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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Vorrede
zur reinen Poesi gelanget. Dann ob gleich
Abelard, in seinen Liebes-Liedern/ Helinan
in seinem Getichte vom Tode/ Jean Re-
velois, Jodelle
und Bais, Rudolph ein Graf
von Soisson, Tibaut ein Graf auß Cham-
pagnien,
und Alanus, Carls deß VII. Ge-
heim-Schreiber/ mit unterschiedenen Ge-
tichten/ sich hervorgethan/ so ist doch we-
gen der unartigen Sprache alles derge-
stalt harte und unannehmlich/ daß ietzige
verwöhnte Ohren/ es nicht ohne Verdruß
vertragen können. Wie obgemeldet/ so
ist unter Franzen dem ersten/ wie in gemei-
ner Rede/ also auch in Poesi/ alles vollkom-
mener worden/ dazu dann Melin und Ma-
rot,
besonders der letzte durch 50. Psalmen
Davids/ und andere zur selbigen Zeit nicht
übellautende Getichte und kurtze Sti-
chel-Reimen/ sonderbar beförderlich ge-
wesen. Zu Zeiten Carl deß Neunden/ so
sich selbst in der Poesi geübet/ hat sich
Ronsard ein geschickter Angoulemischer
Edelmann herfür gethan/ so auch alle vor-
hergehende an künstlicher Erfindung und

Lieblig-

Vorrede
zur reinen Poeſi gelanget. Dann ob gleich
Abelard, in ſeinen Liebes-Liedern/ Helinan
in ſeinem Getichte vom Tode/ Jean Re-
velois, Jodelle
und Baiſ, Rudolph ein Graf
von Soiſſon, Tibaut ein Graf auß Cham-
pagnien,
und Alanus, Carls deß VII. Ge-
heim-Schreiber/ mit unterſchiedenen Ge-
tichten/ ſich hervorgethan/ ſo iſt doch we-
gen der unartigen Sprache alles derge-
ſtalt harte und unannehmlich/ daß ietzige
verwoͤhnte Ohren/ es nicht ohne Verdruß
vertragen koͤnnen. Wie obgemeldet/ ſo
iſt unter Franzen dem erſten/ wie in gemei-
ner Rede/ alſo auch in Poeſi/ alles vollkom-
mener worden/ dazu dann Melin und Ma-
rot,
beſonders der letzte durch 50. Pſalmen
Davids/ und andere zur ſelbigen Zeit nicht
uͤbellautende Getichte und kurtze Sti-
chel-Reimen/ ſonderbar befoͤrderlich ge-
weſen. Zu Zeiten Carl deß Neunden/ ſo
ſich ſelbſt in der Poeſi geuͤbet/ hat ſich
Ronſard ein geſchickter Angoulemiſcher
Edelmann herfuͤr gethan/ ſo auch alle vor-
hergehende an kuͤnſtlicher Erfindung und

Lieblig-
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[0020] Vorrede zur reinen Poeſi gelanget. Dann ob gleich Abelard, in ſeinen Liebes-Liedern/ Helinan in ſeinem Getichte vom Tode/ Jean Re- velois, Jodelle und Baiſ, Rudolph ein Graf von Soiſſon, Tibaut ein Graf auß Cham- pagnien, und Alanus, Carls deß VII. Ge- heim-Schreiber/ mit unterſchiedenen Ge- tichten/ ſich hervorgethan/ ſo iſt doch we- gen der unartigen Sprache alles derge- ſtalt harte und unannehmlich/ daß ietzige verwoͤhnte Ohren/ es nicht ohne Verdruß vertragen koͤnnen. Wie obgemeldet/ ſo iſt unter Franzen dem erſten/ wie in gemei- ner Rede/ alſo auch in Poeſi/ alles vollkom- mener worden/ dazu dann Melin und Ma- rot, beſonders der letzte durch 50. Pſalmen Davids/ und andere zur ſelbigen Zeit nicht uͤbellautende Getichte und kurtze Sti- chel-Reimen/ ſonderbar befoͤrderlich ge- weſen. Zu Zeiten Carl deß Neunden/ ſo ſich ſelbſt in der Poeſi geuͤbet/ hat ſich Ronſard ein geſchickter Angoulemiſcher Edelmann herfuͤr gethan/ ſo auch alle vor- hergehende an kuͤnſtlicher Erfindung und Lieblig-

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/20>, abgerufen am 21.11.2024.