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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
Cap. XLIX.
Von dem Nespel-Baum.
[Spaltenumbruch]

DEs Nespel-Baums macht Matthiolus zweyerley
Geschlechte; Die erste Art sey dornicht/ mit
Blättern fast wie eine Eychen/ die Blühe weiß/
Traubenweis beysammen/ die Frucht sey fast wie die
Escheritzen/ röthlich und den gemeinen Nespeln gleich/
allein der Putzen sey enger/ habe drey Steinlein in-
wendig/ werde zu Neapoli in den Weingärten häuf-
fig gefunden. Die andere aber sey unsere gemeine Gat-
tung/ die habe Blätter fast wie ein Apfelbaum/ aber klei-
ner/ will mittelmässigen Grunde/ achtets nicht/ ob er schon
sandicht oder steinicht ist; man kan sie auch von den Kernen
oder Steinen fortpflantzen/ wann man sie in Zucker-
oder Hönigwasser einweichet/ und also einleget; wann
sie nun so dick werden als ein Daum/ kan man auf sie
peltzen/ wann sie öffter versetzt oder verpfropfft werden/
sollen sie keine/ oder doch wenigere Steine haben/ und
auch viel grösser werden. Dieser Baum kan die Kälte
wol tragen/ doch ist ihm lieber mittelmässiges Wetter/
wird gepeltzt meistentheils auf wilde Dörnel- oder
Meelbeer-Stämme/ bleibt aber klein/ und überwächst
gemeiniglich der Zweig den Stammen/ gibt auch kleine-
re Frucht; auf Birnen/ Aepfeln und Kütten aber/ wie-
wol er nicht so gerne darauf bekleibet/ bringet er doch
grössere und bessere Frucht; Man peltzt sie allein in
den Spalt/ im Herbst/ im halben October/ versetzt man
ihn/ er will wol umgehackt und die Erden aufgerigelt
seyn/ gedeyet wol in fettem süssem Grunde/ und hält die
Nachbarschafft des Wassers gar angenehm. Tanara
[Spaltenumbruch] schreibet/ wann er schwach wird und verderben will/ wer-
de er mit dem decocto von den Lupinen wieder erfri-
schet. Der Holländische Königliche Gärtner will/ die-
ser Baum werde sehr fruchtbar/ wann man Mist mit
Aschen vermengt/ und insonderheit von Weinreben Ab-
schnittlinge an seine Wurtzen legt. Hat hartes Holtz
und starcke Rinden; die Blühe ist weißgrünlecht/ wie
auch Anfangs die Frucht/ biß sie endlich geelbraun
wird/ hat drey/ vier/ meistens aber/ was vollkommen
wächst/ fünf Steine/ wird erst abgelesen/ wann sie zwey
oder dreymal ist bereifft worden.

Die Peltzzweige davon sollen in der Mitten des
Baums gegen Orient genommen seyn; in seinem Al-
ter ist dieser Baum dem Wurm oder Zirey sehr unter-
worffen; sobald man etwas davon verspührt/ muß er
biß aufs Leben ausgeschneittet/ und der Schaden mit
Baumsalben verstrichen/ auch darneben mit Schrepfen
fleissig vorgebauet werden.

Dieses Baums Wurtzel fladdert weit um sich/
und greifft tieff ein/ die Steine oder Kerne von der
Frucht/ sind eine gute Artzney wider den Stein/ die
Frucht ist kühl und trocken/ im ersten Grad/ sie solle
die Trunckenheit verhindern/ den Bauchfluß und das
Erbrechen stillen; den Schwangern wider die unna-
türliche Gelüsten/ so die Medici Picam nennen/ die-
nen/ und den Harn befördern; Man soll sie vor Essens
brauchen/ doch sind sie hart zu verdäuen/ darum sie mäs-
sig zu nehmen.

