Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.Fünffter Auftritt. Du must kein Weibesbild nächst zu den Göttern stellen:Dein Opffer macht aus Jhr ein Bild der schwartzen Hellen; Sie kennt sich selber nicht/ tritt alles unter sich/ Und hält auf dieser Welt nichts nichtiger als dich. Zu was dein treuer Geist sie höflich hat erkohren/ Das meint sie sicherlich/ es sey mit ihr gebohren. Was hilfft der Thränen Qval/ dein Seuftzen und dein Bitten? Nur vor Weiber und vor Kinder sind die Waffen hier gemacht; Ein Mann muß männlich seyn/ ich habe zwar gedacht/ Es wird ein Weib durch solchen Dienst bestritten/ Jtzt schau ich nun/ daß ich gesehlet; Ein Hertz aus Kieselstein Hat keine Thränen überzehlet/ Und wil durch leichte Seufzer doch nicht erweichet seyn. Es weiß die linde Hand nicht Flammen aufzujagen/ Man muß mit grösser Macht das Feuereisen schlagen. Du must nicht zu gelinde gehn/ Wilstu von der Geliebten was geniessen/ Und wolt auch AEtna selbst in deinem Hertzen stehn/ So mustu doch die Flammen wohl verschliessen/ Und mit Gelegenheit zu wagen dir erwehlen/ Was die Natur und Liebe dir befehlen. Bescheidenheit muß doch bey einer Frauen Dem Scheine nach nur eine Tugend heissen. Und wer sich hier zu sehr derselben wil befleissen/ Der wird sich mit der Zeit gewiß betrogen schauen. Es scheint zwar daß ein Weib wil Zucht und Tugend üben/ Doch wil sie solche nicht an andern Leuten lieben: Corisca soll forthin Nicht mehr Gelindigkeit an meinen Wercken spüren; Sie soll die Feindschafft sehn Hertz/ Geist und Hände führen/ Und einen Mann bestraffen ihren Sinn. Zwar hab' ich sie zweymal gefangen/ Doch hat sich solch' aus meiner Hand Stets unvermerckt gewandt. Komt Corisca noch einmal mir in dieses Garn gegangen/ So soll sie wohl so leichtlich nicht entkommen. Jtzt hab ich mir vorgenommen Jhr
Fuͤnffter Auftritt. Du muſt kein Weibesbild naͤchſt zu den Goͤttern ſtellen:Dein Opffer macht aus Jhr ein Bild der ſchwartzen Hellen; Sie kennt ſich ſelber nicht/ tritt alles unter ſich/ Und haͤlt auf dieſer Welt nichts nichtiger als dich. Zu was dein treuer Geiſt ſie hoͤflich hat erkohren/ Das meint ſie ſicherlich/ es ſey mit ihr gebohren. Was hilfft der Thraͤnen Qval/ dein Seuftzen und dein Bitten? Nur vor Weiber und vor Kinder ſind die Waffen hier gemacht; Ein Mann muß maͤnnlich ſeyn/ ich habe zwar gedacht/ Es wird ein Weib durch ſolchen Dienſt beſtritten/ Jtzt ſchau ich nun/ daß ich geſehlet; Ein Hertz aus Kieſelſtein Hat keine Thraͤnen uͤberzehlet/ Und wil durch leichte Seufzer doch nicht erweichet ſeyn. Es weiß die linde Hand nicht Flammen aufzujagen/ Man muß mit groͤſſer Macht das Feuereiſen ſchlagen. Du muſt nicht zu gelinde gehn/ Wilſtu von der Geliebten was genieſſen/ Und wolt auch Ætna ſelbſt in deinem Hertzen ſtehn/ So muſtu doch die Flammen wohl verſchlieſſen/ Und mit Gelegenheit zu wagen dir erwehlen/ Was die Natur und Liebe dir befehlen. Beſcheidenheit muß doch bey einer Frauen Dem Scheine nach nur eine Tugend heiſſen. Und wer ſich hier zu ſehr derſelben wil befleiſſen/ Der wird ſich mit der Zeit gewiß betrogen ſchauen. Es ſcheint zwar daß ein Weib wil Zucht und Tugend uͤben/ Doch wil ſie ſolche nicht an andern Leuten lieben: Coriſca ſoll forthin Nicht mehr Gelindigkeit an meinen Wercken ſpuͤren; Sie ſoll die Feindſchafft ſehn Hertz/ Geiſt und Haͤnde fuͤhren/ Und einen Mann beſtraffen ihren Sinn. Zwar hab’ ich ſie zweymal gefangen/ Doch hat ſich ſolch’ aus meiner Hand Stets unvermerckt gewandt. Komt Coriſca noch einmal mir in dieſes Garn gegangen/ So ſoll ſie wohl ſo leichtlich nicht entkommen. Jtzt hab ich mir vorgenommen Jhr
