DEr Schlaff ist gleichfam ein Interregnum zwi- schen Leben und Tod/ und wann der Schlaff viel süsser als Hönig in die Augenlieder sich setzet/ die Glieder auflöset/ und die Augen mit einem linden Band umnebelt und zubindet/ wie ihn Theocritus Eidill. 19. beschreibet/ so werden die Leibs-Kräfften wider erfri- schet/ das Hirn wird befeuchtet mit frischen Geistern/ Magen/ Hertz/ Leber/ und alle Glieder verrichten ihre Functionen und Amts-Gebühr/ Somnus, teste Oriba- sio lib. 6. c. 6. per halitum digerit, quae in ventre sunt, minuit, ut per partes infernas exeant, praeparat, languorem dissolvit, gravitatem dispensat, resoluta corrigit, robur naturae atque animo adjungit, sudores cohibet, & corpus nostrum in convenienti temperiei symmetria, bonaque valetudine perpetuo conservat, Jn dem Schlaff hat man weder Forcht noch Hoffnung; der Schlaff ist eine Hülle/ der alle menschliche Gedan- cken zudeckt/ eine Speise/ die den Hunger/ ein Tranck das den Durst stillet/ ein Feuer/ das die Kälte erwärmet/ und eine Kälte/ die das Feuer mässiget. C'est une mon- noye generale, avec laquelle l' on achette toutes cho- ses, c'est une Balance & un Poids, qui rend egaux le Berger & le Roy, l' ignorant & le Scavant, wie der Frantzos redet.
Et mors & somnus miseros felicibus aequat.
Was gutes aber der Schlaff auch je verschafft/ muß er doch seine gewisse Maß und Ziel haben/ die soll ein ge- sunder Mensch nicht leichtlich überschreiten/ sonder- lich wird der Mittags-Schlaff von den vornehmsten Medicis verbotten; weil ohne diß die Zeit des menschli- chen Lebens sehr kurtz ist/ soll der Schlaff nicht wie ein ungerechter Mautner oder Zollner seyn/ der mehr als das dritte Theil davon abzwacke. Der Mittags-Schlaff verursacht allerley Fieber/ Haupt-Schmertzen/ Flüsse/ Unlust zum Essen/ und Trägheit des gantzen Leibes/ ver- derbet das Geblüte/ entfärbet das Gesichte/ bringt die Melancholie/ verwirret die Concoction, und zerrüttet die Lebens-Geister. Doch welche alt sind/ und es im lang- wührigen Gebrauch haben/ denen wird die Gewonheit gleichsam (wie vorgesagt ist) zu einer Natur. Sie sollen aber 1. nicht gleich aufs Essen/ 2. mit etwas er- hobenem Haupt/ lieber sitzend oder anlehnend als ligend/ 3. nicht zu lang/ 4. nicht zu gähe und ohne Tumult er- wachen. Die Nacht aber ist die bequemste/ und/ wegen ihrer Finsternuß/ von Natur darzu bestimmte Zeit; dar- durch sich die von dem Tages-Liecht abgematteten und geblendeten Augen wieder erfrischen/ ihre Radios Visivos recolligiren und stärcken; doch soll man den Nacht- Schlaff nicht gleich auf das Abendmahl anfangen/ son- dern wenigst ein paar Stunde warten/ damit sich die Speise vorher wol setze/ weil sie also leichter; hingegen wann sie noch oben schwimmet/ desto weniger verdauet/ [Spaltenumbruch]
und das Haupt mit desto mehr Exhalationen angedün- stet wird. Hoch oder nieder schlaffen läst sich hier nicht vorschreiben/ weil hierinnen ein jeder seiner Gewonheit nachlebet; das beste aber ist/ das Haupt sey etwas we- nigs höher als der Leib/ damit die Speise/ die am un- tersten Theil am besten verkocht/ nicht wieder zu dem Orificio stomachi sich herauf begebe/ so leicht geschehen kan/ wann der Kopff niederer ligt als der Leib. Die Füsse sollen nicht mit Strümpffen oder andern verdeckt seyn/ weil viel vornehme Medici darfür halten/ das Ge- sicht werde davon geschwächt/ die Gedächtnis verletzt/ und der gantze Leib von äusserlicher Hitz/ propter va- porum reflexum