Cap. L.
Dörnlein oder Cornelbaum.
[Spaltenumbruch]

JHr gewöhnlicher Stand ist zwar sonst in den
Wäldern/ doch bringt man sie/ wegen ihrer an-
genehmen Farb und guten Geschmack/ nicht un-
billich in die Gärten/ haben gerne einen guten Grund/
und bekommen an dürren magern Orten nicht so wol/
wie dessen die Frucht bald Anzeigung gibt. Dieser Baum
liebet auch freyen Sonnenschein/ wird nicht gepeltzt/ oder
auch dardurch nicht gebessert/ wiewol er wegen seines
harten Holtzes sich auch sehr hart und schwer darzu be-
quemen würde/ zudem er auch schier anzusehen/ als sey
er ohne Marck.

Er wird am füglichsten und besten von den Ne-
ben-Zweigen gesetzt; wird er mit Dungen und Um-
hauen wol versorget/ so bringt er desto grössere und schö-
nere Frucht; obschon etliche meynen/ er bedörffe keiner
sonderbaren Wartung/ so ist doch diß bloß wegen des
Peltzens/ und nicht durchgehend zu verstehen. Man kan
ihn auch von Kernen fortbringen/ muß aber vorhero in
Zucker-Wasser eingeweicht/ und zeitlich in der Fasten/
oder bald nach Weynachten/ im Vollmonden eingelegt
werden. Von etlichen wird er Welscher Kirschbaum/
wegen Gleichheit des Steins und der Farbe/ und zum
Theil auch des Geschmacks/ genennet; wiewol er an
Form länglicht ist wie die Oliven.

[Spaltenumbruch]

Er ist von zweyerley Art/ etliche werden im Augu-
sto
(und diese sind darum die werthesten/ weil zur selben
Zeit noch wenig Obst ist) etliche aber erst im Herbst zei-
tig; wann man sie von Steinen ziegelt/ muß man ih-
nen die Neben-Schösse fleissig abnehmen/ sonst kön-
nen sie nicht recht wachsen; Das Holtz davon ist hart
und fest/ wie ein Horn/ darum ihn auch die Lateiner Cor-
num
nennen.

Sie werden auch in Zucker eingemacht/ wie die
Weichseln/ und geben in hitzigen Kranckheiten und Fie-
bern eine kühlende Labung/ haben auch die Tugend/
daß sie den Bauchfluß und das Reissen in den Gedär-
men vertreiben; Herr Otto Brunnfells schreibt/ daß
wann man die Blätter dieses Baums anzünde/ so ge-
ben sie ein Säfftlein/ das soll man auf eine glühende
Messerklingen empfangen/ und sey gut/ wann man die
angehenden Blattern und Zitter-Flechten damit sal-
bet.

Denckwürdig ist/ was D. Johann. Baptista Sito-
nus in sua Jatrosophia Miscellaneorum Tract.
19.
schreibet: Daß/ wann ein Mensch von einem wütigen
Hund gebissen worden/ obwol die Kranckheit bey ihm
noch verborgen ist; sobald er unter einen Cornelbaum
gehet/ oder einen Zweig dieses Baums in die Hand

nimmt/
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
Cap. XLIX.
Von dem Neſpel-Baum.
[Spaltenumbruch]

