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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Socrates.
Verschlagenheit sich der Leute bedienen könten/ so
würden sie die Sache nach ihrer rechten Eigen-
schafft befinden/ daß nemlich wenig Menschen voll-
kommen gut oder böse/ sondern die meisten mittel-
mässig wären. Warum bringest du mir dieses auf
die Bahn/ sagte ich zu ihm. Eben darum antwor-
tete er mir darauf/ weil es wie in grossen und klei-
nen Sachen/ auch in anderen eine gleiche Ver-
wandniß hat; Und schauest du nicht/ daß es sehr
seltsam ist/ einen sehr grossen oder sehr kleinen Men-
schen/ Hund/ oder andere Ding zu finden.

Das ungemeine Maß der Leiber
Jst bey den Menschen ungemein/
Es melden der Geschichten Schreiber/
Daß wenig Zwerg und Riesen seyn.
Kein Bruder kan sich Castorn gleichen/
Wer dampfft doch Adons Schönheit Licht?
Silen darff keinem Säuffer weichen/
Und Nestor keinem Weisen nicht.
Kein Hund hat Cerbers Krafft und Stärcke/
Kein Fluß hat Acherontens Art/
Kein Weib verricht Magerens Wercke/
Kein Schiffer Charons bleiche Fahrt.
Was trotzt Amintens schöne Wangen/
Was trifft der Sonnen Klarheit zu/
Was führt der Rosen-gleiches Prangen?
Was ist so süß als Schlaff und Ruh/
Was gleichet sich des Donners Knallen/
Wo ist ein Berg wie Pelion?
Und von den starcken Thieren allen/
Führt Leuenkrafft den Preiß davon.
Sehr groß Gelück und gute Tage/
Wie auch sehr grosse Noth und Pein/
Die werden nach der Weisen Sage
Stets ungemein und seltsam seyn.
Du
Socrates.
Verſchlagenheit ſich der Leute bedienen koͤnten/ ſo
wuͤrden ſie die Sache nach ihrer rechten Eigen-
ſchafft befinden/ daß nemlich wenig Menſchen voll-
kommen gut oder boͤſe/ ſondern die meiſten mittel-
maͤſſig waͤren. Warum bringeſt du mir dieſes auf
die Bahn/ ſagte ich zu ihm. Eben darum antwor-
tete er mir darauf/ weil es wie in groſſen und klei-
nen Sachen/ auch in anderen eine gleiche Ver-
wandniß hat; Und ſchaueſt du nicht/ daß es ſehr
ſeltſam iſt/ einen ſehr groſſen oder ſehr kleinen Men-
ſchen/ Hund/ oder andere Ding zu finden.

Das ungemeine Maß der Leiber
Jſt bey den Menſchen ungemein/
Es melden der Geſchichten Schreiber/
Daß wenig Zwerg und Rieſen ſeyn.
Kein Bruder kan ſich Caſtorn gleichen/
Wer dåmpfft doch Adons Schoͤnheit Licht?
Silen darff keinem Saͤuffer weichen/
Und Neſtor keinem Weiſen nicht.
Kein Hund hat Cerbers Krafft und Staͤrcke/
Kein Fluß hat Acherontens Art/
Kein Weib verricht Magerens Wercke/
Kein Schiffer Charons bleiche Fahrt.
Was trotzt Amintens ſchoͤne Wangen/
Was trifft der Sonnen Klarheit zu/
Was fuͤhrt der Roſen-gleiches Prangen?
Was iſt ſo ſuͤß als Schlaff und Ruh/
Was gleichet ſich des Donners Knallen/
Wo iſt ein Berg wie Pelion?
Und von den ſtarcken Thieren allen/
Fuͤhrt Leuenkrafft den Preiß davon.
Sehr groß Geluͤck und gute Tage/
Wie auch ſehr groſſe Noth und Pein/
Die werden nach der Weiſen Sage
Stets ungemein und ſeltſam ſeyn.
Du
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[73/0331] Socrates. Verſchlagenheit ſich der Leute bedienen koͤnten/ ſo wuͤrden ſie die Sache nach ihrer rechten Eigen- ſchafft befinden/ daß nemlich wenig Menſchen voll- kommen gut oder boͤſe/ ſondern die meiſten mittel- maͤſſig waͤren. Warum bringeſt du mir dieſes auf die Bahn/ ſagte ich zu ihm. Eben darum antwor- tete er mir darauf/ weil es wie in groſſen und klei- nen Sachen/ auch in anderen eine gleiche Ver- wandniß hat; Und ſchaueſt du nicht/ daß es ſehr ſeltſam iſt/ einen ſehr groſſen oder ſehr kleinen Men- ſchen/ Hund/ oder andere Ding zu finden. Das ungemeine Maß der Leiber Jſt bey den Menſchen ungemein/ Es melden der Geſchichten Schreiber/ Daß wenig Zwerg und Rieſen ſeyn. Kein Bruder kan ſich Caſtorn gleichen/ Wer dåmpfft doch Adons Schoͤnheit Licht? Silen darff keinem Saͤuffer weichen/ Und Neſtor keinem Weiſen nicht. Kein Hund hat Cerbers Krafft und Staͤrcke/ Kein Fluß hat Acherontens Art/ Kein Weib verricht Magerens Wercke/ Kein Schiffer Charons bleiche Fahrt. Was trotzt Amintens ſchoͤne Wangen/ Was trifft der Sonnen Klarheit zu/ Was fuͤhrt der Roſen-gleiches Prangen? Was iſt ſo ſuͤß als Schlaff und Ruh/ Was gleichet ſich des Donners Knallen/ Wo iſt ein Berg wie Pelion? Und von den ſtarcken Thieren allen/ Fuͤhrt Leuenkrafft den Preiß davon. Sehr groß Geluͤck und gute Tage/ Wie auch ſehr groſſe Noth und Pein/ Die werden nach der Weiſen Sage Stets ungemein und ſeltſam ſeyn. Du

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/331>, abgerufen am 24.11.2024.