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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Vorrede
Sprache würde haben verrichten können.
Darauß wir dann/ wie auß vielen anderen
Anmerckungen sehen/ daß die Alten/ nach-
dem sie auß der Welt gezogen/ die Brücke/
in das Land der Wissenschaft zukommen/ nicht
hinter sich abgeworfen/ sondern den Nach-
kommen auch Kraft übrig gelassen/ etwas
geschicktes und artiges aufzusetzen. Jch
könte derer mehr nennen/ so sich in der
Deutschen Poeste geübet/ weil mir aber
unwissende ob es allen lieb seyn möchte/
daß jhr Nahme bey dieser gelegenheit be-
kant seyn solte/ so ziehe ich mich bescheiden
zu rücke. Diß werde ich mich noch beyzu-
fügen unterstehen/ daß durch gedachter
Männer Fleiß und Nachsinnen/ die Deut-
sche Poesie so reine worden/ daß sie der auß-
ländischen nichts mehr nachgiebet. Die-
ses gestehe ich gerne/ daß die Welschen/ we-
gen jhrer ingemein angeböhrnen Ver-
standes und Scharff-sinnigkeit/ an gutten
Erfindungen (wiewol auch bey allen nicht
alles von gleicher gütte) den Deutschen
manches mal zuvorgehen/ sie haben aber

auch

Vorrede
Sprache wuͤrde haben verrichten koͤnnen.
Darauß wiꝛ dann/ wie auß vielen anderen
Anmerckungen ſehen/ daß die Alten/ nach-
dem ſie auß der Welt gezogen/ die Bruͤcke/
in das Land deꝛ Wiſſenſchaft zukom̃en/ nicht
hinter ſich abgeworfen/ ſondern den Nach-
kommen auch Kraft uͤbrig gelaſſen/ etwas
geſchicktes und artiges aufzuſetzen. Jch
koͤnte derer mehr nennen/ ſo ſich in der
Deutſchen Poeſte geuͤbet/ weil mir aber
unwiſſende ob es allen lieb ſeyn moͤchte/
daß jhr Nahme bey dieſer gelegenheit be-
kant ſeyn ſolte/ ſo ziehe ich mich beſcheiden
zu ruͤcke. Diß werde ich mich noch beyzu-
fuͤgen unterſtehen/ daß durch gedachter
Maͤnner Fleiß und Nachſinnen/ die Deut-
ſche Poeſie ſo reine worden/ daß ſie der auß-
laͤndiſchen nichts mehr nachgiebet. Die-
ſes geſtehe ich gerne/ daß die Welſchen/ we-
gen jhrer ingemein angeboͤhrnen Ver-
ſtandes und Scharff-ſinnigkeit/ an gutten
Erfindungen (wiewol auch bey allen nicht
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[0036] Vorrede Sprache wuͤrde haben verrichten koͤnnen. Darauß wiꝛ dann/ wie auß vielen anderen Anmerckungen ſehen/ daß die Alten/ nach- dem ſie auß der Welt gezogen/ die Bruͤcke/ in das Land deꝛ Wiſſenſchaft zukom̃en/ nicht hinter ſich abgeworfen/ ſondern den Nach- kommen auch Kraft uͤbrig gelaſſen/ etwas geſchicktes und artiges aufzuſetzen. Jch koͤnte derer mehr nennen/ ſo ſich in der Deutſchen Poeſte geuͤbet/ weil mir aber unwiſſende ob es allen lieb ſeyn moͤchte/ daß jhr Nahme bey dieſer gelegenheit be- kant ſeyn ſolte/ ſo ziehe ich mich beſcheiden zu ruͤcke. Diß werde ich mich noch beyzu- fuͤgen unterſtehen/ daß durch gedachter Maͤnner Fleiß und Nachſinnen/ die Deut- ſche Poeſie ſo reine worden/ daß ſie der auß- laͤndiſchen nichts mehr nachgiebet. Die- ſes geſtehe ich gerne/ daß die Welſchen/ we- gen jhrer ingemein angeboͤhrnen Ver- ſtandes und Scharff-ſinnigkeit/ an gutten Erfindungen (wiewol auch bey allen nicht alles von gleicher guͤtte) den Deutſchen manches mal zuvorgehen/ ſie haben aber auch

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/36>, abgerufen am 21.11.2024.