Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.und Adelheiden Keys. Ottens etc. Der Furchte dickes Eiß bestrickt die Liebes FlammerJch werde durch die Hand der Aengsten hingeraft. Jch böbe wie ein Laub bewegt durch Kummer Winde/ Es plaget meinen Geist Verlust und auch Gewinn/ Jch werd' aus bleicher Noth zu einem rechten Kinde/ Ach daß ich nicht als Kind vorlängst gestorben bin. Der Aeltern Nahmen ist in meinen dünnen Ohren/ Wie ein Beschwerungs Wort und wie ein Donner- schlag/ Ach wer' ich nur zuvor gestorben/ als gebohren! Daß ich doch nicht alsbald ein Unding werden mag; Mich deucht/ der gantze Hoff erkent was ich begangen/ Mich deucht/ ein ieder Mensch verweist mir meine That/ Die Bluhmen wachsen noch aus Scham auf meinen Wangen/ Die sonst mein schwacher Leib aus Lust verlohren hat. Jch bin der Perle gleich/ die Flecke hat bekommen/ Und von des Keysers Haubt an schlechte Hälse muß/ Mir ist nunmehr mein Glantz und auch mein Werth entnommen/ Und dieses alles fällt durch einen süssen Kuß. Diß schwer' ich/ daß mein Leib ein Garten ist gewesen/ Der stets verschlossen war als wie das Paradies/ Jch weiß das keine Hand hier Bluhmen hat gelesen/ Und daß kein geiler Wind durch meine Blätter bließ; Was hilft uns aber doch zuseyn und nicht zubleiben/ Verflossen Wasser mahlt doch keine Körner nicht; Es wird die Affter Welt nur meinen Fall beschreiben/ Und was ich guts gestift schaut nicht das Tage Licht D 2
und Adelheiden Keyſ. Ottens ꝛc. Der Furchte dickes Eiß beſtrickt die Liebes FlammerJch werde durch die Hand der Aengſten hingeraft. Jch boͤbe wie ein Laub bewegt durch Kummer Winde/ Es plaget meinen Geiſt Verluſt und auch Gewinn/ Jch werd’ aus bleicher Noth zu einem rechten Kinde/ Ach daß ich nicht als Kind vorlaͤngſt geſtorben bin. Der Aeltern Nahmen iſt in meinen duͤnnen Ohren/ Wie ein Beſchwerungs Wort und wie ein Donner- ſchlag/ Ach wer’ ich nur zuvor geſtorben/ als gebohren! Daß ich doch nicht alsbald ein Unding werden mag; Mich deucht/ der gantze Hoff erkent was ich begangen/ Mich deucht/ ein ieder Menſch verweiſt mir meine That/ Die Bluhmen wachſen noch aus Scham auf meinen Wangen/ Die ſonſt mein ſchwacher Leib aus Luſt verlohren hat. Jch bin der Perle gleich/ die Flecke hat bekommen/ Und von des Keyſers Haubt an ſchlechte Haͤlſe muß/ Mir iſt nunmehr mein Glantz und auch mein Werth entnommen/ Und dieſes alles faͤllt durch einen ſuͤſſen Kuß. Diß ſchwer’ ich/ daß mein Leib ein Garten iſt geweſen/ Der ſtets verſchloſſen war als wie das Paradies/ Jch weiß das keine Hand hier Bluhmen hat geleſen/ Und daß kein geiler Wind durch meine Blaͤtter bließ; Was hilft uns aber doch zuſeyn und nicht zubleiben/ Verfloſſen Waſſer mahlt doch keine Koͤrner nicht; Es wird die Affter Welt nur meinen Fall beſchreiben/ Und was ich guts geſtift ſchaut nicht das Tage Licht D 2
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und Adelheiden Keyſ. Ottens ꝛc.
Der Furchte dickes Eiß beſtrickt die Liebes Flammer
Jch werde durch die Hand der Aengſten hingeraft.
Jch boͤbe wie ein Laub bewegt durch Kummer Winde/
Es plaget meinen Geiſt Verluſt und auch Gewinn/
Jch werd’ aus bleicher Noth zu einem rechten Kinde/
Ach daß ich nicht als Kind vorlaͤngſt geſtorben bin.
Der Aeltern Nahmen iſt in meinen duͤnnen Ohren/
Wie ein Beſchwerungs Wort und wie ein Donner-
ſchlag/
Ach wer’ ich nur zuvor geſtorben/ als gebohren!
Daß ich doch nicht alsbald ein Unding werden mag;
Mich deucht/ der gantze Hoff erkent was ich begangen/
Mich deucht/ ein ieder Menſch verweiſt mir meine
That/
Die Bluhmen wachſen noch aus Scham auf meinen
Wangen/
Die ſonſt mein ſchwacher Leib aus Luſt verlohren hat.
Jch bin der Perle gleich/ die Flecke hat bekommen/
Und von des Keyſers Haubt an ſchlechte Haͤlſe muß/
Mir iſt nunmehr mein Glantz und auch mein Werth
entnommen/
Und dieſes alles faͤllt durch einen ſuͤſſen Kuß.
Diß ſchwer’ ich/ daß mein Leib ein Garten iſt geweſen/
Der ſtets verſchloſſen war als wie das Paradies/
Jch weiß das keine Hand hier Bluhmen hat geleſen/
Und daß kein geiler Wind durch meine Blaͤtter bließ;
Was hilft uns aber doch zuſeyn und nicht zubleiben/
Verfloſſen Waſſer mahlt doch keine Koͤrner nicht;
Es wird die Affter Welt nur meinen Fall beſchreiben/
Und was ich guts geſtift ſchaut nicht das Tage Licht
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