DEs Neſpel-Baums macht Matthiolus zweyerley
Geſchlechte; Die erſte Art ſey dornicht/ mit
Blaͤttern faſt wie eine Eychen/ die Bluͤhe weiß/
Traubenweis beyſammen/ die Frucht ſey faſt wie die
Eſcheritzen/ roͤthlich und den gemeinen Neſpeln gleich/
allein der Putzen ſey enger/ habe drey Steinlein in-
wendig/ werde zu Neapoli in den Weingaͤrten haͤuf-
fig gefunden. Die andere aber ſey unſere gemeine Gat-
tung/ die habe Blaͤtter faſt wie ein Apfelbaum/ aber klei-
ner/ will mittelmaͤſſigen Grunde/ achtets nicht/ ob er ſchon
ſandicht oder ſteinicht iſt; man kan ſie auch von den Kernẽ
oder Steinen fortpflantzen/ wann man ſie in Zucker-
oder Hoͤnigwaſſer einweichet/ und alſo einleget; wann
ſie nun ſo dick werden als ein Daum/ kan man auf ſie
peltzen/ wann ſie oͤffter verſetzt oder verpfropfft werden/
ſollen ſie keine/ oder doch wenigere Steine haben/ und
auch viel groͤſſer werden. Dieſer Baum kan die Kaͤlte
wol tragen/ doch iſt ihm lieber mittelmaͤſſiges Wetter/
wird gepeltzt meiſtentheils auf wilde Doͤrnel- oder
Meelbeer-Staͤmme/ bleibt aber klein/ und uͤberwaͤchſt
gemeiniglich der Zweig den Stammen/ gibt auch kleine-
re Frucht; auf Birnen/ Aepfeln und Kuͤtten aber/ wie-
wol er nicht ſo gerne darauf bekleibet/ bringet er doch
groͤſſere und beſſere Frucht; Man peltzt ſie allein in
den Spalt/ im Herbſt/ im halben October/ verſetzt man
ihn/ er will wol umgehackt und die Erden aufgerigelt
ſeyn/ gedeyet wol in fettem ſuͤſſem Grunde/ und haͤlt die
Nachbarſchafft des Waſſers gar angenehm. Tanara
[Spaltenumbruch] ſchreibet/ wann er ſchwach wird und verderben will/ wer-
de er mit dem decocto von den Lupinen wieder erfri-
ſchet. Der Hollaͤndiſche Koͤnigliche Gaͤrtner will/ die-
ſer Baum werde ſehr fruchtbar/ wann man Miſt mit
Aſchen vermengt/ und inſonderheit von Weinreben Ab-
ſchnittlinge an ſeine Wurtzen legt. Hat hartes Holtz
und ſtarcke Rinden; die Bluͤhe iſt weißgruͤnlecht/ wie
auch Anfangs die Frucht/ biß ſie endlich geelbraun
wird/ hat drey/ vier/ meiſtens aber/ was vollkommen
waͤchſt/ fuͤnf Steine/ wird erſt abgeleſen/ wann ſie zwey
oder dreymal iſt bereifft worden.

Die Peltzzweige davon ſollen in der Mitten des
Baums gegen Orient genommen ſeyn; in ſeinem Al-
ter iſt dieſer Baum dem Wurm oder Zirey ſehr unter-
worffen; ſobald man etwas davon verſpuͤhrt/ muß er
biß aufs Leben ausgeſchneittet/ und der Schaden mit
Baumſalben verſtrichen/ auch darneben mit Schrepfen
fleiſſig vorgebauet werden.

Dieſes Baums Wurtzel fladdert weit um ſich/
und greifft tieff ein/ die Steine oder Kerne von der
Frucht/ ſind eine gute Artzney wider den Stein/ die
Frucht iſt kuͤhl und trocken/ im erſten Grad/ ſie ſolle
die Trunckenheit verhindern/ den Bauchfluß und das
Erbrechen ſtillen; den Schwangern wider die unna-
tuͤrliche Geluͤſten/ ſo die Medici Picam nennen/ die-
nen/ und den Harn befoͤrdern; Man ſoll ſie vor Eſſens
brauchen/ doch ſind ſie hart zu verdaͤuen/ darum ſie maͤſ-
ſig zu nehmen.

Cap. L.
Doͤrnlein oder Cornelbaum.
[Spaltenumbruch]

JHr gewoͤhnlicher Stand iſt zwar ſonſt in den
Waͤldern/ doch bringt man ſie/ wegen ihrer an-
genehmen Farb und guten Geſchmack/ nicht un-
billich in die Gaͤrten/ haben gerne einen guten Grund/
und bekommen an duͤrren magern Orten nicht ſo wol/
wie deſſen die Frucht bald Anzeigung gibt. Dieſer Baum
liebet auch freyen Sonnenſchein/ wird nicht gepeltzt/ oder
auch dardurch nicht gebeſſert/ wiewol er wegen ſeines
harten Holtzes ſich auch ſehr hart und ſchwer darzu be-
quemen wuͤrde/ zudem er auch ſchier anzuſehen/ als ſey
er ohne Marck.

