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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Verliebte und
8.
Dann, wer ihn gar zu hoch will treiben,
Thut meistentheils den grösten fall;
Wer in der tieffe sucht zu bleiben,
Den spottet man nur überall;
Wer sich zu mittel-sachen hält,
Der dient am besten in die welt.
9.
Jch halte mich an dich, mein leben!
Nur sage: Ja! Es ahnt mir wohl:
Du wirst dich bald darein ergeben,
Daß ich dein eigen bleiben soll;
Denn sonsten würdest du allein
Ohn anfang und ohn ende seyn.
10.
Du bist ja nur ein mittel-stücke,
Die andern theile mangeln dir;
Ach, liebes kind! mach diese lücke
Bey zeiten wieder zu mit mir!
Damit ich ohne tendeley
Dein anfang und dein - - sey.



ARIA.
1.
SO hat sich nun, o jammer, angst und noth!
Mein freuden-stern in eine nacht verwandelt?
So wünsch ich mir nur einen sanfften tod,
Dieweil das schicksal grausam an mir handelt.
Mein schiff versinckt in eine trauer-see:
Ach, ich vergeh!
2.
Mein printz wird mir durch fremde hand geraubt.
Jch kan, ich mag, ich will nicht länger leben.
Weil mir auch nicht zu hoffen ist erlaubt,
Will ich mit lust den matten geist aufgeben.
Jch
Verliebte und
8.
Dann, wer ihn gar zu hoch will treiben,
Thut meiſtentheils den groͤſten fall;
Wer in der tieffe ſucht zu bleiben,
Den ſpottet man nur uͤberall;
Wer ſich zu mittel-ſachen haͤlt,
Der dient am beſten in die welt.
9.
Jch halte mich an dich, mein leben!
Nur ſage: Ja! Es ahnt mir wohl:
Du wirſt dich bald darein ergeben,
Daß ich dein eigen bleiben ſoll;
Denn ſonſten wuͤrdeſt du allein
Ohn anfang und ohn ende ſeyn.
10.
Du biſt ja nur ein mittel-ſtuͤcke,
Die andern theile mangeln dir;
Ach, liebes kind! mach dieſe luͤcke
Bey zeiten wieder zu mit mir!
Damit ich ohne tendeley
Dein anfang und dein - - ſey.



ARIA.
1.
SO hat ſich nun, o jammer, angſt und noth!
Mein freuden-ſtern in eine nacht verwandelt?
So wuͤnſch ich mir nur einen ſanfften tod,
Dieweil das ſchickſal grauſam an mir handelt.
Mein ſchiff verſinckt in eine trauer-ſee:
Ach, ich vergeh!
2.
Mein printz wird mir durch fremde hand geraubt.
Jch kan, ich mag, ich will nicht laͤnger leben.
Weil mir auch nicht zu hoffen iſt erlaubt,
Will ich mit luſt den matten geiſt aufgeben.
Jch
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[42/0066] Verliebte und 8. Dann, wer ihn gar zu hoch will treiben, Thut meiſtentheils den groͤſten fall; Wer in der tieffe ſucht zu bleiben, Den ſpottet man nur uͤberall; Wer ſich zu mittel-ſachen haͤlt, Der dient am beſten in die welt. 9. Jch halte mich an dich, mein leben! Nur ſage: Ja! Es ahnt mir wohl: Du wirſt dich bald darein ergeben, Daß ich dein eigen bleiben ſoll; Denn ſonſten wuͤrdeſt du allein Ohn anfang und ohn ende ſeyn. 10. Du biſt ja nur ein mittel-ſtuͤcke, Die andern theile mangeln dir; Ach, liebes kind! mach dieſe luͤcke Bey zeiten wieder zu mit mir! Damit ich ohne tendeley Dein anfang und dein - - ſey. ARIA. 1. SO hat ſich nun, o jammer, angſt und noth! Mein freuden-ſtern in eine nacht verwandelt? So wuͤnſch ich mir nur einen ſanfften tod, Dieweil das ſchickſal grauſam an mir handelt. Mein ſchiff verſinckt in eine trauer-ſee: Ach, ich vergeh! 2. Mein printz wird mir durch fremde hand geraubt. Jch kan, ich mag, ich will nicht laͤnger leben. Weil mir auch nicht zu hoffen iſt erlaubt, Will ich mit luſt den matten geiſt aufgeben. Jch

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/66>, abgerufen am 15.05.2024.