Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite
Poetische Grabschrifften.
I.
Adams.
AN statt der Mutterschoß war mir des Höchsten
Hand/
Das Paradis mein Hauß/ die weite Welt mein Land.
Zur Straffe weil mir diß zu enge scheinte seyn/
Schleust dieser schlechte Raum den stoltzen Cörper
ein.
II.
Lots.
Jch eilt' aus Sodoma den Flammen zu entgehen/
Und konte nicht der Brunst der Töchter wider stehen/
Wer macht den armen Lot der schweren Sünden loß/
Jch baute Sodoma auff meiner Töchter Schoß.
III.
Salomons.
Die Cedern Libanons und Ophirs Goldund Stein/
Trug König Salomon des HErren Tempel ein.
Die Brunst verändert ihm die Sinnenund Geber-
den/
Und ließ ihn selbst verkehrter Sinnen Tempel werden.
IV.
Des H. Peters.
Hier ist der Grabestein/ so diesen Stein beschlaust/
Der nicht mehr wie zuvor die Thränen von sich geust.
Doch sol der todte Stein nicht auf das neue weinen.
So jaget Weib und Haan von diesen beyden Stei-
nen.
Des
a iij
Poetiſche Grabſchrifften.
I.
Adams.
AN ſtatt der Mutterſchoß war mir des Hoͤchſten
Hand/
Das Paradis mein Hauß/ die weite Welt mein Land.
Zur Straffe weil mir diß zu enge ſcheinte ſeyn/
Schleuſt dieſer ſchlechte Raum den ſtoltzen Coͤrper
ein.
II.
Lots.
Jch eilt’ aus Sodoma den Flammen zu entgehen/
Und konte nicht der Brunſt der Toͤchter wider ſtehen/
Wer macht den armen Lot der ſchweren Suͤnden loß/
Jch baute Sodoma auff meiner Toͤchter Schoß.
III.
Salomons.
Die Cedern Libanons und Ophirs Goldund Stein/
Trug Koͤnig Salomon des HErren Tempel ein.
Die Brunſt veraͤndert ihm die Sinnenund Geber-
den/
Und ließ ihn ſelbſt verkehrter Siñen Tempel werden.
IV.
Des H. Peters.
Hier iſt der Grabeſtein/ ſo dieſen Stein beſchlauſt/
Der nicht mehr wie zuvor die Thraͤnen von ſich geuſt.
Doch ſol der todte Stein nicht auf das neue weinen.
So jaget Weib und Haan von dieſen beyden Stei-
nen.
Des
a iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0589"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Poeti&#x017F;che Grab&#x017F;chrifften.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi><lb/>
Adams.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">A</hi>N &#x017F;tatt der Mutter&#x017F;choß war mir des Ho&#x0364;ch&#x017F;ten</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Hand/</hi> </l><lb/>
            <l>Das Paradis mein Hauß/ die weite Welt mein Land.</l><lb/>
            <l>Zur Straffe weil mir diß zu enge &#x017F;cheinte &#x017F;eyn/</l><lb/>
            <l>Schleu&#x017F;t die&#x017F;er &#x017F;chlechte Raum den &#x017F;toltzen Co&#x0364;rper</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">ein.</hi> </l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">II</hi>.</hi><lb/>
Lots.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Jch eilt&#x2019; aus Sodoma den Flammen zu entgehen/</l><lb/>
            <l>Und konte nicht der Brun&#x017F;t der To&#x0364;chter wider &#x017F;tehen/</l><lb/>
            <l>Wer macht den armen Lot der &#x017F;chweren Su&#x0364;nden loß/</l><lb/>
            <l>Jch baute Sodoma auff meiner To&#x0364;chter Schoß.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">III</hi>.</hi><lb/>
Salomons.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Die Cedern Libanons und Ophirs Goldund Stein/</l><lb/>
            <l>Trug Ko&#x0364;nig Salomon des HErren Tempel ein.</l><lb/>
            <l>Die Brun&#x017F;t vera&#x0364;ndert ihm die Sinnenund Geber-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">den/</hi> </l><lb/>
            <l>Und ließ ihn &#x017F;elb&#x017F;t verkehrter Sin&#x0303;en Tempel werden.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">IV</hi>.</hi><lb/>
Des H. Peters.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Hier i&#x017F;t der Grabe&#x017F;tein/ &#x017F;o die&#x017F;en Stein be&#x017F;chlau&#x017F;t/</l><lb/>
            <l>Der nicht mehr wie zuvor die Thra&#x0364;nen von &#x017F;ich geu&#x017F;t.</l><lb/>
            <l>Doch &#x017F;ol der todte Stein nicht auf das neue weinen.</l><lb/>
            <l>So jaget Weib und Haan von die&#x017F;en beyden Stei-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">nen.</hi> </l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#b">a iij</hi> </fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Des</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0589] Poetiſche Grabſchrifften. I. Adams. AN ſtatt der Mutterſchoß war mir des Hoͤchſten Hand/ Das Paradis mein Hauß/ die weite Welt mein Land. Zur Straffe weil mir diß zu enge ſcheinte ſeyn/ Schleuſt dieſer ſchlechte Raum den ſtoltzen Coͤrper ein. II. Lots. Jch eilt’ aus Sodoma den Flammen zu entgehen/ Und konte nicht der Brunſt der Toͤchter wider ſtehen/ Wer macht den armen Lot der ſchweren Suͤnden loß/ Jch baute Sodoma auff meiner Toͤchter Schoß. III. Salomons. Die Cedern Libanons und Ophirs Goldund Stein/ Trug Koͤnig Salomon des HErren Tempel ein. Die Brunſt veraͤndert ihm die Sinnenund Geber- den/ Und ließ ihn ſelbſt verkehrter Siñen Tempel werden. IV. Des H. Peters. Hier iſt der Grabeſtein/ ſo dieſen Stein beſchlauſt/ Der nicht mehr wie zuvor die Thraͤnen von ſich geuſt. Doch ſol der todte Stein nicht auf das neue weinen. So jaget Weib und Haan von dieſen beyden Stei- nen. Des a iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/589
Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/589>, abgerufen am 24.11.2024.