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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Der Ersten Abhandlung
Wem in Arcadia kan Cynthia belieben/
Ja dessen freyer Geist
Das Spiel der Jagt/ die beste Kurtzweil heist/
Und dem der grüne Wald gefällt/
Der wird mit mir dahin zu eilen nicht verschieben;
Wo zwar ein enger Kreiß/
Jedoch vor unsern Ruhm fast eine weite Welt/
Uns des erhitzten Schweines Wütten
Zu zeigen weiß:
So Thal und Wald/
Von wegen Grimm und scheußlicher Gestalt
Vor seinen Schrecken hält/
So itzt den Erimanth bewohnet/
Und umb und umb fast alles will zerrütten/
Das beste Feld verderbt/ uud keines Hirten schonet.
Geht laufft/ ja über laufft der Morgenröthe Pracht/
Lasst das heißre Horn erthönen.
Wir/ Linco, wollen seyn bedacht/
Die Götter durch Gebete zu versöhnen:
Da gehn wir auf die Jagt mit mehrer Zuversicht.
Wer wohl begonnen hat/ ist halb zu Ende kommen/
Doch/ ist kein Anfang gut/ der nicht von GOtt genommen.

Linc. Mein Silvio, ich tadle dich zwar nicht/
Daß du in Andacht denckst die Götter zu verehren;
Doch was mein treuer Mund dir itzt vor übel spricht/
Jst dis/ daß du den Schlaf der Priester wirst verstören:
Sie liegen all in süsser Ruh/
Und können nicht den Tag erblicken:
Bis Phöbus wird auf das Gebirge rücken.
Silv. Wie irrestu?
Es scheint/ daß du noch selbst im Schlafe bist vergraben.
Linc. Was nutzt dir doch die junge Zeit?
Sollstu umbsonst die frischen Blumen haben?
Und sind die Rosen hier vergebens ausgestreut?
Ach! könte dieser Purpur-Schein
Noch itzt üm meine Lippen seyn/
So sagt ich gute Nacht/ ihr Wälder und ihr Auen;
Jch gieng ein schöner Wild zu schauen;
Jch

Der Erſten Abhandlung
Wem in Arcadia kan Cynthia belieben/
Ja deſſen freyer Geiſt
Das Spiel der Jagt/ die beſte Kurtzweil heiſt/
Und dem der gruͤne Wald gefaͤllt/
Der wird mit mir dahin zu eilen nicht verſchieben;
Wo zwar ein enger Kreiß/
Jedoch vor unſern Ruhm faſt eine weite Welt/
Uns des erhitzten Schweines Wuͤtten
Zu zeigen weiß:
So Thal und Wald/
Von wegen Grimm und ſcheußlicher Geſtalt
Vor ſeinen Schrecken haͤlt/
So itzt den Erimanth bewohnet/
Und umb und umb faſt alles will zerruͤtten/
Das beſte Feld verderbt/ uud keines Hirten ſchonet.
Geht laufft/ ja uͤber laufft der Morgenroͤthe Pracht/
Laſſt das heißre Horn erthoͤnen.
Wir/ Linco, wollen ſeyn bedacht/
Die Goͤtter durch Gebete zu verſoͤhnen:
Da gehn wir auf die Jagt mit mehrer Zuverſicht.
Wer wohl begonnen hat/ iſt halb zu Ende kommen/
Doch/ iſt kein Anfang gut/ der nicht von GOtt genommen.

Linc. Mein Silvio, ich tadle dich zwar nicht/
Daß du in Andacht denckſt die Goͤtter zu verehren;
Doch was mein treuer Mund dir itzt vor uͤbel ſpricht/
Jſt dis/ daß du den Schlaf der Prieſter wirſt verſtoͤren:
Sie liegen all in ſuͤſſer Ruh/
Und koͤnnen nicht den Tag erblicken:
Bis Phoͤbus wird auf das Gebirge ruͤcken.
Silv. Wie irreſtu?
Es ſcheint/ daß du noch ſelbſt im Schlafe biſt vergraben.
Linc. Was nutzt dir doch die junge Zeit?
Sollſtu umbſonſt die friſchen Blumen haben?
Und ſind die Roſen hier vergebens ausgeſtreut?
Ach! koͤnte dieſer Purpur-Schein
Noch itzt uͤm meine Lippen ſeyn/
So ſagt ich gute Nacht/ ihr Waͤlder und ihr Auen;
Jch gieng ein ſchoͤner Wild zu ſchauen;
Jch
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[2/0048] Der Erſten Abhandlung Wem in Arcadia kan Cynthia belieben/ Ja deſſen freyer Geiſt Das Spiel der Jagt/ die beſte Kurtzweil heiſt/ Und dem der gruͤne Wald gefaͤllt/ Der wird mit mir dahin zu eilen nicht verſchieben; Wo zwar ein enger Kreiß/ Jedoch vor unſern Ruhm faſt eine weite Welt/ Uns des erhitzten Schweines Wuͤtten Zu zeigen weiß: So Thal und Wald/ Von wegen Grimm und ſcheußlicher Geſtalt Vor ſeinen Schrecken haͤlt/ So itzt den Erimanth bewohnet/ Und umb und umb faſt alles will zerruͤtten/ Das beſte Feld verderbt/ uud keines Hirten ſchonet. Geht laufft/ ja uͤber laufft der Morgenroͤthe Pracht/ Laſſt das heißre Horn erthoͤnen. Wir/ Linco, wollen ſeyn bedacht/ Die Goͤtter durch Gebete zu verſoͤhnen: Da gehn wir auf die Jagt mit mehrer Zuverſicht. Wer wohl begonnen hat/ iſt halb zu Ende kommen/ Doch/ iſt kein Anfang gut/ der nicht von GOtt genommen. Linc. Mein Silvio, ich tadle dich zwar nicht/ Daß du in Andacht denckſt die Goͤtter zu verehren; Doch was mein treuer Mund dir itzt vor uͤbel ſpricht/ Jſt dis/ daß du den Schlaf der Prieſter wirſt verſtoͤren: Sie liegen all in ſuͤſſer Ruh/ Und koͤnnen nicht den Tag erblicken: Bis Phoͤbus wird auf das Gebirge ruͤcken. Silv. Wie irreſtu? Es ſcheint/ daß du noch ſelbſt im Schlafe biſt vergraben. Linc. Was nutzt dir doch die junge Zeit? Sollſtu umbſonſt die friſchen Blumen haben? Und ſind die Roſen hier vergebens ausgeſtreut? Ach! koͤnte dieſer Purpur-Schein Noch itzt uͤm meine Lippen ſeyn/ So ſagt ich gute Nacht/ ihr Waͤlder und ihr Auen; Jch gieng ein ſchoͤner Wild zu ſchauen; Jch

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/48>, abgerufen am 21.11.2024.