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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Vierdten Buchs Anderer Theil/ Obst-Garten.
[Spaltenumbruch] rundlecht/ etwas mehr als doppelt so groß als die Schle-
hen/ aber sie haben einen subtilen langlechten Kern/ und
sind vornehmlich gedörrt für Gesunde und Krancke sehr
gerühmt. Die nächsten daran/ sind die gemeinen Da-
mascener Zwesken/ die gerne vom Kern gehen/ und zum
dörren im Back-Ofen die bequemlichsten sind. Die-
ser Baum liebt mehr einen leichten und feuchten/ als
harten und dürren Grund/ wiewol er überall wol fort-
kommt; man peltzt ihn auf seinen eignen Stammen/
kan von dem Kern und der Brut auferzogen werden;
das Peltzen geschiehet meistes in den Kern/ und dardurch
wird die Frucht lieblicher.

Herr Rhagorius vermeldet/ daß er auf einen Pflau-
menbaum sechserley andere Gattungen gepfropffet/ von
welchem da er zwiejährig worden/ er einen guten Korb voll
Früchte bekommen.

Die Brut an der Wurtzen muß man abnehmen/ es
hindert am tragen. Das gewöhnlich daran wachsende
Gummi muß man fleissig wegputzen/ so wächst der
Baum desto besser; durch das Schrepffen (welches er
sehr gerne annimmt) wird ihm auch geholffen; er be-
gehret zwar keinen Mist/ aber doch öffters umhauen/
und Erneurung mit guter Erden/ so wachsen sie bälder
auf und tragen eher. Dieser Baum machet viel Aeste
und keimet dick auf/ drum muß man ihn beschneiden/
und die innwendigen kleinen Zweige abnehmen/ damit
die Sonne durchscheinen und ihn desto fruchtbarer ma-
chen kan.

[Spaltenumbruch]

Will man sie versetzen/ so muß man/ je grösser sie
sind/ je mehr sie stümmlen. Vom Dungen soll die Frucht
wurmicht werden und gern abfallen; man kan auch die
Kern von den gepeltzten im Herbst oder Früling stecken;
sie sind nicht so dauerhafft/ als die Aepfel- und Birn-
bäum/ man mag sie zwar wol enger als andere Bäume
zusammen setzen/ und gibt ihnen diß am Wachsen keine
Verhindernng/ allein die Frucht wird röther und säurer/
hingegen aber an der Sonnen grösser/ süsser/ schwartz-
blaulechter/ besser und gesünder. Wann sie schadhafft
werden/ soll man Weinreben-Aschen um die Stämme
streuen/ oder die schadhaffte Rinden ausschneiden/ sal-
ben und verbinden. Er will etwas wärmere Lufft als
der gemeine Kerschbaum haben/ und wird in kalten Orten
gern miesicht. Nimmt man ihm die überflüssigen Zweige/
so trägt er desto lieber.

Der Author des verteutschten Baurenhofs Libalti
setzt/ wann man sie an ein Oertlein des Gartens setzet/ so
sollen sie also zunehmen/ daß sie sich in kurtzer Zeit in dem
gantzen Garten ausbreiten. Ja wann man sie auf einer
Seiten an der Mauer pflantzet/ so werden sie an der an-
dern Seiten der Mauren auch aufschiessen/ damit er ih-
re sonderliche Fruchtbarkeit andeuten wollen.

Jhr Frucht dienet in der Artzney zu vielen Sachen/
lindert die Hitze/ reiniget die Gall/ erkühlet und be-
feuchtet den Leib/ ist den Gallsüchtigen und Blutrei-
chen bequem/ den Alten und Kalten ungesund/ wie auch
denen/ so zur Colica geneigt sind; soll vor der Speise
genommen werden.

Cap. XLVIII.
Von Mirobalanen/ Kriechen und andern dergleichen Hattungen.
[Spaltenumbruch]

