Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.Liebe und Lebens Lauf tig abstellen wolte/ und also ihm tausenderleyVerfolgung auf dem Halß zoge. Nachdem nun der Abt zu H. Dionis. die geistliche Jung- frauen zu Argenteil, ich weiß nicht/ unter was vor einen Vorwandt aus dem Kloster drang/ und es mit München besetzte/ reimete Abelard sein Gottes Hauß Paraclit gedachter Nonnen ein/ allwo Heloisse als Aebtissin ein strenges Leben führete/ und mit ihrem unbefleckten Wandel es dahin brachte/ daß die Bischoffe sie vor ihre Tochter/ die Abtisse sie vor ihre Schwester und die weltlichen sie vor ihre Mutter hielten. Bey welcher Gelegenheit theils die gegen dem Abelard übelgesinnte/ ihm/ daß er gegen gedachtem Klo- ster nicht gnugsam Vorschub thete/ feindseelig vorrückten/ andere/ weil er dieses Jungfrau Klo- ster nicht selten zu besuchen pflegete/ ihm/ daß er die Fleisch-Töpfe Aegypten/ und wegen der in der Natur noch steckenden Regung seiner alten Buhl- schaft nicht müssig gehen konte/ ungeschämet auf bürdeten. Welches aber der unschuldig Ver- leumbdete/ mit Gedult vertrug/ und die Rache/ in dem er mit Stahl und Gift von seinen Wi- der wertigen verfolget war/ Gott allein heimstel- lete/ so ihn auch hernach in seinem hohen Alter und zwar des 63sten seiner Jahre von Sorgen und Ungemach abgemattet/ ausspannete/ nach dem er vor seiner letzten Todes Stunde befohlen seinen
Liebe und Lebens Lauf tig abſtellen wolte/ und alſo ihm tauſenderleyVerfolgung auf dem Halß zoge. Nachdem nun der Abt zu H. Dioniſ. die geiſtliche Jung- frauen zu Argenteil, ich weiß nicht/ unter was vor einen Vorwandt aus dem Kloſter drang/ und es mit Muͤnchen beſetzte/ reimete Abelard ſein Gottes Hauß Paraclit gedachter Nonnen ein/ allwo Heloiſſe als Aebtiſſin ein ſtrenges Leben fuͤhrete/ und mit ihrem unbefleckten Wandel es dahin brachte/ daß die Biſchoffe ſie vor ihre Tochter/ die Abtiſſe ſie vor ihre Schweſter und die weltlichen ſie vor ihre Mutter hielten. Bey welcher Gelegenheit theils die gegen dem Abelard uͤbelgeſinnte/ ihm/ daß er gegen gedachtem Klo- ſter nicht gnugſam Vorſchub thete/ feindſeelig vorruͤckten/ andere/ weil er dieſes Jungfrau Klo- ſter nicht ſelten zu beſuchen pflegete/ ihm/ daß er die Fleiſch-Toͤpfe Aegypten/ und wegen der in der Natur noch ſteckendẽ Regung ſeiner alten Buhl- ſchaft nicht muͤſſig gehen konte/ ungeſchaͤmet auf buͤrdeten. Welches aber der unſchuldig Ver- leumbdete/ mit Gedult vertrug/ und die Rache/ in dem er mit Stahl und Gift von ſeinen Wi- der wertigen verfolget war/ Gott allein heimſtel- lete/ ſo ihn auch hernach in ſeinem hohen Alter und zwar des 63ſten ſeiner Jahre von Sorgen und Ungemach abgemattet/ ausſpannete/ nach dem er vor ſeiner letzten Todes Stunde befohlen ſeinen
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Liebe und Lebens Lauf
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Verfolgung auf dem Halß zoge. Nachdem
nun der Abt zu H. Dioniſ. die geiſtliche Jung-
frauen zu Argenteil, ich weiß nicht/ unter was
vor einen Vorwandt aus dem Kloſter drang/ und
es mit Muͤnchen beſetzte/ reimete Abelard ſein
Gottes Hauß Paraclit gedachter Nonnen ein/
allwo Heloiſſe als Aebtiſſin ein ſtrenges Leben
fuͤhrete/ und mit ihrem unbefleckten Wandel es
dahin brachte/ daß die Biſchoffe ſie vor ihre
Tochter/ die Abtiſſe ſie vor ihre Schweſter und
die weltlichen ſie vor ihre Mutter hielten. Bey
welcher Gelegenheit theils die gegen dem Abelard
uͤbelgeſinnte/ ihm/ daß er gegen gedachtem Klo-
ſter nicht gnugſam Vorſchub thete/ feindſeelig
vorruͤckten/ andere/ weil er dieſes Jungfrau Klo-
ſter nicht ſelten zu beſuchen pflegete/ ihm/ daß er
die Fleiſch-Toͤpfe Aegypten/ und wegen der in der
Natur noch ſteckendẽ Regung ſeiner alten Buhl-
ſchaft nicht muͤſſig gehen konte/ ungeſchaͤmet
auf buͤrdeten. Welches aber der unſchuldig Ver-
leumbdete/ mit Gedult vertrug/ und die Rache/
in dem er mit Stahl und Gift von ſeinen Wi-
der wertigen verfolget war/ Gott allein heimſtel-
lete/ ſo ihn auch hernach in ſeinem hohen Alter
und zwar des 63ſten ſeiner Jahre von Sorgen
und Ungemach abgemattet/ ausſpannete/ nach
dem er vor ſeiner letzten Todes Stunde befohlen
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