Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.Socrates. schafft der Vernunfft-Kunst bauen wil/ hinder gan-gen/ verirret/ und aus dem Wege gebracht werden. Wann nun eine Meinung falsch zu seyn scheinet/ wie es denn leichte seyn/ und auch nicht seyn kan/ daß sie falsch ist/ so geschiehet es in gemein/ daß der Mensch dadurch scheue gemacht wird/ und derge- stalt auf alle Beweiß-Gründe ein ungleiches Ver- trauen wirfft. Dieser Zufall nun ist den jemgen vor anderen gemein/ die allezeit was wider sinniges für zubringen im Brauch haben; Dann du weist/ daß solcher Art Leute in den Gedancken stehen/ daß sie alleme gründlich entdecket haben/ wie nichts ge- wissers oder versichertes in den Beweiß-Gründen zu finden/ sondern daß alles untereinander wie im Euripus verwirret lieget/ ja daß nichts eigentlich anzutreffen/ darauf man einen Augenblick lang fus- sen könte/ mit einem Worte/ alles ist ihnen ver- dächtig und unklar. Wie Euripus in seinen Wellen/ Und ist das nicht/ geliebter Phädon/ eine schänd-Für dem der bleiche Schiffer fleucht/ Der Schiff und Schiffer dreut zu fällen/ Ja alles zu dem Boden zeucht. und schädliche Seuche/ daß ein Mensch bey guten und sicheren Gründen/ bloß wegen übeler Beschaffen- heit seines Gemühtes/ welches die Zancksucht so ü- bel zugerichtet und überredet/ daß alles in der Welt/ bißweilen vor falsch/ bißweilen vor recht zu halten sey/ dergestalt in Mißtrauen gerahten/ und wie ein F
Socrates. ſchafft der Vernunfft-Kunſt bauen wil/ hinder gan-gen/ verirret/ und aus dem Wege gebracht werden. Wann nun eine Meinung falſch zu ſeyn ſcheinet/ wie es denn leichte ſeyn/ und auch nicht ſeyn kan/ daß ſie falſch iſt/ ſo geſchiehet es in gemein/ daß der Menſch dadurch ſcheue gemacht wird/ und derge- ſtalt auf alle Beweiß-Gruͤnde ein ungleiches Ver- trauen wirfft. Dieſer Zufall nun iſt den jemgen vor anderen gemein/ die allezeit was wider ſinniges fuͤr zubringen im Brauch haben; Dann du weiſt/ daß ſolcher Art Leute in den Gedancken ſtehen/ daß ſie alleme gruͤndlich entdecket haben/ wie nichts ge- wiſſers oder verſichertes in den Beweiß-Gruͤnden zu finden/ ſondern daß alles untereinander wie im Euripus verwirret lieget/ ja daß nichts eigentlich anzutreffen/ darauf man einen Augenblick lang fuſ- ſen koͤnte/ mit einem Worte/ alles iſt ihnen ver- daͤchtig und unklar. Wie Euripus in ſeinen Wellen/ Und iſt das nicht/ geliebter Phaͤdon/ eine ſchaͤnd-Fuͤr dem der bleiche Schiffer fleucht/ Der Schiff und Schiffer dreut zu faͤllen/ Ja alles zu dem Boden zeucht. und ſchaͤdliche Seuche/ daß ein Menſch bey guten uñ ſicheren Gruͤnden/ bloß wegen uͤbeler Beſchaffen- heit ſeines Gemuͤhtes/ welches die Zanckſucht ſo uͤ- bel zugerichtet und uͤberredet/ daß alles in der Welt/ bißweilen vor falſch/ bißweilen vor recht zu halten ſey/ dergeſtalt in Mißtrauen gerahten/ und wie ein F
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Socrates.
ſchafft der Vernunfft-Kunſt bauen wil/ hinder gan-
gen/ verirret/ und aus dem Wege gebracht werden.
Wann nun eine Meinung falſch zu ſeyn ſcheinet/
wie es denn leichte ſeyn/ und auch nicht ſeyn kan/ daß
ſie falſch iſt/ ſo geſchiehet es in gemein/ daß der
Menſch dadurch ſcheue gemacht wird/ und derge-
ſtalt auf alle Beweiß-Gruͤnde ein ungleiches Ver-
trauen wirfft. Dieſer Zufall nun iſt den jemgen
vor anderen gemein/ die allezeit was wider ſinniges
fuͤr zubringen im Brauch haben; Dann du weiſt/
daß ſolcher Art Leute in den Gedancken ſtehen/ daß
ſie alleme gruͤndlich entdecket haben/ wie nichts ge-
wiſſers oder verſichertes in den Beweiß-Gruͤnden
zu finden/ ſondern daß alles untereinander wie im
Euripus verwirret lieget/ ja daß nichts eigentlich
anzutreffen/ darauf man einen Augenblick lang fuſ-
ſen koͤnte/ mit einem Worte/ alles iſt ihnen ver-
daͤchtig und unklar.
Wie Euripus in ſeinen Wellen/
Fuͤr dem der bleiche Schiffer fleucht/
Der Schiff und Schiffer dreut zu faͤllen/
Ja alles zu dem Boden zeucht.
Und iſt das nicht/ geliebter Phaͤdon/ eine ſchaͤnd-
und ſchaͤdliche Seuche/ daß ein Menſch bey guten uñ
ſicheren Gruͤnden/ bloß wegen uͤbeler Beſchaffen-
heit ſeines Gemuͤhtes/ welches die Zanckſucht ſo uͤ-
bel zugerichtet und uͤberredet/ daß alles in der Welt/
bißweilen vor falſch/ bißweilen vor recht zu halten
ſey/ dergeſtalt in Mißtrauen gerahten/ und wie
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Zitationshilfe: | Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/333>, abgerufen am 18.06.2024. |