NJrobalanen sind eine zierliche schöne Frucht/
die dem Garten eine sonderbare Zierlichkeit ver-
ursachen/ wann sie mit ihrer röslichten unter-
schiedlichen Farbe/ an langen subtilen Stielen/ an dem
Baume hauffenweise hernnter hangen/ haben die Grösse
wie die mittern Marillen/ und tragen überaus gern;
sind nicht so gar längst in Teutschland/ und erstlich nur
in grosser Herren Gärten/ hernach aber wegen seines
leichten Auf bringens ins gemein bekannt worden; sind
von vielfältigen Farben/ rohtgrüne/ gelblich/ blaulicht/
Purpurroht und gescheckicht. Herr Dümler setzt/ daß
theils keine Kern haben/ Jtem theils seyen glatt/ theils
runtzlecht; kommen zwar wol vom Kern/ thun aber am
besten gut/ wann sie auch auf Zwesken-wildlinge ge-
pfropfft werden; sie tragen offt das erste/ gewöhnlich
aber das andere Jahr/ und nehmen mehr zu/ als kein
Zwesken-Geschlecht. Daß aber dieses die Miroba-
lanen seyn sollen/ deren vier- oder fünfferley Art in den
Apotheken zu bekommen sind/ wie Herr Rhagorius mei-
net/ kommet weder an der Figur/ noch in der Wirckung
überein; dieses ist eine andere Art der Pflaumen/ so erstlich
am Kayserlichen Hof/ zweifelsohne aus Spannien/
kommen/ und zu Herrn Camerarii Zeiten/ wie er in
Matthioli vermehrtem Kräuter-Buch bekennet/ noch
[Spaltenumbruch] nicht bekannt oder gemein gewesen. Sie müssen/ weil
sie sehr dick antreiben/ gleichwol geschnitten seyn/ sonst
tragen sie nicht gern.

Sonst gibt es noch andere unterschiedene Sorten
von den Pflaumen/ deren theils gantz grün/ und die wer-
den hoch gehalten/ theils roth und ziemlich groß zu finden
sind/ die peltzt man. Die geelen nennt man Spenling
oder Spilling/ werden zwar für ungesund und fieber-
hafftig geschätzet/ ihre Kern aber werden in der Artzney
für die Ruhr und andere Sachen gebraucht. Diese
werden nicht gepeltzt/ kommen vom Kern/ wie auch alle
die andern Kriechen-Geschlecht/ welche hin und wieder
von sich selbst wachsen/ sind meistentheils rund/ grösser
und kleiner; theils sind so groß als schier eine mittere
Faust/ sind aber wässericht und ungesund/ doch löschen
sie den Durst/ sie sind grün/ geel/ roth/ schwartz/ und
blau; theils lassen sich/ wann man anfangs ein gelin-
de Wärme gibt/ wol aufdörren/ und brauchens die ar-
men Leute im Winter zur Speise. Sie sind meistens
von einer fruchtbaren Art/ und tragen gerne/ bedörffen
auch keiner sonderlichen Wartung/ die man ihnen dar-
um nicht anthut/ weil man sie nicht groß achtet/ ist aber
wol gläublich/ wann sie solches hätten/ würden sie sich
auch mit ihrer Tracht reichlicher einstellen.

Cap.

Vierdten Buchs Anderer Theil/ Obſt-Garten.
[Spaltenumbruch] rundlecht/ etwas mehr als doppelt ſo groß als die Schle-
hen/ aber ſie haben einen ſubtilen langlechten Kern/ und
ſind vornehmlich gedoͤrrt fuͤr Geſunde und Krancke ſehr
geruͤhmt. Die naͤchſten daran/ ſind die gemeinen Da-
maſcener Zweſken/ die gerne vom Kern gehen/ und zum
doͤrren im Back-Ofen die bequemlichſten ſind. Die-
ſer Baum liebt mehr einen leichten und feuchten/ als
harten und duͤrren Grund/ wiewol er uͤberall wol fort-
kommt; man peltzt ihn auf ſeinen eignen Stammen/
kan von dem Kern und der Brut auferzogen werden;
das Peltzen geſchiehet meiſtes in den Kern/ und dardurch
wird die Frucht lieblicher.

Herr Rhagorius vermeldet/ daß er auf einen Pflau-
menbaum ſechſerley andere Gattungen gepfropffet/ von
welchem da er zwiejaͤhrig worden/ er einen guten Korb voll
Fruͤchte bekommen.

Die Brut an der Wurtzen muß man abnehmen/ es
hindert am tragen. Das gewoͤhnlich daran wachſende
Gummi muß man fleiſſig wegputzen/ ſo waͤchſt der
Baum deſto beſſer; durch das Schrepffen (welches er
ſehr gerne annimmt) wird ihm auch geholffen; er be-
gehret zwar keinen Miſt/ aber doch oͤffters umhauen/
und Erneurung mit guter Erden/ ſo wachſen ſie baͤlder
auf und tragen eher. Dieſer Baum machet viel Aeſte
und keimet dick auf/ drum muß man ihn beſchneiden/
und die innwendigen kleinen Zweige abnehmen/ damit
die Sonne durchſcheinen und ihn deſto fruchtbarer ma-
chen kan.

