Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite
Liebe zwischen Hertzog Ungenand


Liebe
Zwischen Hertzog Ungenand
und
Agnes Bernin.

UNgenand eines vornehmen Hertzogs
Sohn/ ließ in zarter Jugend nebenst der
anmuthigsten Gestalt/ so ein Fürst in sich
haben solte/ nicht geringe Zeichen seines Helden-
Muths verspüren. Es begab sich/ ich weiß nicht/
durch war vor Schickung/ daß hochermelter Herr
eines Wund Artztes/ oder wie wir ins gemein zusa-
gen pflegen/ eines Barbires Tochter/ in die Augen
faste/ und weil Sie über ihre Geburts Art nicht al-
lein schöne/ sondern auch von hohen Gemüthe war/
sie inbrünstig zu lieben begunte. Seine Gedan-
cken waren die Agnes Bernin (so war dieser ge-
liebten Nahme) als eine Seele die ihm gleichte/
ihm zuvermählen/ und durch offentlich Gepränge
der Welt seine eyfrige Flammen scheinen zulas-
sen. Diese junge Heldin/ so dem Gemüthe nach
vielleicht so rühmlich einen Scepter/ als ihr Va-
ter die Fliette/ würde geführet haben/ scheuete
nicht allbereit sich des Fürsten Gemahlin zunen-
nen/ und begunte schon mit Begleitung eines Ade-

lichen
Liebe zwiſchen Hertzog Ungenand


Liebe
Zwiſchen Hertzog Ungenand
und
Agnes Bernin.

UNgenand eines vornehmen Hertzogs
Sohn/ ließ in zarter Jugend nebenſt der
anmuthigſten Geſtalt/ ſo ein Fuͤrſt in ſich
haben ſolte/ nicht geringe Zeichen ſeines Helden-
Muths verſpuͤren. Es begab ſich/ ich weiß nicht/
durch war vor Schickung/ daß hochermelter Herr
eines Wund Artztes/ oder wie wir ins gemein zuſa-
gen pflegen/ eines Barbires Tochter/ in die Augen
faſte/ uñ weil Sie uͤber ihre Geburts Art nicht al-
lein ſchoͤne/ ſondern auch von hohẽ Gemuͤthe war/
ſie inbruͤnſtig zu lieben begunte. Seine Gedan-
cken waren die Agnes Bernin (ſo war dieſer ge-
liebten Nahme) als eine Seele die ihm gleichte/
ihm zuvermaͤhlen/ und durch offentlich Gepraͤnge
der Welt ſeine eyfrige Flammen ſcheinen zulaſ-
ſen. Dieſe junge Heldin/ ſo dem Gemuͤthe nach
vielleicht ſo ruͤhmlich einen Scepter/ als ihr Va-
ter die Fliette/ wuͤrde gefuͤhret haben/ ſcheuete
nicht allbereit ſich des Fuͤrſten Gemahlin zunen-
nen/ und begunte ſchon mit Begleitung eines Ade-

lichen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0546" n="122"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Liebe zwi&#x017F;chen Hertzog Ungenand</hi> </fw><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Liebe<lb/>
Zwi&#x017F;chen Hertzog Ungenand<lb/>
und<lb/>
Agnes Bernin.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">U</hi>Ngenand eines vornehmen Hertzogs<lb/>
Sohn/ ließ in zarter Jugend neben&#x017F;t der<lb/>
anmuthig&#x017F;ten Ge&#x017F;talt/ &#x017F;o ein Fu&#x0364;r&#x017F;t in &#x017F;ich<lb/>
haben &#x017F;olte/ nicht geringe Zeichen &#x017F;eines Helden-<lb/>
Muths ver&#x017F;pu&#x0364;ren. Es begab &#x017F;ich/ ich weiß nicht/<lb/>
durch war vor Schickung/ daß hochermelter Herr<lb/>
eines Wund Artztes/ oder wie wir ins gemein zu&#x017F;a-<lb/>
gen pflegen/ eines Barbires Tochter/ in die Augen<lb/>
fa&#x017F;te/ un&#x0303; weil Sie u&#x0364;ber ihre Geburts Art nicht al-<lb/>
lein &#x017F;cho&#x0364;ne/ &#x017F;ondern auch von hohe&#x0303; Gemu&#x0364;the war/<lb/>
&#x017F;ie inbru&#x0364;n&#x017F;tig zu lieben begunte. Seine Gedan-<lb/>
cken waren die Agnes Bernin (&#x017F;o war die&#x017F;er ge-<lb/>
liebten Nahme) als eine Seele die ihm gleichte/<lb/>
ihm zuverma&#x0364;hlen/ und durch offentlich Gepra&#x0364;nge<lb/>
der Welt &#x017F;eine eyfrige Flammen &#x017F;cheinen zula&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en. Die&#x017F;e junge Heldin/ &#x017F;o dem Gemu&#x0364;the nach<lb/>
vielleicht &#x017F;o ru&#x0364;hmlich einen Scepter/ als ihr Va-<lb/>
ter die Fliette/ wu&#x0364;rde gefu&#x0364;hret haben/ &#x017F;cheuete<lb/>
nicht allbereit &#x017F;ich des Fu&#x0364;r&#x017F;ten Gemahlin zunen-<lb/>
nen/ und begunte &#x017F;chon mit Begleitung eines Ade-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">lichen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[122/0546] Liebe zwiſchen Hertzog Ungenand Liebe Zwiſchen Hertzog Ungenand und Agnes Bernin. UNgenand eines vornehmen Hertzogs Sohn/ ließ in zarter Jugend nebenſt der anmuthigſten Geſtalt/ ſo ein Fuͤrſt in ſich haben ſolte/ nicht geringe Zeichen ſeines Helden- Muths verſpuͤren. Es begab ſich/ ich weiß nicht/ durch war vor Schickung/ daß hochermelter Herr eines Wund Artztes/ oder wie wir ins gemein zuſa- gen pflegen/ eines Barbires Tochter/ in die Augen faſte/ uñ weil Sie uͤber ihre Geburts Art nicht al- lein ſchoͤne/ ſondern auch von hohẽ Gemuͤthe war/ ſie inbruͤnſtig zu lieben begunte. Seine Gedan- cken waren die Agnes Bernin (ſo war dieſer ge- liebten Nahme) als eine Seele die ihm gleichte/ ihm zuvermaͤhlen/ und durch offentlich Gepraͤnge der Welt ſeine eyfrige Flammen ſcheinen zulaſ- ſen. Dieſe junge Heldin/ ſo dem Gemuͤthe nach vielleicht ſo ruͤhmlich einen Scepter/ als ihr Va- ter die Fliette/ wuͤrde gefuͤhret haben/ ſcheuete nicht allbereit ſich des Fuͤrſten Gemahlin zunen- nen/ und begunte ſchon mit Begleitung eines Ade- lichen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/546
Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/546>, abgerufen am 24.11.2024.