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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Socrates.
setzet wird/ wegen der Zusammenfügung eines zu
dem andern/ zwey werde; Ja ich wundere mich/ wie
eines und eines/ wann sie von einander stehen/ nicht
mehr als eines/ und mit nichtenz wey seyn/ warum
sie dann/ wann solche nun zusammen gesetzt/ durch
diese Verknüpffung könten zwey werden/ und kan
mir eben so wenig einbilden/ warum doch/ wann
man eines theilet/ dieses/ was sich zertheilet/ eine
Ursache solte gewesen seyn/ daß ihr zwey werden;
Denn es geschiehet hier etwas/ so dem jenigen/ was
eben zwey gemacht/ schnurstracks zu wider ist/ denn
dorte war die Ursache/ warum eines zum andern
kam/ und durch diese geschiehet es/ daß eines vom
andern genommen wird/ wie ich denn auch nicht er-
gründen kan/ woraus eines entstehet/ noch die rech-
te Warheit zu entdecken/ was/ warum etwas in der
Welt vor gehet oder nicht. Jch getraue mir es a-
ber keines weges auf diese Weise zu verstehen. Doch
begehre ich auch keinen anderen Weg zu suchen/
wiewol ich auf diesem nicht recht fort kan. Als ich
einmal den Anaxagoras aus einem Buche eine
Meinung lesen hörete/ die er billigte/ daß nemlich
die Vernunfft eine Ursache aller Sachen wäre/ und
das Gebiet über alles hätte.

Daß menschlicher Verstand könt' alle Sachen fügen/
Der alles fürgebracht/ ja selber aufgethan/
Den Abgrund der Vernunfft/ da alle Wunder liegen/
Und was das grosse Rund in sich begreiffen kan.
So ließ ich mich alsbald durch diese Meinung binden/
Und setzte sie getrost den andern allen für;
Jch
G 2
Socrates.
ſetzet wird/ wegen der Zuſammenfuͤgung eines zu
dem andern/ zwey werde; Ja ich wundere mich/ wie
eines und eines/ wann ſie von einander ſtehen/ nicht
mehr als eines/ und mit nichtenz wey ſeyn/ warum
ſie dann/ wann ſolche nun zuſammen geſetzt/ durch
dieſe Verknuͤpffung koͤnten zwey werden/ und kan
mir eben ſo wenig einbilden/ warum doch/ wann
man eines theilet/ dieſes/ was ſich zertheilet/ eine
Urſache ſolte geweſen ſeyn/ daß ihr zwey werden;
Denn es geſchiehet hier etwas/ ſo dem jenigen/ was
eben zwey gemacht/ ſchnurſtracks zu wider iſt/ denn
dorte war die Urſache/ warum eines zum andern
kam/ und durch dieſe geſchiehet es/ daß eines vom
andern genommen wird/ wie ich denn auch nicht er-
gruͤnden kan/ woraus eines entſtehet/ noch die rech-
te Warheit zu entdecken/ was/ warum etwas in der
Welt vor gehet oder nicht. Jch getraue mir es a-
ber keines weges auf dieſe Weiſe zu verſtehen. Doch
begehre ich auch keinen anderen Weg zu ſuchen/
wiewol ich auf dieſem nicht recht fort kan. Als ich
einmal den Anaxagoras aus einem Buche eine
Meinung leſen hoͤrete/ die er billigte/ daß nemlich
die Vernunfft eine Urſache aller Sachen waͤre/ und
das Gebiet uͤber alles haͤtte.

Daß menſchlicher Verſtand koͤnt’ alle Sachen fuͤgen/
Der alles fuͤrgebracht/ ja ſelber aufgethan/
Den Abgrund der Vernunfft/ da alle Wunder liegen/
Und was das groſſe Rund in ſich begreiffen kan.
So ließ ich mich alsbald durch dieſe Meinung binden/
Und ſetzte ſie getroſt den andern allen fuͤr;
Jch
G 2
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[93/0351] Socrates. ſetzet wird/ wegen der Zuſammenfuͤgung eines zu dem andern/ zwey werde; Ja ich wundere mich/ wie eines und eines/ wann ſie von einander ſtehen/ nicht mehr als eines/ und mit nichtenz wey ſeyn/ warum ſie dann/ wann ſolche nun zuſammen geſetzt/ durch dieſe Verknuͤpffung koͤnten zwey werden/ und kan mir eben ſo wenig einbilden/ warum doch/ wann man eines theilet/ dieſes/ was ſich zertheilet/ eine Urſache ſolte geweſen ſeyn/ daß ihr zwey werden; Denn es geſchiehet hier etwas/ ſo dem jenigen/ was eben zwey gemacht/ ſchnurſtracks zu wider iſt/ denn dorte war die Urſache/ warum eines zum andern kam/ und durch dieſe geſchiehet es/ daß eines vom andern genommen wird/ wie ich denn auch nicht er- gruͤnden kan/ woraus eines entſtehet/ noch die rech- te Warheit zu entdecken/ was/ warum etwas in der Welt vor gehet oder nicht. Jch getraue mir es a- ber keines weges auf dieſe Weiſe zu verſtehen. Doch begehre ich auch keinen anderen Weg zu ſuchen/ wiewol ich auf dieſem nicht recht fort kan. Als ich einmal den Anaxagoras aus einem Buche eine Meinung leſen hoͤrete/ die er billigte/ daß nemlich die Vernunfft eine Urſache aller Sachen waͤre/ und das Gebiet uͤber alles haͤtte. Daß menſchlicher Verſtand koͤnt’ alle Sachen fuͤgen/ Der alles fuͤrgebracht/ ja ſelber aufgethan/ Den Abgrund der Vernunfft/ da alle Wunder liegen/ Und was das groſſe Rund in ſich begreiffen kan. So ließ ich mich alsbald durch dieſe Meinung binden/ Und ſetzte ſie getroſt den andern allen fuͤr; Jch G 2

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/351>, abgerufen am 24.11.2024.