[Spaltenumbruch]

Will man ſie verſetzen/ ſo muß man/ je groͤſſer ſie
ſind/ je mehr ſie ſtuͤmmlen. Vom Dungen ſoll die Frucht
wurmicht werden und gern abfallen; man kan auch die
Kern von den gepeltzten im Herbſt oder Fruͤling ſtecken;
ſie ſind nicht ſo dauerhafft/ als die Aepfel- und Birn-
baͤum/ man mag ſie zwar wol enger als andere Baͤume
zuſammen ſetzen/ und gibt ihnen diß am Wachſen keine
Verhindernng/ allein die Frucht wird roͤther und ſaͤurer/
hingegen aber an der Sonnen groͤſſer/ ſuͤſſer/ ſchwartz-
blaulechter/ beſſer und geſuͤnder. Wann ſie ſchadhafft
werden/ ſoll man Weinreben-Aſchen um die Staͤmme
ſtreuen/ oder die ſchadhaffte Rinden ausſchneiden/ ſal-
ben und verbinden. Er will etwas waͤrmere Lufft als
der gemeine Kerſchbaum haben/ und wird in kalten Orten
gern mieſicht. Nimmt man ihm die uͤberfluͤſſigen Zweige/
ſo traͤgt er deſto lieber.

Der Author des verteutſchten Baurenhofs Libalti
ſetzt/ wann man ſie an ein Oertlein des Gartens ſetzet/ ſo
ſollen ſie alſo zunehmen/ daß ſie ſich in kurtzer Zeit in dem
gantzen Garten ausbreiten. Ja wann man ſie auf einer
Seiten an der Mauer pflantzet/ ſo werden ſie an der an-
dern Seiten der Mauren auch aufſchieſſen/ damit er ih-
re ſonderliche Fruchtbarkeit andeuten wollen.

Jhr Frucht dienet in der Artzney zu vielen Sachen/
lindert die Hitze/ reiniget die Gall/ erkuͤhlet und be-
feuchtet den Leib/ iſt den Gallſuͤchtigen und Blutrei-
chen bequem/ den Alten und Kalten ungeſund/ wie auch
denen/ ſo zur Colica geneigt ſind; ſoll vor der Speiſe
genommen werden.

Cap. XLVIII.
Von Mirobalanen/ Kriechen und andern dergleichen Hattungen.
[Spaltenumbruch]

NJrobalanen ſind eine zierliche ſchoͤne Frucht/
die dem Garten eine ſonderbare Zierlichkeit ver-
urſachen/ wann ſie mit ihrer roͤslichten unter-
ſchiedlichen Farbe/ an langen ſubtilen Stielen/ an dem
Baume hauffenweiſe hernnter hangen/ haben die Groͤſſe
wie die mittern Marillen/ und tragen uͤberaus gern;
ſind nicht ſo gar laͤngſt in Teutſchland/ und erſtlich nur
in groſſer Herren Gaͤrten/ hernach aber wegen ſeines
leichten Auf bringens ins gemein bekannt worden; ſind
von vielfaͤltigen Farben/ rohtgruͤne/ gelblich/ blaulicht/
Purpurroht und geſcheckicht. Herr Duͤmler ſetzt/ daß
theils keine Kern haben/ Jtem theils ſeyen glatt/ theils
runtzlecht; kommen zwar wol vom Kern/ thun aber am
beſten gut/ wann ſie auch auf Zweſken-wildlinge ge-
pfropfft werden; ſie tragen offt das erſte/ gewoͤhnlich
aber das andere Jahr/ und nehmen mehr zu/ als kein
Zweſken-Geſchlecht. Daß aber dieſes die Miroba-
lanen ſeyn ſollen/ deren vier- oder fuͤnfferley Art in den
Apotheken zu bekommen ſind/ wie Herr Rhagorius mei-
net/ kommet weder an der Figur/ noch in der Wirckung
uͤberein; dieſes iſt eine andere Art der Pflaumen/ ſo erſtlich
am Kayſerlichen Hof/ zweifelsohne aus Spannien/
kommen/ und zu Herrn Camerarii Zeiten/ wie er in
Matthioli vermehrtem Kraͤuter-Buch bekennet/ noch
[Spaltenumbruch] nicht bekannt oder gemein geweſen. Sie muͤſſen/ weil
ſie ſehr dick antreiben/ gleichwol geſchnitten ſeyn/ ſonſt
tragen ſie nicht gern.

