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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Der sterbende
Wird nicht der Sonnen Licht am besten fürgestelt/
Wann dessen schönes Bild in Fluß und Wasser fält.
Mein Gemüthe nun von dieser Verblendung zu
entledigen/ so hielt ich für das beste/ an statt auf
meinen Zweck die Sinnen zu richten/ daß ich solchen
erstlich/ wie in einem Spiegel betrachtete/ und auf
gewisse Beweiß-Satzungen dachte/ etwan durch
dieselbe zu der Warheit zugelangen. Doch stehet
vielleicht unsre Vergleich[un]g nicht feste genug/ dann
ich wil nicht gäntzlich zugeben/ daß der jenige/ so die
Sachen durch Beweiß-Sätze ersuchet/ sie eher im
Bildnisse/ als der so sie in den Sachen selbst be-
trachtet/ ergründen solle; Doch habe ich mir diese
Bahn vor andern erwehlen wollen. Schaue nun
wie ich es mache/ in dem ich mir eine Beweissatzung
fürstelle/ so ich für die bewehrteste halte. Jch hal-
te dieses für das warhafftigste/ so der angezogenen
Beweiß-Satzungen am nechsten kommet/ und neh-
me es für die eigentliche Ursache der Dinge/ heisse a-
ber hergegen alles falsch/ was von dieser etwas weit
abtritt oder absetzet. Doch bin ich erbötig dir das
jenige/ was ich itzt für gebracht/ etwas deutlicher zu
erklären; dann ich glaube nicht/ daß du alles eigent-
lich verstehest. Nicht zum besten/ sagte Cebes. Jch
rede hier nichts neues/ fuhr Socrates ferner fort/
sondern allein dieses/ was ich in vorhergegangener
Theidigung öffters wiederholet habe. Hiemit wil
ich nun fortfahren/ dir diese Art der Ursachen zu ent-
decken/ davon schon unter uns so viel gehandelt
wor-
Der ſterbende
Wird nicht der Sonnen Licht am beſten fuͤrgeſtelt/
Wann deſſen ſchoͤnes Bild in Fluß und Waſſer faͤlt.
Mein Gemuͤthe nun von dieſer Verblendung zu
entledigen/ ſo hielt ich fuͤr das beſte/ an ſtatt auf
meinen Zweck die Sinnen zu richten/ daß ich ſolchen
erſtlich/ wie in einem Spiegel betrachtete/ und auf
gewiſſe Beweiß-Satzungen dachte/ etwan durch
dieſelbe zu der Warheit zugelangen. Doch ſtehet
vielleicht unſre Vergleich[un]g nicht feſte genug/ dañ
ich wil nicht gaͤntzlich zugeben/ daß der jenige/ ſo die
Sachen durch Beweiß-Saͤtze erſuchet/ ſie eher im
Bildniſſe/ als der ſo ſie in den Sachen ſelbſt be-
trachtet/ ergruͤnden ſolle; Doch habe ich mir dieſe
Bahn vor andern erwehlen wollen. Schaue nun
wie ich es mache/ in dem ich mir eine Beweiſſatzung
fuͤrſtelle/ ſo ich fuͤr die bewehrteſte halte. Jch hal-
te dieſes fuͤr das warhafftigſte/ ſo der angezogenen
Beweiß-Satzungen am nechſten kommet/ und neh-
me es fuͤr die eigentliche Urſache der Dinge/ heiſſe a-
ber hergegen alles falſch/ was von dieſer etwas weit
abtritt oder abſetzet. Doch bin ich erboͤtig dir das
jenige/ was ich itzt fuͤr gebracht/ etwas deutlicher zu
erklaͤren; dann ich glaube nicht/ daß du alles eigent-
lich verſteheſt. Nicht zum beſten/ ſagte Cebes. Jch
rede hier nichts neues/ fuhr Socrates ferner fort/
ſondern allein dieſes/ was ich in vorhergegangener
Theidigung oͤffters wiederholet habe. Hiemit wil
ich nun fortfahren/ dir dieſe Art der Urſachen zu ent-
decken/ davon ſchon unter uns ſo viel gehandelt
wor-
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[100/0358] Der ſterbende Wird nicht der Sonnen Licht am beſten fuͤrgeſtelt/ Wann deſſen ſchoͤnes Bild in Fluß und Waſſer faͤlt. Mein Gemuͤthe nun von dieſer Verblendung zu entledigen/ ſo hielt ich fuͤr das beſte/ an ſtatt auf meinen Zweck die Sinnen zu richten/ daß ich ſolchen erſtlich/ wie in einem Spiegel betrachtete/ und auf gewiſſe Beweiß-Satzungen dachte/ etwan durch dieſelbe zu der Warheit zugelangen. Doch ſtehet vielleicht unſre Vergleichung nicht feſte genug/ dañ ich wil nicht gaͤntzlich zugeben/ daß der jenige/ ſo die Sachen durch Beweiß-Saͤtze erſuchet/ ſie eher im Bildniſſe/ als der ſo ſie in den Sachen ſelbſt be- trachtet/ ergruͤnden ſolle; Doch habe ich mir dieſe Bahn vor andern erwehlen wollen. Schaue nun wie ich es mache/ in dem ich mir eine Beweiſſatzung fuͤrſtelle/ ſo ich fuͤr die bewehrteſte halte. Jch hal- te dieſes fuͤr das warhafftigſte/ ſo der angezogenen Beweiß-Satzungen am nechſten kommet/ und neh- me es fuͤr die eigentliche Urſache der Dinge/ heiſſe a- ber hergegen alles falſch/ was von dieſer etwas weit abtritt oder abſetzet. Doch bin ich erboͤtig dir das jenige/ was ich itzt fuͤr gebracht/ etwas deutlicher zu erklaͤren; dann ich glaube nicht/ daß du alles eigent- lich verſteheſt. Nicht zum beſten/ ſagte Cebes. Jch rede hier nichts neues/ fuhr Socrates ferner fort/ ſondern allein dieſes/ was ich in vorhergegangener Theidigung oͤffters wiederholet habe. Hiemit wil ich nun fortfahren/ dir dieſe Art der Urſachen zu ent- decken/ davon ſchon unter uns ſo viel gehandelt wor-

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/358>, abgerufen am 24.11.2024.