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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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und Fräulein Jutta etc.
Es hat es iederzeit die Jugend fort getrieben/
Eh' eine Nonne war/ ward Eva zu der Braut.
Ein mehrers kan ich itzt der Feder nicht vertrauen/
Mehr saget dir ein Mund der meine Zunge trägt/
Der wird dir Sonnenklar die Regung lassen schauen/
So mich den kleinen Brief zuschreiben hat bewegt.
Jch leg ihn ungescheut zu deinen Füssen nieder/
Es nehm' ihn deine Faust mit gleichen willen an/
Doch gieb vor einen Brief mir auch mein Hertze wie-
der/
Der ohne diß und dich nicht ferner leben kan.

Juthe an Przetislauen.
EMpfindst du/ daß mein Brief dir nicht nach
Rosen schmecket/
Jst dieses schlechte Blat nicht Biesemkuchen
voll/
So dencke nur es ist mit Klosterstaub bedecket/
Und wer verstohlen schreibt/ schreibt selten allzuwohl.
Jch bin gantz ungewohnt die Feder recht zuführen/
Jch kenne noch den Marckt der schönen Worte nicht/
Es weiß kein runder Spruch mein Schreiben recht
zu ziehren/
Weil mir der Anfang auch des Schreibens fast ge-
bricht.
Was aber sagest du? ich stehle hier die hertzen/
Und hette deines selbst zu dem Altar gethan?
Es scheint der Fürst hat Lust mit seiner Magd zu scher-
tzen/
Mein Finger rühret nichts als nur den Psalter an.
Die
C

und Fraͤulein Jutta ꝛc.
Es hat es iederzeit die Jugend fort getrieben/
Eh’ eine Nonne war/ ward Eva zu der Braut.
Ein mehrers kan ich itzt der Feder nicht vertrauen/
Mehr ſaget dir ein Mund der meine Zunge traͤgt/
Der wird dir Sonnenklar die Regung laſſen ſchauen/
So mich den kleinen Brief zuſchreiben hat bewegt.
Jch leg ihn ungeſcheut zu deinen Fuͤſſen nieder/
Es nehm’ ihn deine Fauſt mit gleichen willen an/
Doch gieb vor einen Brief mir auch mein Hertze wie-
der/
Der ohne diß und dich nicht ferner leben kan.

Juthe an Przetislauen.
EMpfindſt du/ daß mein Brief dir nicht nach
Roſen ſchmecket/
Jſt dieſes ſchlechte Blat nicht Bieſemkuchen
voll/
So dencke nur es iſt mit Kloſterſtaub bedecket/
Und wer verſtohlen ſchreibt/ ſchreibt ſelten allzuwohl.
Jch bin gantz ungewohnt die Feder recht zufuͤhren/
Jch kenne noch den Marckt der ſchoͤnen Worte nicht/
Es weiß kein runder Spruch mein Schreiben recht
zu ziehren/
Weil mir der Anfang auch des Schreibens faſt ge-
bricht.
Was aber ſageſt du? ich ſtehle hier die hertzen/
Und hette deines ſelbſt zu dem Altar gethan?
Es ſcheint der Fuͤrſt hat Luſt mit ſeiner Magd zu ſcher-
tzen/
Mein Finger ruͤhret nichts als nur den Pſalter an.
Die
C
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[33/0457] und Fraͤulein Jutta ꝛc. Es hat es iederzeit die Jugend fort getrieben/ Eh’ eine Nonne war/ ward Eva zu der Braut. Ein mehrers kan ich itzt der Feder nicht vertrauen/ Mehr ſaget dir ein Mund der meine Zunge traͤgt/ Der wird dir Sonnenklar die Regung laſſen ſchauen/ So mich den kleinen Brief zuſchreiben hat bewegt. Jch leg ihn ungeſcheut zu deinen Fuͤſſen nieder/ Es nehm’ ihn deine Fauſt mit gleichen willen an/ Doch gieb vor einen Brief mir auch mein Hertze wie- der/ Der ohne diß und dich nicht ferner leben kan. Juthe an Przetislauen. EMpfindſt du/ daß mein Brief dir nicht nach Roſen ſchmecket/ Jſt dieſes ſchlechte Blat nicht Bieſemkuchen voll/ So dencke nur es iſt mit Kloſterſtaub bedecket/ Und wer verſtohlen ſchreibt/ ſchreibt ſelten allzuwohl. Jch bin gantz ungewohnt die Feder recht zufuͤhren/ Jch kenne noch den Marckt der ſchoͤnen Worte nicht/ Es weiß kein runder Spruch mein Schreiben recht zu ziehren/ Weil mir der Anfang auch des Schreibens faſt ge- bricht. Was aber ſageſt du? ich ſtehle hier die hertzen/ Und hette deines ſelbſt zu dem Altar gethan? Es ſcheint der Fuͤrſt hat Luſt mit ſeiner Magd zu ſcher- tzen/ Mein Finger ruͤhret nichts als nur den Pſalter an. Die C

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/457>, abgerufen am 24.11.2024.