Sonſt gibt es noch andere unterſchiedene Sorten
von den Pflaumen/ deren theils gantz gruͤn/ und die wer-
den hoch gehalten/ theils roth und ziemlich groß zu finden
ſind/ die peltzt man. Die geelen nennt man Spenling
oder Spilling/ werden zwar fuͤr ungeſund und fieber-
hafftig geſchaͤtzet/ ihre Kern aber werden in der Artzney
fuͤr die Ruhr und andere Sachen gebraucht. Dieſe
werden nicht gepeltzt/ kommen vom Kern/ wie auch alle
die andern Kriechen-Geſchlecht/ welche hin und wieder
von ſich ſelbſt wachſen/ ſind meiſtentheils rund/ groͤſſer
und kleiner; theils ſind ſo groß als ſchier eine mittere
Fauſt/ ſind aber waͤſſericht und ungeſund/ doch loͤſchen
ſie den Durſt/ ſie ſind gruͤn/ geel/ roth/ ſchwartz/ und
blau; theils laſſen ſich/ wann man anfangs ein gelin-
de Waͤrme gibt/ wol aufdoͤrren/ und brauchens die ar-
men Leute im Winter zur Speiſe. Sie ſind meiſtens
von einer fruchtbaren Art/ und tragen gerne/ bedoͤrffen
auch keiner ſonderlichen Wartung/ die man ihnen dar-
um nicht anthut/ weil man ſie nicht groß achtet/ iſt aber
wol glaͤublich/ wann ſie ſolches haͤtten/ wuͤrden ſie ſich
auch mit ihrer Tracht reichlicher einſtellen.

