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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Leanders aus Schlesien
Doch gantz vergebens sucht: Ja was kein geitz erschwitzt;
Genießt Diogenes in einem engen fasse.


Vom Statio, dem lateinischen tichter.
ES kam dem * Strada vor: Der grosse Statius,
Vor dem offt Maro selbst die segel streichen muß,
Stünd' auf des Pindus spitz', als wenn er fallen solte;
Mir aber kommt es vor, als wenn er noch nicht wolte.


Der sterbende Hannibal.
WJe ist mir? Bin ich blind? Ha! schändlicher verräther!
O himmel! wo ist treu, wenn sie ein könig bricht?
Verdammter Prusias! bin ich ein missethäter?
Vergißt der wilde feind denn aller helden pflicht?
Rom! Rom! wo bleibt dein ruhm, den du dir in der jugend
Durch seltne großmuth auch bey feinden hast gemacht?
Jch schaue nur zuviel, du giebst der edlen tugend
Aus frechem übermuth itzt eine gute nacht.
Wilst du im alter erst zu einem wolffe werden?
Rom! Rom! wo bleibt dein ruhm, wenn dessen grund verfällt?
Du machst dich endlich gar zum ungeheur auf erden,
Weil tück und meichel-mord dein ehren-bild verstellt.
Bist du das grosse Rom, wo witz und tugend wohnet?
Und wo die raths-herrn gar den göttern ähnlich sind?
Bist du das grosse Rom, das auch der feinde schonet:
Wann nicht die tapfferkeit den sieges-krantz gewinnt?
Wo sind die helden hin, so deine schos gebohren?
Wo ist Fabricius, der helden-wercke that?
Ach ja! die tugend hat das bürger-recht verlohren,
Nachdem der bosheit grimm das hefft in händen hat.
Man
* Siehe die von Baillet edirten Jugemens des savans sur
les principaux ouvrages des poetes tom. 2. p.
422.
Leanders aus Schleſien
Doch gantz vergebens ſucht: Ja was kein geitz erſchwitzt;
Genießt Diogenes in einem engen faſſe.


Vom Statio, dem lateiniſchen tichter.
ES kam dem * Strada vor: Der groſſe Statius,
Vor dem offt Maro ſelbſt die ſegel ſtreichen muß,
Stuͤnd’ auf des Pindus ſpitz’, als wenn er fallen ſolte;
Mir aber kommt es vor, als wenn er noch nicht wolte.


Der ſterbende Hannibal.
WJe iſt mir? Bin ich blind? Ha! ſchaͤndlicher verraͤther!
O himmel! wo iſt treu, wenn ſie ein koͤnig bricht?
Verdammter Pruſias! bin ich ein miſſethaͤter?
Vergißt der wilde feind denn aller helden pflicht?
Rom! Rom! wo bleibt dein ruhm, den du dir in der jugend
Durch ſeltne großmuth auch bey feinden haſt gemacht?
Jch ſchaue nur zuviel, du giebſt der edlen tugend
Aus frechem uͤbermuth itzt eine gute nacht.
Wilſt du im alter erſt zu einem wolffe werden?
Rom! Rom! wo bleibt dein ruhm, wenn deſſen grund verfaͤllt?
Du machſt dich endlich gar zum ungeheur auf erden,
Weil tuͤck und meichel-mord dein ehren-bild verſtellt.
Biſt du das groſſe Rom, wo witz und tugend wohnet?
Und wo die raths-herꝛn gar den goͤttern aͤhnlich ſind?
Biſt du das groſſe Rom, das auch der feinde ſchonet:
Wann nicht die tapfferkeit den ſieges-krantz gewinnt?
Wo ſind die helden hin, ſo deine ſchos gebohren?
Wo iſt Fabricius, der helden-wercke that?
Ach ja! die tugend hat das buͤrger-recht verlohren,
Nachdem der bosheit grimm das hefft in haͤnden hat.
Man
* Siehe die von Baillet edirten Jugemens des ſavans ſur
les principaux ouvrages des poetes tom. 2. p.
422.
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[334/0358] Leanders aus Schleſien Doch gantz vergebens ſucht: Ja was kein geitz erſchwitzt; Genießt Diogenes in einem engen faſſe. Vom Statio, dem lateiniſchen tichter. ES kam dem * Strada vor: Der groſſe Statius, Vor dem offt Maro ſelbſt die ſegel ſtreichen muß, Stuͤnd’ auf des Pindus ſpitz’, als wenn er fallen ſolte; Mir aber kommt es vor, als wenn er noch nicht wolte. Der ſterbende Hannibal. WJe iſt mir? Bin ich blind? Ha! ſchaͤndlicher verraͤther! O himmel! wo iſt treu, wenn ſie ein koͤnig bricht? Verdammter Pruſias! bin ich ein miſſethaͤter? Vergißt der wilde feind denn aller helden pflicht? Rom! Rom! wo bleibt dein ruhm, den du dir in der jugend Durch ſeltne großmuth auch bey feinden haſt gemacht? Jch ſchaue nur zuviel, du giebſt der edlen tugend Aus frechem uͤbermuth itzt eine gute nacht. Wilſt du im alter erſt zu einem wolffe werden? Rom! Rom! wo bleibt dein ruhm, wenn deſſen grund verfaͤllt? Du machſt dich endlich gar zum ungeheur auf erden, Weil tuͤck und meichel-mord dein ehren-bild verſtellt. Biſt du das groſſe Rom, wo witz und tugend wohnet? Und wo die raths-herꝛn gar den goͤttern aͤhnlich ſind? Biſt du das groſſe Rom, das auch der feinde ſchonet: Wann nicht die tapfferkeit den ſieges-krantz gewinnt? Wo ſind die helden hin, ſo deine ſchos gebohren? Wo iſt Fabricius, der helden-wercke that? Ach ja! die tugend hat das buͤrger-recht verlohren, Nachdem der bosheit grimm das hefft in haͤnden hat. Man * Siehe die von Baillet edirten Jugemens des ſavans ſur les principaux ouvrages des poetes tom. 2. p. 422.

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/358>, abgerufen am 27.11.2024.