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0077" n="31"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fuͤnffter Auftritt.</hi></fw><lb/> Du muſt kein Weibesbild naͤchſt zu den Goͤttern ſtellen:<lb/> Dein Opffer macht aus Jhr ein Bild der ſchwartzen Hellen;<lb/> Sie kennt ſich ſelber nicht/ tritt alles unter ſich/<lb/> Und haͤlt auf dieſer Welt nichts nichtiger als dich.<lb/> Zu was dein treuer Geiſt ſie hoͤflich hat erkohren/<lb/> Das meint ſie ſicherlich/ es ſey mit ihr gebohren.<lb/> Was hilfft der Thraͤnen Qval/ dein Seuftzen und dein Bitten?<lb/> Nur vor Weiber und vor Kinder ſind die Waffen hier gemacht;<lb/> Ein Mann muß maͤnnlich ſeyn/ ich habe zwar gedacht/<lb/> Es wird ein Weib durch ſolchen Dienſt beſtritten/<lb/> Jtzt ſchau ich nun/ daß ich geſehlet;<lb/> Ein Hertz aus Kieſelſtein<lb/> Hat keine Thraͤnen uͤberzehlet/<lb/> Und wil durch leichte Seufzer doch nicht erweichet ſeyn.<lb/> Es weiß die linde Hand nicht Flammen aufzujagen/<lb/> Man muß mit groͤſſer Macht das Feuereiſen ſchlagen.<lb/> Du muſt nicht zu gelinde gehn/<lb/> Wilſtu von der Geliebten was genieſſen/<lb/> Und wolt auch <hi rendition="#aq">Ætna</hi> ſelbſt in deinem Hertzen ſtehn/<lb/> So muſtu doch die Flammen wohl verſchlieſſen/<lb/> Und mit Gelegenheit zu wagen dir erwehlen/<lb/> Was die Natur und Liebe dir befehlen.<lb/> Beſcheidenheit muß doch bey einer Frauen<lb/> Dem Scheine nach nur eine Tugend heiſſen.<lb/> Und wer ſich hier zu ſehr derſelben wil befleiſſen/<lb/> Der wird ſich mit der Zeit gewiß betrogen ſchauen.<lb/> Es ſcheint zwar daß ein Weib wil Zucht und Tugend uͤben/<lb/> Doch wil ſie ſolche nicht an andern Leuten lieben:<lb/><hi rendition="#aq">Coriſca</hi> ſoll forthin<lb/> Nicht mehr Gelindigkeit an meinen Wercken ſpuͤren;<lb/> Sie ſoll die Feindſchafft ſehn Hertz/ Geiſt und Haͤnde fuͤhren/<lb/> Und einen Mann beſtraffen ihren Sinn.<lb/> Zwar hab’ ich ſie zweymal gefangen/<lb/> Doch hat ſich ſolch’ aus meiner Hand<lb/> Stets unvermerckt gewandt.<lb/> Komt <hi rendition="#aq">Coriſca</hi> noch einmal mir in dieſes Garn gegangen/<lb/> So ſoll ſie wohl ſo leichtlich nicht entkommen.<lb/> Jtzt hab ich mir vorgenommen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Jhr</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [31/0077]
Fuͤnffter Auftritt.
Du muſt kein Weibesbild naͤchſt zu den Goͤttern ſtellen:
Dein Opffer macht aus Jhr ein Bild der ſchwartzen Hellen;
Sie kennt ſich ſelber nicht/ tritt alles unter ſich/
Und haͤlt auf dieſer Welt nichts nichtiger als dich.
Zu was dein treuer Geiſt ſie hoͤflich hat erkohren/
Das meint ſie ſicherlich/ es ſey mit ihr gebohren.
Was hilfft der Thraͤnen Qval/ dein Seuftzen und dein Bitten?
Nur vor Weiber und vor Kinder ſind die Waffen hier gemacht;
Ein Mann muß maͤnnlich ſeyn/ ich habe zwar gedacht/
Es wird ein Weib durch ſolchen Dienſt beſtritten/
Jtzt ſchau ich nun/ daß ich geſehlet;
Ein Hertz aus Kieſelſtein
Hat keine Thraͤnen uͤberzehlet/
Und wil durch leichte Seufzer doch nicht erweichet ſeyn.
Es weiß die linde Hand nicht Flammen aufzujagen/
Man muß mit groͤſſer Macht das Feuereiſen ſchlagen.
Du muſt nicht zu gelinde gehn/
Wilſtu von der Geliebten was genieſſen/
Und wolt auch Ætna ſelbſt in deinem Hertzen ſtehn/
So muſtu doch die Flammen wohl verſchlieſſen/
Und mit Gelegenheit zu wagen dir erwehlen/
Was die Natur und Liebe dir befehlen.
Beſcheidenheit muß doch bey einer Frauen
Dem Scheine nach nur eine Tugend heiſſen.
Und wer ſich hier zu ſehr derſelben wil befleiſſen/
Der wird ſich mit der Zeit gewiß betrogen ſchauen.
Es ſcheint zwar daß ein Weib wil Zucht und Tugend uͤben/
Doch wil ſie ſolche nicht an andern Leuten lieben:
Coriſca ſoll forthin
Nicht mehr Gelindigkeit an meinen Wercken ſpuͤren;
Sie ſoll die Feindſchafft ſehn Hertz/ Geiſt und Haͤnde fuͤhren/
Und einen Mann beſtraffen ihren Sinn.
Zwar hab’ ich ſie zweymal gefangen/
Doch hat ſich ſolch’ aus meiner Hand
Stets unvermerckt gewandt.
Komt Coriſca noch einmal mir in dieſes Garn gegangen/
So ſoll ſie wohl ſo leichtlich nicht entkommen.
Jtzt hab ich mir vorgenommen
Jhr
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |