Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.Verliebte und Doch, Phryne! schweig einmahl, er ist und bleibt ein thor,Drum wirff die perlen nicht den wilden säuen vor. Die sanffte lager-stadt und deine süsse schos Jst nur vor könige, nicht vor philosophos. An Callisten, als sie ihm ein sauer gesichte machte. * * B. 1. JCh bin als wie ein schiffer-nachen,An den der sturm die wilden fluthen schmeißt. Der liebe macht bemeiftert meinen geist, Und will mich ihr zum sclaven machen. Jch schiff' in einer see, Die wollust und begierd aufschwellen; Was wunder, wenn ich in den wellen, Eh ichs vermein', in tausend drümmer geh. 2. Die klugheit läßt das ruder fallen,Mein ancker sinckt, mein mast zersplittert sich, Des himmels grimm geht eintzig über mich, Jch höre seine donner knallen. Jm hertzen trag ich tag; Von aussen seh ich schwartze nächte. Ach! daß Calliste doch gedächte, Daß tag und nacht sich nicht verschwistern mag. 3. Verzeih, wo ich zu unbescheiden!Dein antlitz ists, so diese nacht gebiehrt. Wer sonnen in den augen führt, Muß keinen nebel um sich leiden. Verschleuß dich länger nicht! Gesetzt, daß ich vor dich nicht tauge, Lehnt doch des adlers stumpffes auge Selbst seine krafft vom grossen sonnen-licht. 4. Wie-
Verliebte und Doch, Phryne! ſchweig einmahl, er iſt und bleibt ein thor,Drum wirff die perlen nicht den wilden ſaͤuen vor. Die ſanffte lager-ſtadt und deine ſuͤſſe ſchos Jſt nur vor koͤnige, nicht vor philoſophos. An Calliſten, als ſie ihm ein ſauer geſichte machte. * * B. 1. JCh bin als wie ein ſchiffer-nachen,An den der ſturm die wilden fluthen ſchmeißt. Der liebe macht bemeiftert meinen geiſt, Und will mich ihr zum ſclaven machen. Jch ſchiff’ in einer ſee, Die wolluſt und begierd aufſchwellen; Was wunder, wenn ich in den wellen, Eh ichs vermein’, in tauſend druͤmmer geh. 2. Die klugheit laͤßt das ruder fallen,Mein ancker ſinckt, mein maſt zerſplittert ſich, Des himmels grimm geht eintzig uͤber mich, Jch hoͤre ſeine donner knallen. Jm hertzen trag ich tag; Von auſſen ſeh ich ſchwartze naͤchte. Ach! daß Calliſte doch gedaͤchte, Daß tag und nacht ſich nicht verſchwiſtern mag. 3. Verzeih, wo ich zu unbeſcheiden!Dein antlitz iſts, ſo dieſe nacht gebiehrt. Wer ſonnen in den augen fuͤhrt, Muß keinen nebel um ſich leiden. Verſchleuß dich laͤnger nicht! Geſetzt, daß ich vor dich nicht tauge, Lehnt doch des adlers ſtumpffes auge Selbſt ſeine krafft vom groſſen ſonnen-licht. 4. Wie-
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Verliebte und
Doch, Phryne! ſchweig einmahl, er iſt und bleibt ein thor,
Drum wirff die perlen nicht den wilden ſaͤuen vor.
Die ſanffte lager-ſtadt und deine ſuͤſſe ſchos
Jſt nur vor koͤnige, nicht vor philoſophos.
An Calliſten, als ſie ihm ein ſauer
geſichte machte.
* * B.
1.
JCh bin als wie ein ſchiffer-nachen,
An den der ſturm die wilden fluthen ſchmeißt.
Der liebe macht bemeiftert meinen geiſt,
Und will mich ihr zum ſclaven machen.
Jch ſchiff’ in einer ſee,
Die wolluſt und begierd aufſchwellen;
Was wunder, wenn ich in den wellen,
Eh ichs vermein’, in tauſend druͤmmer geh.
2.
Die klugheit laͤßt das ruder fallen,
Mein ancker ſinckt, mein maſt zerſplittert ſich,
Des himmels grimm geht eintzig uͤber mich,
Jch hoͤre ſeine donner knallen.
Jm hertzen trag ich tag;
Von auſſen ſeh ich ſchwartze naͤchte.
Ach! daß Calliſte doch gedaͤchte,
Daß tag und nacht ſich nicht verſchwiſtern mag.
3.
Verzeih, wo ich zu unbeſcheiden!
Dein antlitz iſts, ſo dieſe nacht gebiehrt.
Wer ſonnen in den augen fuͤhrt,
Muß keinen nebel um ſich leiden.
Verſchleuß dich laͤnger nicht!
Geſetzt, daß ich vor dich nicht tauge,
Lehnt doch des adlers ſtumpffes auge
Selbſt ſeine krafft vom groſſen ſonnen-licht.
4. Wie-
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