Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.Verliebte und Die eh ist ohne dem mit pfropffern unterstützet,Der fürsten stamm-baum ist, wie die, geartet nicht, Die mit viel zweigen stehn für sonn und sturm beschützet, Weil den zertheilten stock der äste last zerbricht. Was müh ich aber mich erst gegen dir vergebens, Daß du zufrieden möchst mit unserm schlusse seyn? Die klugheit, die du heist den circkel dieses lebens, Des glückes mittel-punct, die redet dir selbst ein. Zwar jedes ding sieht aus, nachdem es wird gedrehet, Scheint demant doch und gold offt glas und meßing kaum; Die tugend selber wird als laster offt geschmähet, Der neid wirfft auf napell und rosen seinen schaum. Dein urtheil aber fühlt den puls in allen sachen, Diß lässt ohn zweifel dir nicht mißfall'n unsern schluß. Der fährt mit crocodiln, und reitet auf den drachen, Der den begierden stets den zügel lassen muß. Auf solchen fall soll dir nichts an vergnügung fehlen: Jch und der Rhein wird dich als sonn und haupt verehr'n, So lange du nur die, der wir uns itzt vermählen, Wirst lassen monde seyn, und sie in nichts versehr'n. Wer aber sich auf sie wird was gelüsten lassen, Greifft biß zum hertzen uns den augen-apffel an, Der soll mit schimpff und ach von unsrer faust erblassen; Du weist wohl, was die rach erzörnter liebe kan. Willst du der einsamkeit denn deine tage weyhen, Und dich von bett, und tisch, wie vormahls, scheiden ab, Wird man das innre schloß zur wohnung dir verleihen, Das deiner bangsamkeit offt einen aufhalt gab. Du hast hieraus die wahl, auch witz, dich zu bestreiten, Nicht lege meinem thun mehr fluch als vorsicht bey, Und dencke, wenn wir ja auf diesem eise gleiten, Daß mancher Salomo hier gar gefallen sey. Der
Verliebte und Die eh iſt ohne dem mit pfropffern unterſtuͤtzet,Der fuͤrſten ſtamm-baum iſt, wie die, geartet nicht, Die mit viel zweigen ſtehn fuͤr ſonn und ſturm beſchuͤtzet, Weil den zertheilten ſtock der aͤſte laſt zerbricht. Was muͤh ich aber mich erſt gegen dir vergebens, Daß du zufrieden moͤchſt mit unſerm ſchluſſe ſeyn? Die klugheit, die du heiſt den circkel dieſes lebens, Des gluͤckes mittel-punct, die redet dir ſelbſt ein. Zwar jedes ding ſieht aus, nachdem es wird gedrehet, Scheint demant doch und gold offt glas und meßing kaum; Die tugend ſelber wird als laſter offt geſchmaͤhet, Der neid wirfft auf napell und roſen ſeinen ſchaum. Dein urtheil aber fuͤhlt den puls in allen ſachen, Diß laͤſſt ohn zweifel dir nicht mißfall’n unſern ſchluß. Der faͤhrt mit crocodiln, und reitet auf den drachen, Der den begierden ſtets den zuͤgel laſſen muß. Auf ſolchen fall ſoll dir nichts an vergnuͤgung fehlen: Jch und der Rhein wird dich als ſonn und haupt verehr’n, So lange du nur die, der wir uns itzt vermaͤhlen, Wirſt laſſen monde ſeyn, und ſie in nichts verſehr’n. Wer aber ſich auf ſie wird was geluͤſten laſſen, Greifft biß zum hertzen uns den augen-apffel an, Der ſoll mit ſchimpff und ach von unſrer fauſt erblaſſen; Du weiſt wohl, was die rach erzoͤrnter liebe kan. Willſt du der einſamkeit denn deine tage weyhen, Und dich von bett, und tiſch, wie vormahls, ſcheiden ab, Wird man das innre ſchloß zur wohnung dir verleihen, Das deiner bangſamkeit offt einen aufhalt gab. Du haſt hieraus die wahl, auch witz, dich zu beſtreiten, Nicht lege meinem thun mehr fluch als vorſicht bey, Und dencke, wenn wir ja auf dieſem eiſe gleiten, Daß mancher Salomo hier gar gefallen ſey. Der