erfüllet. Auf der rechten Seiten soll man den ersten Schlaf thun/ weil das Unreine leichter aus dem Magen in die Därmer per Pelorum gesencket wird; gegen dem Tag aber/ mag man sich auf die lincke Seite umkehren/ damit die Leber auf dem Magen zu lie- gen komme/ und also/ durch ihre Wärme/ die Conco- ction befördere. Vorwärts liegen/ soll den Augen schädlich/ zur Kochung aber deß blöden Magens verhülf- lich seyn. Auf dem Rucken/ ist noch schädlicher/ davon schweres Geblüt/ Incubus, der Schlag/ die Frayß und andere Kranckheiten entspringen. Galenus will/ der Schlaff soll nicht weniger als 7. Stunden/ und nicht mehr als 8. oder aufs höchste 9. Stunden lang seyn/ nachdem man viel oder wenig gessen hat. Wann man in kalten Kammern liegt/ muß man das Haupt wol verwahren/ beyleib aber kein Glut hineinbringen lassen/ man kan sonst das Leben darüber einbüssen. Das Bett wärmen/ kan Krätzen und Beissen der Haut verursachen/ sonder- lich wann es mit einer stinckenden Glut geschiehet; das Haupt soll nicht bloß/ auch nicht gar zu warm verbunden seyn. Nacht-Liechter brennen/ machet ein blödes Gesicht vor der Zeit/ weil die Finsternis die Augen/ so von den Tages-Liecht/ Schauen und Lesen schwach worden/ wie- der stärcket; hingegen/ wann die Finsterniß von dem Nacht-Liecht erkläret wird/ auch die radii visivi disper- girt und verderbet werden. Sonst weiß niemand recht/ wie ein nützliches Ding der Schlaf sey/ als die jenigen/ die dessen beraubt seynd; wie er aber/ wann er zu wenig oder zuviel ist/ zu curiren/ kan man im dritten Buch unter den Artzneyen finden. Sonst aber sind viel Dinge/ die den Schlaff befördern und gleichsam einwiegen/ als mittel- mässiges Wähen der Wind/ von ferne rauschende Was- ser oder gehende Mühlen/ Singen der Vögel/ ein lieb- liche stille Music/ und sonsten nicht allzustarcke Wasser- Fälle/ als bey den Röhr-Bronnen; denn dergleichen Dinge ziehen die hin und wider vagirende Spiritus zu einer Intention, und diese kan desto leichter durch die aufwallende Dünste eingeschläffert und eingeschlummert werden.
Cap.
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
Cap. LXXII. Vom Schlaff.
[Spaltenumbruch]
DEr Schlaff iſt gleichfam ein Interregnum zwi- ſchen Leben und Tod/ und wann der Schlaff viel ſuͤſſer als Hoͤnig in die Augenlieder ſich ſetzet/ die Glieder aufloͤſet/ und die Augen mit einem linden Band umnebelt und zubindet/ wie ihn Theocritus Eidill. 19. beſchreibet/ ſo werden die Leibs-Kraͤfften wider erfri- ſchet/ das Hirn wird befeuchtet mit friſchen Geiſtern/ Magen/ Hertz/ Leber/ und alle Glieder verrichten ihre Functionen und Amts-Gebuͤhr/ Somnus, teſte Oriba- ſio lib. 6. c. 6. per halitum digerit, quæ in ventre ſunt, minuit, ut per partes infernas exeant, præparat, languorem diſſolvit, gravitatem diſpenſat, reſoluta corrigit, robur naturæ atquè animo adjungit, ſudores cohibet, & corpus noſtrum in convenienti temperiei ſymmetriâ, bonaquè valetudine perpetuò conſervat, Jn dem Schlaff hat man weder Forcht noch Hoffnung; der Schlaff iſt eine Huͤlle/ der alle menſchliche Gedan- cken zudeckt/ eine Speiſe/ die den Hunger/ ein Tranck das den Durſt ſtillet/ ein Feuer/ das die Kaͤlte erwaͤrmet/ und eine Kaͤlte/ die das Feuer maͤſſiget. C’eſt une mon- noye generale, avec laquelle l’ on achette toutes cho- ſes, c’eſt une Balance & un Poids, qui rend égaux le Berger & le Roy, l’ ignorant & le Sçavant, wie der Frantzos redet.
Et mors & ſomnus miſeros felicibus æquat.