Cap.
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[439/0457] Vierdten Buchs Anderer Theil/ Obſt-Garten. rundlecht/ etwas mehr als doppelt ſo groß als die Schle- hen/ aber ſie haben einen ſubtilen langlechten Kern/ und ſind vornehmlich gedoͤrrt fuͤr Geſunde und Krancke ſehr geruͤhmt. Die naͤchſten daran/ ſind die gemeinen Da- maſcener Zweſken/ die gerne vom Kern gehen/ und zum doͤrren im Back-Ofen die bequemlichſten ſind. Die- ſer Baum liebt mehr einen leichten und feuchten/ als harten und duͤrren Grund/ wiewol er uͤberall wol fort- kommt; man peltzt ihn auf ſeinen eignen Stammen/ kan von dem Kern und der Brut auferzogen werden; das Peltzen geſchiehet meiſtes in den Kern/ und dardurch wird die Frucht lieblicher. Herr Rhagorius vermeldet/ daß er auf einen Pflau- menbaum ſechſerley andere Gattungen gepfropffet/ von welchem da er zwiejaͤhrig worden/ er einen guten Korb voll Fruͤchte bekommen. Die Brut an der Wurtzen muß man abnehmen/ es hindert am tragen. Das gewoͤhnlich daran wachſende Gummi muß man fleiſſig wegputzen/ ſo waͤchſt der Baum deſto beſſer; durch das Schrepffen (welches er ſehr gerne annimmt) wird ihm auch geholffen; er be- gehret zwar keinen Miſt/ aber doch oͤffters umhauen/ und Erneurung mit guter Erden/ ſo wachſen ſie baͤlder auf und tragen eher. Dieſer Baum machet viel Aeſte und keimet dick auf/ drum muß man ihn beſchneiden/ und die innwendigen kleinen Zweige abnehmen/ damit die Sonne durchſcheinen und ihn deſto fruchtbarer ma- chen kan. Will man ſie verſetzen/ ſo muß man/ je groͤſſer ſie ſind/ je mehr ſie ſtuͤmmlen. Vom Dungen ſoll die Frucht wurmicht werden und gern abfallen; man kan auch die Kern von den gepeltzten im Herbſt oder Fruͤling ſtecken; ſie ſind nicht ſo dauerhafft/ als die Aepfel- und Birn- baͤum/ man mag ſie zwar wol enger als andere Baͤume zuſammen ſetzen/ und gibt ihnen diß am Wachſen keine Verhindernng/ allein die Frucht wird roͤther und ſaͤurer/ hingegen aber an der Sonnen groͤſſer/ ſuͤſſer/ ſchwartz- blaulechter/ beſſer und geſuͤnder. Wann ſie ſchadhafft werden/ ſoll man Weinreben-Aſchen um die Staͤmme ſtreuen/ oder die ſchadhaffte Rinden ausſchneiden/ ſal- ben und verbinden. Er will etwas waͤrmere Lufft als der gemeine Kerſchbaum haben/ und wird in kalten Orten gern mieſicht. Nimmt man ihm die uͤberfluͤſſigen Zweige/ ſo traͤgt er deſto lieber. Der Author des verteutſchten Baurenhofs Libalti ſetzt/ wann man ſie an ein Oertlein des Gartens ſetzet/ ſo ſollen ſie alſo zunehmen/ daß ſie ſich in kurtzer Zeit in dem gantzen Garten ausbreiten. Ja wann man ſie auf einer Seiten an der Mauer pflantzet/ ſo werden ſie an der an- dern Seiten der Mauren auch aufſchieſſen/ damit er ih- re ſonderliche Fruchtbarkeit andeuten wollen. Jhr Frucht dienet in der Artzney zu vielen Sachen/ lindert die Hitze/ reiniget die Gall/ erkuͤhlet und be- feuchtet den Leib/ iſt den Gallſuͤchtigen und Blutrei- chen bequem/ den Alten und Kalten ungeſund/ wie auch denen/ ſo zur Colica geneigt ſind; ſoll vor der Speiſe genommen werden. Cap. XLVIII. Von Mirobalanen/ Kriechen und andern dergleichen Hattungen. NJrobalanen ſind eine zierliche ſchoͤne Frucht/ die dem Garten eine ſonderbare Zierlichkeit ver- urſachen/ wann ſie mit ihrer roͤslichten unter- ſchiedlichen Farbe/ an langen ſubtilen Stielen/ an dem Baume hauffenweiſe hernnter hangen/ haben die Groͤſſe wie die mittern Marillen/ und tragen uͤberaus gern; ſind nicht ſo gar laͤngſt in Teutſchland/ und erſtlich nur in groſſer Herren Gaͤrten/ hernach aber wegen ſeines leichten Auf bringens ins gemein bekannt worden; ſind von vielfaͤltigen Farben/ rohtgruͤne/ gelblich/ blaulicht/ Purpurroht und geſcheckicht. Herr Duͤmler ſetzt/ daß theils keine Kern haben/ Jtem theils ſeyen glatt/ theils runtzlecht; kommen zwar wol vom Kern/ thun aber am beſten gut/ wann ſie auch auf Zweſken-wildlinge ge- pfropfft werden; ſie tragen offt das erſte/ gewoͤhnlich aber das andere Jahr/ und nehmen mehr zu/ als kein Zweſken-Geſchlecht. Daß aber dieſes die Miroba- lanen ſeyn ſollen/ deren vier- oder fuͤnfferley Art in den Apotheken zu bekommen ſind/ wie Herr Rhagorius mei- net/ kommet weder an der Figur/ noch in der Wirckung uͤberein; dieſes iſt eine andere Art der Pflaumen/ ſo erſtlich am Kayſerlichen Hof/ zweifelsohne aus Spannien/ kommen/ und zu Herrn Camerarii Zeiten/ wie er in Matthioli vermehrtem Kraͤuter-Buch bekennet/ noch nicht bekannt oder gemein geweſen. Sie muͤſſen/ weil ſie ſehr dick antreiben/ gleichwol geſchnitten ſeyn/ ſonſt tragen ſie nicht gern. Sonſt gibt es noch andere unterſchiedene Sorten von den Pflaumen/ deren theils gantz gruͤn/ und die wer- den hoch gehalten/ theils roth und ziemlich groß zu finden ſind/ die peltzt man. Die geelen nennt man Spenling oder Spilling/ werden zwar fuͤr ungeſund und fieber- hafftig geſchaͤtzet/ ihre Kern aber werden in der Artzney fuͤr die Ruhr und andere Sachen gebraucht. Dieſe werden nicht gepeltzt/ kommen vom Kern/ wie auch alle die andern Kriechen-Geſchlecht/ welche hin und wieder von ſich ſelbſt wachſen/ ſind meiſtentheils rund/ groͤſſer und kleiner; theils ſind ſo groß als ſchier eine mittere Fauſt/ ſind aber waͤſſericht und ungeſund/ doch loͤſchen ſie den Durſt/ ſie ſind gruͤn/ geel/ roth/ ſchwartz/ und blau; theils laſſen ſich/ wann man anfangs ein gelin- de Waͤrme gibt/ wol aufdoͤrren/ und brauchens die ar- men Leute im Winter zur Speiſe. Sie ſind meiſtens von einer fruchtbaren Art/ und tragen gerne/ bedoͤrffen auch keiner ſonderlichen Wartung/ die man ihnen dar- um nicht anthut/ weil man ſie nicht groß achtet/ iſt aber wol glaͤublich/ wann ſie ſolches haͤtten/ wuͤrden ſie ſich auch mit ihrer Tracht reichlicher einſtellen. Cap.

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/457>, abgerufen am 24.11.2024.