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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Socrates.
und also diese Art des Todes/ der Seelen Endschaft
sey/ der Leib aber allezeit sich verzehre/ und zum
Tode geschickt mache. Simias und Cebes ge-
stunden alsobald/ daß ihr Zweiffel darinnen be-
stünde. Socrates erinnerte sie darauf zu entde-
cken/ ob sie alles oder nur etwas von dem glaubten/
was allbereit wäre fürgebracht worden. Es sind
etliche Sachen/ antworteten sie/ so uns warhafftig/
etliche so uns bedencklich zu seyn fürkommen. Was
bedünckt euch äber/ sagte Socrates ferner/ was ich
bald im Anfange von dem Angedencken gesagt ha-
be? Glaubet ihr/ daß solches sey? Und wo es nun
eigendlich ist/ seyd ihr der Meinung/ daß man dar-
aus gewiß schliessen könne/ daß die Seele/ ehe sie in
den Leib kommen/ sich irgendwo müsse aufgehalten
haben. Was dieses anlanget/ sagte Cebes/ so ist
mir das Gespräche von dieser Sache höchst annem-
lich zu hören gewest/ und bleibe darauf fest und be-
ständig. Jch bin gleichesfals/ sagte Simias/ die-
ser Gedancken/ ja es solte mir wunderlich fürkom-
men/ wann mich iemand davon abwendig machen
solte. Du wirst doch/ Thebaner/ nothwendig an-
derer Meinung werden/ wo du ungezweiffelt dar-
für hältest/ daß die Einstimmung etwas zusammen
gesetztes/ und die Seele nicht als eine Einstim- und
Vermischung des Leibes sey; Dann du wirst nicht
in Abrede seyn können/ daß die von etwas zusam-
mengesetzte Einstimmung müsse langsamer/ als
dasselbe etwas von dem es herkommen/ gewesen
seyn: Du weist schwerlich etwas anders. Nein/
sag-
F 3
Socrates.
und alſo dieſe Art des Todes/ der Seelen Endſchaft
ſey/ der Leib aber allezeit ſich verzehre/ und zum
Tode geſchickt mache. Simias und Cebes ge-
ſtunden alſobald/ daß ihr Zweiffel darinnen be-
ſtuͤnde. Socrates erinnerte ſie darauf zu entde-
cken/ ob ſie alles oder nur etwas von dem glaubten/
was allbereit waͤre fuͤrgebracht worden. Es ſind
etliche Sachen/ antworteten ſie/ ſo uns warhafftig/
etliche ſo uns bedencklich zu ſeyn fuͤrkommen. Was
beduͤnckt euch aͤber/ ſagte Socrates ferner/ was ich
bald im Anfange von dem Angedencken geſagt ha-
be? Glaubet ihr/ daß ſolches ſey? Und wo es nun
eigendlich iſt/ ſeyd ihr der Meinung/ daß man dar-
aus gewiß ſchlieſſen koͤnne/ daß die Seele/ ehe ſie in
den Leib kommen/ ſich irgendwo muͤſſe aufgehalten
haben. Was dieſes anlanget/ ſagte Cebes/ ſo iſt
mir das Geſpraͤche von dieſer Sache hoͤchſt annem-
lich zu hoͤren geweſt/ und bleibe darauf feſt und be-
ſtaͤndig. Jch bin gleichesfals/ ſagte Simias/ die-
ſer Gedancken/ ja es ſolte mir wunderlich fuͤrkom-
men/ wann mich iemand davon abwendig machen
ſolte. Du wirſt doch/ Thebaner/ nothwendig an-
derer Meinung werden/ wo du ungezweiffelt dar-
fuͤr haͤlteſt/ daß die Einſtimmung etwas zuſammen
geſetztes/ und die Seele nicht als eine Einſtim- und
Vermiſchung des Leibes ſey; Dann du wirſt nicht
in Abrede ſeyn koͤnnen/ daß die von etwas zuſam-
mengeſetzte Einſtimmung muͤſſe langſamer/ als
daſſelbe etwas von dem es herkommen/ geweſen
ſeyn: Du weiſt ſchwerlich etwas anders. Nein/
ſag-
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[79/0337] Socrates. und alſo dieſe Art des Todes/ der Seelen Endſchaft ſey/ der Leib aber allezeit ſich verzehre/ und zum Tode geſchickt mache. Simias und Cebes ge- ſtunden alſobald/ daß ihr Zweiffel darinnen be- ſtuͤnde. Socrates erinnerte ſie darauf zu entde- cken/ ob ſie alles oder nur etwas von dem glaubten/ was allbereit waͤre fuͤrgebracht worden. Es ſind etliche Sachen/ antworteten ſie/ ſo uns warhafftig/ etliche ſo uns bedencklich zu ſeyn fuͤrkommen. Was beduͤnckt euch aͤber/ ſagte Socrates ferner/ was ich bald im Anfange von dem Angedencken geſagt ha- be? Glaubet ihr/ daß ſolches ſey? Und wo es nun eigendlich iſt/ ſeyd ihr der Meinung/ daß man dar- aus gewiß ſchlieſſen koͤnne/ daß die Seele/ ehe ſie in den Leib kommen/ ſich irgendwo muͤſſe aufgehalten haben. Was dieſes anlanget/ ſagte Cebes/ ſo iſt mir das Geſpraͤche von dieſer Sache hoͤchſt annem- lich zu hoͤren geweſt/ und bleibe darauf feſt und be- ſtaͤndig. Jch bin gleichesfals/ ſagte Simias/ die- ſer Gedancken/ ja es ſolte mir wunderlich fuͤrkom- men/ wann mich iemand davon abwendig machen ſolte. Du wirſt doch/ Thebaner/ nothwendig an- derer Meinung werden/ wo du ungezweiffelt dar- fuͤr haͤlteſt/ daß die Einſtimmung etwas zuſammen geſetztes/ und die Seele nicht als eine Einſtim- und Vermiſchung des Leibes ſey; Dann du wirſt nicht in Abrede ſeyn koͤnnen/ daß die von etwas zuſam- mengeſetzte Einſtimmung muͤſſe langſamer/ als daſſelbe etwas von dem es herkommen/ geweſen ſeyn: Du weiſt ſchwerlich etwas anders. Nein/ ſag- F 3

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/337>, abgerufen am 24.11.2024.