Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.Sinn-Getichte. Grabschrifft eines cantors. DA ich am besten sang, so macht der tod den schluß,Und giebt den tact darein, daß ich pausiren muß. Piano klingt es nun an diesem stillen orte: Jch starb als wie ein schall von dem vergangnen worte. Auf eine veraltete schönheit. DEr winter stellt sich ein, der sommer ist vergangen,Du denckst nicht mehr, wenn sich der frühling ange- fangen: Wie mancher wird hinfort bey dir voruber gehn, Weil man dein rosen-feld sieht voller quitten stehn. Auf einen ungerathenen bücher-schreiber. WJlst du dich auch, ein buch zu schreiben, unterwinden?Apollo wundert sich mit der gelehrten welt, Er giebt auch schon befehl, damit es ewig hält, Dein ungemeines buch in esels-haut zu binden. An die Belinde. WJrff, falsche! deinen blick, wohin es dir beliebet,Weil er nur lauter rauch und keine flammen giebet. Ein andrer wickle sich in deinen netzen ein. Es reimt sich nicht bey mir: Mein und gemeine seyn. Abigail. JCh habe Davids zorn mit freundlichkeit versöhnt,Daß er mein wittwen-lied mit seiner liebe crönt. Jhr weiber, dencket nach! War ich nicht klug und schlau? Jch gab ihm einen korb, so ward ich seine frau. Nim-
Sinn-Getichte. Grabſchrifft eines cantors. DA ich am beſten ſang, ſo macht der tod den ſchluß,Und giebt den tact darein, daß ich pauſiren muß. Piano klingt es nun an dieſem ſtillen orte: Jch ſtarb als wie ein ſchall von dem vergangnen worte. Auf eine veraltete ſchoͤnheit. DEr winter ſtellt ſich ein, der ſommer iſt vergangen,Du denckſt nicht mehr, wenn ſich der fruͤhling ange- fangen: Wie mancher wird hinfort bey dir vorůber gehn, Weil man dein roſen-feld ſieht voller quitten ſtehn. Auf einen ungerathenen buͤcher-ſchreiber. WJlſt du dich auch, ein buch zu ſchreiben, unterwinden?Apollo wundert ſich mit der gelehrten welt, Er giebt auch ſchon befehl, damit es ewig haͤlt, Dein ungemeines buch in eſels-haut zu binden. An die Belinde. WJrff, falſche! deinen blick, wohin es dir beliebet,Weil er nur lauter rauch und keine flammen giebet. Ein andrer wickle ſich in deinen netzen ein. Es reimt ſich nicht bey mir: Mein und gemeine ſeyn. Abigail. JCh habe Davids zorn mit freundlichkeit verſoͤhnt,Daß er mein wittwen-lied mit ſeiner liebe croͤnt. Jhr weiber, dencket nach! War ich nicht klug und ſchlau? Jch gab ihm einen korb, ſo ward ich ſeine frau. Nim-
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Sinn-Getichte.
Grabſchrifft eines cantors.
DA ich am beſten ſang, ſo macht der tod den ſchluß,
Und giebt den tact darein, daß ich pauſiren muß.
Piano klingt es nun an dieſem ſtillen orte:
Jch ſtarb als wie ein ſchall von dem vergangnen worte.
Auf eine veraltete ſchoͤnheit.
DEr winter ſtellt ſich ein, der ſommer iſt vergangen,
Du denckſt nicht mehr, wenn ſich der fruͤhling ange-
fangen:
Wie mancher wird hinfort bey dir vorůber gehn,
Weil man dein roſen-feld ſieht voller quitten ſtehn.
Auf einen ungerathenen buͤcher-ſchreiber.
WJlſt du dich auch, ein buch zu ſchreiben, unterwinden?
Apollo wundert ſich mit der gelehrten welt,
Er giebt auch ſchon befehl, damit es ewig haͤlt,
Dein ungemeines buch in eſels-haut zu binden.
An die Belinde.
WJrff, falſche! deinen blick, wohin es dir beliebet,
Weil er nur lauter rauch und keine flammen giebet.
Ein andrer wickle ſich in deinen netzen ein.
Es reimt ſich nicht bey mir: Mein und gemeine ſeyn.
Abigail.
JCh habe Davids zorn mit freundlichkeit verſoͤhnt,
Daß er mein wittwen-lied mit ſeiner liebe croͤnt.
Jhr weiber, dencket nach! War ich nicht klug und ſchlau?
Jch gab ihm einen korb, ſo ward ich ſeine frau.
Nim-
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