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0036" n="12"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Verliebte und</hi> </fw><lb/> <l>Die eh iſt ohne dem mit pfropffern unterſtuͤtzet,</l><lb/> <l>Der fuͤrſten ſtamm-baum iſt, wie die, geartet nicht,</l><lb/> <l>Die mit viel zweigen ſtehn fuͤr ſonn und ſturm beſchuͤtzet,</l><lb/> <l>Weil den zertheilten ſtock der aͤſte laſt zerbricht.</l><lb/> <l>Was muͤh ich aber mich erſt gegen dir vergebens,</l><lb/> <l>Daß du zufrieden moͤchſt mit unſerm ſchluſſe ſeyn?</l><lb/> <l>Die klugheit, die du heiſt den circkel dieſes lebens,</l><lb/> <l>Des gluͤckes mittel-punct, die redet dir ſelbſt ein.</l><lb/> <l>Zwar jedes ding ſieht aus, nachdem es wird gedrehet,</l><lb/> <l>Scheint demant doch und gold offt glas und meßing kaum;</l><lb/> <l>Die tugend ſelber wird als laſter offt geſchmaͤhet,</l><lb/> <l>Der neid wirfft auf napell und roſen ſeinen ſchaum.</l><lb/> <l>Dein urtheil aber fuͤhlt den puls in allen ſachen,</l><lb/> <l>Diß laͤſſt ohn zweifel dir nicht mißfall’n unſern ſchluß.</l><lb/> <l>Der faͤhrt mit crocodiln, und reitet auf den drachen,</l><lb/> <l>Der den begierden ſtets den zuͤgel laſſen muß.</l><lb/> <l>Auf ſolchen fall ſoll dir nichts an vergnuͤgung fehlen:</l><lb/> <l>Jch und der Rhein wird dich als ſonn und haupt verehr’n,</l><lb/> <l>So lange du nur die, der wir uns itzt vermaͤhlen,</l><lb/> <l>Wirſt laſſen monde ſeyn, und ſie in nichts verſehr’n.</l><lb/> <l>Wer aber ſich auf ſie wird was geluͤſten laſſen,</l><lb/> <l>Greifft biß zum hertzen uns den augen-apffel an,</l><lb/> <l>Der ſoll mit ſchimpff und ach von unſrer fauſt erblaſſen;</l><lb/> <l>Du weiſt wohl, was die rach erzoͤrnter liebe kan.</l><lb/> <l>Willſt du der einſamkeit denn deine tage weyhen,</l><lb/> <l>Und dich von bett, und tiſch, wie vormahls, ſcheiden ab,</l><lb/> <l>Wird man das innre ſchloß zur wohnung dir verleihen,</l><lb/> <l>Das deiner bangſamkeit offt einen aufhalt gab.</l><lb/> <l>Du haſt hieraus die wahl, auch witz, dich zu beſtreiten,</l><lb/> <l>Nicht lege meinem thun mehr fluch als vorſicht bey,</l><lb/> <l>Und dencke, wenn wir ja auf dieſem eiſe gleiten,</l><lb/> <l>Daß mancher Salomo hier gar gefallen ſey.</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Der</hi> </fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [12/0036]
Verliebte und
Die eh iſt ohne dem mit pfropffern unterſtuͤtzet,
Der fuͤrſten ſtamm-baum iſt, wie die, geartet nicht,
Die mit viel zweigen ſtehn fuͤr ſonn und ſturm beſchuͤtzet,
Weil den zertheilten ſtock der aͤſte laſt zerbricht.
Was muͤh ich aber mich erſt gegen dir vergebens,
Daß du zufrieden moͤchſt mit unſerm ſchluſſe ſeyn?
Die klugheit, die du heiſt den circkel dieſes lebens,
Des gluͤckes mittel-punct, die redet dir ſelbſt ein.
Zwar jedes ding ſieht aus, nachdem es wird gedrehet,
Scheint demant doch und gold offt glas und meßing kaum;
Die tugend ſelber wird als laſter offt geſchmaͤhet,
Der neid wirfft auf napell und roſen ſeinen ſchaum.
Dein urtheil aber fuͤhlt den puls in allen ſachen,
Diß laͤſſt ohn zweifel dir nicht mißfall’n unſern ſchluß.
Der faͤhrt mit crocodiln, und reitet auf den drachen,
Der den begierden ſtets den zuͤgel laſſen muß.
Auf ſolchen fall ſoll dir nichts an vergnuͤgung fehlen:
Jch und der Rhein wird dich als ſonn und haupt verehr’n,
So lange du nur die, der wir uns itzt vermaͤhlen,
Wirſt laſſen monde ſeyn, und ſie in nichts verſehr’n.
Wer aber ſich auf ſie wird was geluͤſten laſſen,
Greifft biß zum hertzen uns den augen-apffel an,
Der ſoll mit ſchimpff und ach von unſrer fauſt erblaſſen;
Du weiſt wohl, was die rach erzoͤrnter liebe kan.
Willſt du der einſamkeit denn deine tage weyhen,
Und dich von bett, und tiſch, wie vormahls, ſcheiden ab,
Wird man das innre ſchloß zur wohnung dir verleihen,
Das deiner bangſamkeit offt einen aufhalt gab.
Du haſt hieraus die wahl, auch witz, dich zu beſtreiten,
Nicht lege meinem thun mehr fluch als vorſicht bey,
Und dencke, wenn wir ja auf dieſem eiſe gleiten,
Daß mancher Salomo hier gar gefallen ſey.
Der
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |