetzt. Soll kein entbrannter ſchlag die friſchen lorbern treffen? Ach! warum ſchuͤtzen ſie Aſtraͤcus prieſter nicht? Es ſcheine: Der ſtrenge tod will unſre klugheit aͤffen, Und kuͤmmert ſich nicht viel, was ihre regel ſpricht. Wir X 3

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/349>, abgerufen am 23.11.2024.