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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Galante Getichte.
4.
Wiewohl, ich wünsche keine sonne.
Soll meine fahrt bey trüb- und tunckler nacht
Durch deinen schluß, Calliste! seyn vollbracht,
So gönne mir zum minsten diese wonne:
Daß beiner brüste schein,
Die wie zwey stern' auf deinen anmuths-höhen
Bald in die höh, bald wieder abwarts gehen,
Mir mein compaß, mein leitstern möge seyn!



ARIA.
1.
MEin verhängniß! soll ich brennen,
Und doch ohne flammen seyn?
Wird man nicht die asche kennen,
Wo man hertzen äschert ein?
Jch bin kranck am liebes-fieber,
So ich doch verschweigen soll;
Geht der mund nicht dessen über,
Wessen unser hertze voll?
2.
Was ich liebe, kan ich sehen,
Und muß thun, als säh ichs nicht.
Mein gemüth darff nicht gestehen,
Was aus meinen augen bricht.
Uber kälte muß ich klagen,
Wenn mich quälet feuers-gluth;
Doch ein bloser blick wird sagen,
Jch besteh aus fleisch und blut.
3.
Aber wie wird meine liebe
Durch was sträfliches versucht!
Jch bin Adams kind und riebe,
Greiffe nach verbotner frucht.
Wer
B 3
Galante Getichte.
4.
Wiewohl, ich wuͤnſche keine ſonne.
Soll meine fahrt bey truͤb- und tunckler nacht
Durch deinen ſchluß, Calliſte! ſeyn vollbracht,
So goͤnne mir zum minſten dieſe wonne:
Daß beiner bruͤſte ſchein,
Die wie zwey ſtern’ auf deinen anmuths-hoͤhen
Bald in die hoͤh, bald wieder abwarts gehen,
Mir mein compaß, mein leitſtern moͤge ſeyn!



ARIA.
1.
MEin verhaͤngniß! ſoll ich brennen,
Und doch ohne flammen ſeyn?
Wird man nicht die aſche kennen,
Wo man hertzen aͤſchert ein?
Jch bin kranck am liebes-fieber,
So ich doch verſchweigen ſoll;
Geht der mund nicht deſſen uͤber,
Weſſen unſer hertze voll?
2.
Was ich liebe, kan ich ſehen,
Und muß thun, als ſaͤh ichs nicht.
Mein gemuͤth darff nicht geſtehen,
Was aus meinen augen bricht.
Uber kaͤlte muß ich klagen,
Wenn mich quaͤlet feuers-gluth;
Doch ein bloſer blick wird ſagen,
Jch beſteh aus fleiſch und blut.
3.
Aber wie wird meine liebe
Durch was ſtraͤfliches verſucht!
Jch bin Adams kind und riebe,
Greiffe nach verbotner frucht.
Wer
B 3
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[21/0045] Galante Getichte. 4. Wiewohl, ich wuͤnſche keine ſonne. Soll meine fahrt bey truͤb- und tunckler nacht Durch deinen ſchluß, Calliſte! ſeyn vollbracht, So goͤnne mir zum minſten dieſe wonne: Daß beiner bruͤſte ſchein, Die wie zwey ſtern’ auf deinen anmuths-hoͤhen Bald in die hoͤh, bald wieder abwarts gehen, Mir mein compaß, mein leitſtern moͤge ſeyn! ARIA. 1. MEin verhaͤngniß! ſoll ich brennen, Und doch ohne flammen ſeyn? Wird man nicht die aſche kennen, Wo man hertzen aͤſchert ein? Jch bin kranck am liebes-fieber, So ich doch verſchweigen ſoll; Geht der mund nicht deſſen uͤber, Weſſen unſer hertze voll? 2. Was ich liebe, kan ich ſehen, Und muß thun, als ſaͤh ichs nicht. Mein gemuͤth darff nicht geſtehen, Was aus meinen augen bricht. Uber kaͤlte muß ich klagen, Wenn mich quaͤlet feuers-gluth; Doch ein bloſer blick wird ſagen, Jch beſteh aus fleiſch und blut. 3. Aber wie wird meine liebe Durch was ſtraͤfliches verſucht! Jch bin Adams kind und riebe, Greiffe nach verbotner frucht. Wer B 3

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/45>, abgerufen am 23.11.2024.