Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.Anderer Auftritt. Silv. So soll itzt Hund und Wild in deinen Händen schweben/ Und ist nun dergestalt Jn deiner gäntzlichen Gewalt? Dor. Ja beyde haben hier itzt ihren Aufenthalt. Es scheint/ du schämst dich/ sie in derer Hand zu wissen/ Die dich/ als einen Gott/ zu ehren ist beflissen. Silv. Ach! liebe Dorinde, Gieb mir sie geschwinde. Dor. Wo bin ich endlich hingebracht? O mehr als leichter Geist! Daß mich ein Hund und Wild dir nun hat wehrt gemacht? Doch sey dir dieses auch zur Lehre heimgestellt/ Daß ohne Wiedergelt/ Du mir sie nicht aus meinen Händen reist. Silv. Gar recht/ ich wil es nicht ümsonst. Dor. Was hastu dir denn mir zu schencken fürgenommen. Silv. Zwey Aepffel geb ich dir zum Zeugnis meiner Gunst/ Die ich nechst aus der Hand der Mutter überkommen/ Sie sind als Gold. Dor. Die hab ich nicht gewolt. Jch selber könte dir dergleichen Aepffel reichen/ Die deinen von Geschmack und Schönheit nicht zu gleichen: Doch dieses alles wird von deiner Faust veracht. Silv. Beliebet dir ein Schaff/ begehrstu eine Ziege? Doch mein Vater lässet mir noch zu solchen schlechte Macht; Dor. Jch mag nicht Schaf noch Ziege haben/ Die ich mich nur an deiner Gunst vergnüge. Silv. So nimstu meine Gunst vor tausend andre Gaben? Dor. Ach zweifle nicht daran! Silv. So habe sie denn hier von meiner Hand; Doch mache/ daß ich Hund und Wild auch haben kan. Dor. Ach! wäre dir der wehrte Schatz bekand/ Den du so reichlich wilst verschencken/ Und gleichte sich das Hertze doch dem Munde. Silv. Du pflegest mir so manche Stunde Der Liebe zu gedencken/ Und ich weiß noch nicht eigen was Lieben möge seyn. Jch
Anderer Auftritt. Silv. So ſoll itzt Hund und Wild in deinen Haͤnden ſchweben/ Und iſt nun dergeſtalt Jn deiner gaͤntzlichen Gewalt? Dor. Ja beyde haben hier itzt ihren Aufenthalt. Es ſcheint/ du ſchaͤmſt dich/ ſie in derer Hand zu wiſſen/ Die dich/ als einen Gott/ zu ehren iſt befliſſen. Silv. Ach! liebe Dorinde, Gieb mir ſie geſchwinde. Dor. Wo bin ich endlich hingebracht? O mehr als leichter Geiſt! Daß mich ein Hund und Wild dir nun hat wehrt gemacht? Doch ſey dir dieſes auch zur Lehre heimgeſtellt/ Daß ohne Wiedergelt/ Du mir ſie nicht aus meinen Haͤnden reiſt. Silv. Gar recht/ ich wil es nicht uͤmſonſt. Dor. Was haſtu dir denn mir zu ſchencken fuͤrgenommen. Silv. Zwey Aepffel geb ich dir zum Zeugnis meiner Gunſt/ Die ich nechſt aus der Hand der Mutter uͤberkommen/ Sie ſind als Gold. Dor. Die hab ich nicht gewolt. Jch ſelber koͤnte dir dergleichen Aepffel reichen/ Die deinen von Geſchmack und Schoͤnheit nicht zu gleichen: Doch dieſes alles wird von deiner Fauſt veracht. Silv. Beliebet dir ein Schaff/ begehrſtu eine Ziege? Doch mein Vater laͤſſet mir noch zu ſolchen ſchlechte Macht; Dor. Jch mag nicht Schaf noch Ziege haben/ Die ich mich nur an deiner Gunſt vergnuͤge. Silv. So nimſtu meine Gunſt vor tauſend andre Gaben? Dor. Ach zweifle nicht daran! Silv. So habe ſie denn hier von meiner Hand; Doch mache/ daß ich Hund und Wild auch haben kan. Dor. Ach! waͤre dir der wehrte Schatz bekand/ Den du ſo reichlich wilſt verſchencken/ Und gleichte ſich das Hertze doch dem Munde. Silv. Du pflegeſt mir ſo manche Stunde Der Liebe zu gedencken/ Und ich weiß noch nicht eigen was Lieben moͤge ſeyn. Jch
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Anderer Auftritt.
Silv. So ſoll itzt Hund und Wild in deinen Haͤnden ſchweben/
Und iſt nun dergeſtalt
Jn deiner gaͤntzlichen Gewalt?
Dor. Ja beyde haben hier itzt ihren Aufenthalt.
Es ſcheint/ du ſchaͤmſt dich/ ſie in derer Hand zu wiſſen/
Die dich/ als einen Gott/ zu ehren iſt befliſſen.
Silv. Ach! liebe Dorinde,
Gieb mir ſie geſchwinde.
Dor. Wo bin ich endlich hingebracht?
O mehr als leichter Geiſt!
Daß mich ein Hund und Wild dir nun hat wehrt gemacht?
Doch ſey dir dieſes auch zur Lehre heimgeſtellt/
Daß ohne Wiedergelt/
Du mir ſie nicht aus meinen Haͤnden reiſt.
Silv. Gar recht/ ich wil es nicht uͤmſonſt.
Dor. Was haſtu dir denn mir zu ſchencken fuͤrgenommen.
Silv. Zwey Aepffel geb ich dir zum Zeugnis meiner Gunſt/
Die ich nechſt aus der Hand der Mutter uͤberkommen/
Sie ſind als Gold.
Dor. Die hab ich nicht gewolt.
Jch ſelber koͤnte dir dergleichen Aepffel reichen/
Die deinen von Geſchmack und Schoͤnheit nicht zu gleichen:
Doch dieſes alles wird von deiner Fauſt veracht.
Silv. Beliebet dir ein Schaff/ begehrſtu eine Ziege?
Doch mein Vater laͤſſet mir noch zu ſolchen ſchlechte Macht;
Dor. Jch mag nicht Schaf noch Ziege haben/
Die ich mich nur an deiner Gunſt vergnuͤge.
Silv. So nimſtu meine Gunſt vor tauſend andre Gaben?
Dor. Ach zweifle nicht daran!
Silv. So habe ſie denn hier von meiner Hand;
Doch mache/ daß ich Hund und Wild auch haben kan.
Dor. Ach! waͤre dir der wehrte Schatz bekand/
Den du ſo reichlich wilſt verſchencken/
Und gleichte ſich das Hertze doch dem Munde.
Silv. Du pflegeſt mir ſo manche Stunde
Der Liebe zu gedencken/
Und ich weiß noch nicht eigen was Lieben moͤge ſeyn.
Jch
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