Was gutes aber der Schlaff auch je verſchafft/ muß er doch ſeine gewiſſe Maß und Ziel haben/ die ſoll ein ge- ſunder Menſch nicht leichtlich uͤberſchreiten/ ſonder- lich wird der Mittags-Schlaff von den vornehmſten Medicis verbotten; weil ohne diß die Zeit des menſchli- chen Lebens ſehr kurtz iſt/ ſoll der Schlaff nicht wie ein ungerechter Mautner oder Zollner ſeyn/ der mehr als das dritte Theil davon abzwacke. Der Mittags-Schlaff verurſacht allerley Fieber/ Haupt-Schmertzen/ Fluͤſſe/ Unluſt zum Eſſen/ und Traͤgheit des gantzen Leibes/ ver- derbet das Gebluͤte/ entfaͤrbet das Geſichte/ bringt die Melancholie/ verwirret die Concoction, und zerruͤttet die Lebens-Geiſter. Doch welche alt ſind/ und es im lang- wuͤhrigen Gebrauch haben/ denen wird die Gewonheit gleichſam (wie vorgeſagt iſt) zu einer Natur. Sie ſollen aber 1. nicht gleich aufs Eſſen/ 2. mit etwas er- hobenem Haupt/ lieber ſitzend oder anlehnend als ligend/ 3. nicht zu lang/ 4. nicht zu gaͤhe und ohne Tumult er- wachen. Die Nacht aber iſt die bequemſte/ und/ wegen ihrer Finſternuß/ von Natur darzu beſtimmte Zeit; dar- durch ſich die von dem Tages-Liecht abgematteten und geblendeten Augen wieder erfriſchen/ ihre Radios Viſivos recolligiren und ſtaͤrcken; doch ſoll man den Nacht- Schlaff nicht gleich auf das Abendmahl anfangen/ ſon- dern wenigſt ein paar Stunde warten/ damit ſich die Speiſe vorher wol ſetze/ weil ſie alſo leichter; hingegen wann ſie noch oben ſchwimmet/ deſto weniger verdauet/ [Spaltenumbruch]
und das Haupt mit deſto mehr Exhalationen angeduͤn- ſtet wird. Hoch oder nieder ſchlaffen laͤſt ſich hier nicht vorſchreiben/ weil hierinnen ein jeder ſeiner Gewonheit nachlebet; das beſte aber iſt/ das Haupt ſey etwas we- nigs hoͤher als der Leib/ damit die Speiſe/ die am un- terſten Theil am beſten verkocht/ nicht wieder zu dem Orificio ſtomachi ſich herauf begebe/ ſo leicht geſchehen kan/ wann der Kopff niederer ligt als der Leib. Die Fuͤſſe ſollen nicht mit Struͤmpffen oder andern verdeckt ſeyn/ weil viel vornehme Medici darfuͤr halten/ das Ge- ſicht werde davon geſchwaͤcht/ die Gedaͤchtnis verletzt/ und der gantze Leib von aͤuſſerlicher Hitz/ propter va- porum reflexum erfuͤllet. Auf der rechten Seiten ſoll man den erſten Schlaf thun/ weil das Unreine leichter aus dem Magen in die Daͤrmer per Pelorum geſencket wird; gegen dem Tag aber/ mag man ſich auf die lincke Seite umkehren/ damit die Leber auf dem Magen zu lie- gen komme/ und alſo/ durch ihre Waͤrme/ die Conco- ction befoͤrdere. Vorwaͤrts liegen/ ſoll den Augen ſchaͤdlich/ zur Kochung aber deß bloͤden Magens verhuͤlf- lich ſeyn. Auf dem Rucken/ iſt noch ſchaͤdlicher/ davon ſchweres Gebluͤt/ Incubus, der Schlag/ die Frayß und andere Kranckheiten entſpringen. Galenus will/ der Schlaff ſoll nicht weniger als 7. Stunden/ uñ nicht mehr als 8. oder aufs hoͤchſte 9. Stunden lang ſeyn/ nachdem man viel oder wenig geſſen hat. Wann man in kalten Kammern liegt/ muß man das Haupt wol verwahren/ beyleib aber kein Glut hineinbringen laſſen/ man kan ſonſt das Leben daruͤber einbuͤſſen. Das Bett waͤrmen/ kan Kraͤtzen und Beiſſen der Haut verurſachen/ ſonder- lich wann es mit einer ſtinckenden Glut geſchiehet; das Haupt ſoll nicht bloß/ auch nicht gar zu warm verbunden ſeyn. Nacht-Liechter brennen/ machet ein bloͤdes Geſicht vor der Zeit/ weil die Finſternis die Augen/ ſo von den Tages-Liecht/ Schauen und Leſen ſchwach worden/ wie- der ſtaͤrcket; hingegen/ wann die Finſterniß von dem Nacht-Liecht erklaͤret wird/ auch die radii viſivi diſper- girt uñ verderbet werden. Sonſt weiß niemand recht/ wie ein nuͤtzliches Ding der Schlaf ſey/ als die jenigen/ die deſſen beraubt ſeynd; wie er aber/ wann er zu wenig oder zuviel iſt/ zu curiren/ kan man im dritten Buch unter den Artzneyen finden. Sonſt aber ſind viel Dinge/ die den Schlaff befoͤrdern und gleichſam einwiegen/ als mittel- maͤſſiges Waͤhen der Wind/ von ferne rauſchende Waſ- ſer oder gehende Muͤhlen/ Singen der Voͤgel/ ein lieb- liche ſtille Muſic/ und ſonſten nicht allzuſtarcke Waſſer- Faͤlle/ als bey den Roͤhr-Bronnen; denn dergleichen Dinge ziehen die hin und wider vagirende Spiritus zu einer Intention, und dieſe kan deſto leichter durch die aufwallende Duͤnſte eingeſchlaͤffert und eingeſchlummert werden.
Cap.
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[166/0184]
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
Cap. LXXII.
Vom Schlaff.
DEr Schlaff iſt gleichfam ein Interregnum zwi-
ſchen Leben und Tod/ und wann der Schlaff viel
ſuͤſſer als Hoͤnig in die Augenlieder ſich ſetzet/ die
Glieder aufloͤſet/ und die Augen mit einem linden Band
umnebelt und zubindet/ wie ihn Theocritus Eidill. 19.
beſchreibet/ ſo werden die Leibs-Kraͤfften wider erfri-
ſchet/ das Hirn wird befeuchtet mit friſchen Geiſtern/
Magen/ Hertz/ Leber/ und alle Glieder verrichten ihre
Functionen und Amts-Gebuͤhr/ Somnus, teſte Oriba-
ſio lib. 6. c. 6. per halitum digerit, quæ in ventre
ſunt, minuit, ut per partes infernas exeant, præparat,
languorem diſſolvit, gravitatem diſpenſat, reſoluta
corrigit, robur naturæ atquè animo adjungit, ſudores
cohibet, & corpus noſtrum in convenienti temperiei
ſymmetriâ, bonaquè valetudine perpetuò conſervat,
Jn dem Schlaff hat man weder Forcht noch Hoffnung;
der Schlaff iſt eine Huͤlle/ der alle menſchliche Gedan-
cken zudeckt/ eine Speiſe/ die den Hunger/ ein Tranck
das den Durſt ſtillet/ ein Feuer/ das die Kaͤlte erwaͤrmet/
und eine Kaͤlte/ die das Feuer maͤſſiget. C’eſt une mon-
noye generale, avec laquelle l’ on achette toutes cho-
ſes, c’eſt une Balance & un Poids, qui rend égaux le
Berger & le Roy, l’ ignorant & le Sçavant, wie der
Frantzos redet.
Et mors & ſomnus miſeros felicibus æquat.
Was gutes aber der Schlaff auch je verſchafft/ muß er
doch ſeine gewiſſe Maß und Ziel haben/ die ſoll ein ge-
ſunder Menſch nicht leichtlich uͤberſchreiten/ ſonder-
lich wird der Mittags-Schlaff von den vornehmſten
Medicis verbotten; weil ohne diß die Zeit des menſchli-
chen Lebens ſehr kurtz iſt/ ſoll der Schlaff nicht wie ein
ungerechter Mautner oder Zollner ſeyn/ der mehr als das
dritte Theil davon abzwacke. Der Mittags-Schlaff
verurſacht allerley Fieber/ Haupt-Schmertzen/ Fluͤſſe/
Unluſt zum Eſſen/ und Traͤgheit des gantzen Leibes/ ver-
derbet das Gebluͤte/ entfaͤrbet das Geſichte/ bringt die
Melancholie/ verwirret die Concoction, und zerruͤttet die
Lebens-Geiſter. Doch welche alt ſind/ und es im lang-
wuͤhrigen Gebrauch haben/ denen wird die Gewonheit
gleichſam (wie vorgeſagt iſt) zu einer Natur. Sie
ſollen aber 1. nicht gleich aufs Eſſen/ 2. mit etwas er-
hobenem Haupt/ lieber ſitzend oder anlehnend als ligend/
3. nicht zu lang/ 4. nicht zu gaͤhe und ohne Tumult er-
wachen. Die Nacht aber iſt die bequemſte/ und/ wegen
ihrer Finſternuß/ von Natur darzu beſtimmte Zeit; dar-
durch ſich die von dem Tages-Liecht abgematteten und
geblendeten Augen wieder erfriſchen/ ihre Radios Viſivos
recolligiren und ſtaͤrcken; doch ſoll man den Nacht-
Schlaff nicht gleich auf das Abendmahl anfangen/ ſon-
dern wenigſt ein paar Stunde warten/ damit ſich die
Speiſe vorher wol ſetze/ weil ſie alſo leichter; hingegen
wann ſie noch oben ſchwimmet/ deſto weniger verdauet/
und das Haupt mit deſto mehr Exhalationen angeduͤn-
ſtet wird. Hoch oder nieder ſchlaffen laͤſt ſich hier nicht
vorſchreiben/ weil hierinnen ein jeder ſeiner Gewonheit
nachlebet; das beſte aber iſt/ das Haupt ſey etwas we-
nigs hoͤher als der Leib/ damit die Speiſe/ die am un-
terſten Theil am beſten verkocht/ nicht wieder zu dem
Orificio ſtomachi ſich herauf begebe/ ſo leicht geſchehen
kan/ wann der Kopff niederer ligt als der Leib. Die
Fuͤſſe ſollen nicht mit Struͤmpffen oder andern verdeckt
ſeyn/ weil viel vornehme Medici darfuͤr halten/ das Ge-
ſicht werde davon geſchwaͤcht/ die Gedaͤchtnis verletzt/
und der gantze Leib von aͤuſſerlicher Hitz/ propter va-
porum reflexum erfuͤllet. Auf der rechten Seiten ſoll
man den erſten Schlaf thun/ weil das Unreine leichter
aus dem Magen in die Daͤrmer per Pelorum geſencket
wird; gegen dem Tag aber/ mag man ſich auf die lincke
Seite umkehren/ damit die Leber auf dem Magen zu lie-
gen komme/ und alſo/ durch ihre Waͤrme/ die Conco-
ction befoͤrdere. Vorwaͤrts liegen/ ſoll den Augen
ſchaͤdlich/ zur Kochung aber deß bloͤden Magens verhuͤlf-
lich ſeyn. Auf dem Rucken/ iſt noch ſchaͤdlicher/ davon
ſchweres Gebluͤt/ Incubus, der Schlag/ die Frayß und
andere Kranckheiten entſpringen. Galenus will/ der
Schlaff ſoll nicht weniger als 7. Stunden/ uñ nicht mehr
als 8. oder aufs hoͤchſte 9. Stunden lang ſeyn/ nachdem
man viel oder wenig geſſen hat. Wann man in kalten
Kammern liegt/ muß man das Haupt wol verwahren/
beyleib aber kein Glut hineinbringen laſſen/ man kan
ſonſt das Leben daruͤber einbuͤſſen. Das Bett waͤrmen/
kan Kraͤtzen und Beiſſen der Haut verurſachen/ ſonder-
lich wann es mit einer ſtinckenden Glut geſchiehet; das
Haupt ſoll nicht bloß/ auch nicht gar zu warm verbunden
ſeyn. Nacht-Liechter brennen/ machet ein bloͤdes Geſicht
vor der Zeit/ weil die Finſternis die Augen/ ſo von den
Tages-Liecht/ Schauen und Leſen ſchwach worden/ wie-
der ſtaͤrcket; hingegen/ wann die Finſterniß von dem
Nacht-Liecht erklaͤret wird/ auch die radii viſivi diſper-
girt uñ verderbet werden. Sonſt weiß niemand recht/ wie
ein nuͤtzliches Ding der Schlaf ſey/ als die jenigen/ die
deſſen beraubt ſeynd; wie er aber/ wann er zu wenig oder
zuviel iſt/ zu curiren/ kan man im dritten Buch unter den
Artzneyen finden. Sonſt aber ſind viel Dinge/ die den
Schlaff befoͤrdern und gleichſam einwiegen/ als mittel-
maͤſſiges Waͤhen der Wind/ von ferne rauſchende Waſ-
ſer oder gehende Muͤhlen/ Singen der Voͤgel/ ein lieb-
liche ſtille Muſic/ und ſonſten nicht allzuſtarcke Waſſer-
Faͤlle/ als bey den Roͤhr-Bronnen; denn dergleichen
Dinge ziehen die hin und wider vagirende Spiritus zu
einer Intention, und dieſe kan deſto leichter durch die
aufwallende Duͤnſte eingeſchlaͤffert und eingeſchlummert
werden.
Cap.
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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/184>, abgerufen am 21.11.2024.
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