Er wird am fuͤglichſten und beſten von den Ne-
ben-Zweigen geſetzt; wird er mit Dungen und Um-
hauen wol verſorget/ ſo bringt er deſto groͤſſere und ſchoͤ-
nere Frucht; obſchon etliche meynen/ er bedoͤrffe keiner
ſonderbaren Wartung/ ſo iſt doch diß bloß wegen des
Peltzens/ und nicht durchgehend zu verſtehen. Man kan
ihn auch von Kernen fortbringen/ muß aber vorhero in
Zucker-Waſſer eingeweicht/ und zeitlich in der Faſten/
oder bald nach Weynachten/ im Vollmonden eingelegt
werden. Von etlichen wird er Welſcher Kirſchbaum/
wegen Gleichheit des Steins und der Farbe/ und zum
Theil auch des Geſchmacks/ genennet; wiewol er an
Form laͤnglicht iſt wie die Oliven.

[Spaltenumbruch]

Er iſt von zweyerley Art/ etliche werden im Augu-
ſto
(und dieſe ſind darum die wertheſten/ weil zur ſelben
Zeit noch wenig Obſt iſt) etliche aber erſt im Herbſt zei-
tig; wann man ſie von Steinen ziegelt/ muß man ih-
nen die Neben-Schoͤſſe fleiſſig abnehmen/ ſonſt koͤn-
nen ſie nicht recht wachſen; Das Holtz davon iſt hart
und feſt/ wie ein Horn/ darum ihn auch die Lateiner Cor-
num
nennen.

Sie werden auch in Zucker eingemacht/ wie die
Weichſeln/ und geben in hitzigen Kranckheiten und Fie-
bern eine kuͤhlende Labung/ haben auch die Tugend/
daß ſie den Bauchfluß und das Reiſſen in den Gedaͤr-
men vertreiben; Herr Otto Brunnfells ſchreibt/ daß
wann man die Blaͤtter dieſes Baums anzuͤnde/ ſo ge-
ben ſie ein Saͤfftlein/ das ſoll man auf eine gluͤhende
Meſſerklingen empfangen/ und ſey gut/ wann man die
angehenden Blattern und Zitter-Flechten damit ſal-
bet.

Denckwuͤrdig iſt/ was D. Johann. Baptiſta Sito-
nus in ſuâ Jatroſophiâ Miſcellaneorum Tract.
19.
ſchreibet: Daß/ wann ein Menſch von einem wuͤtigen
Hund gebiſſen worden/ obwol die Kranckheit bey ihm
noch verborgen iſt; ſobald er unter einen Cornelbaum
gehet/ oder einen Zweig dieſes Baums in die Hand

nimmt/
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[440/0458] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens Cap. XLIX. Von dem Neſpel-Baum. DEs Neſpel-Baums macht Matthiolus zweyerley Geſchlechte; Die erſte Art ſey dornicht/ mit Blaͤttern faſt wie eine Eychen/ die Bluͤhe weiß/ Traubenweis beyſammen/ die Frucht ſey faſt wie die Eſcheritzen/ roͤthlich und den gemeinen Neſpeln gleich/ allein der Putzen ſey enger/ habe drey Steinlein in- wendig/ werde zu Neapoli in den Weingaͤrten haͤuf- fig gefunden. Die andere aber ſey unſere gemeine Gat- tung/ die habe Blaͤtter faſt wie ein Apfelbaum/ aber klei- ner/ will mittelmaͤſſigen Grunde/ achtets nicht/ ob er ſchon ſandicht oder ſteinicht iſt; man kan ſie auch von den Kernẽ oder Steinen fortpflantzen/ wann man ſie in Zucker- oder Hoͤnigwaſſer einweichet/ und alſo einleget; wann ſie nun ſo dick werden als ein Daum/ kan man auf ſie peltzen/ wann ſie oͤffter verſetzt oder verpfropfft werden/ ſollen ſie keine/ oder doch wenigere Steine haben/ und auch viel groͤſſer werden. Dieſer Baum kan die Kaͤlte wol tragen/ doch iſt ihm lieber mittelmaͤſſiges Wetter/ wird gepeltzt meiſtentheils auf wilde Doͤrnel- oder Meelbeer-Staͤmme/ bleibt aber klein/ und uͤberwaͤchſt gemeiniglich der Zweig den Stammen/ gibt auch kleine- re Frucht; auf Birnen/ Aepfeln und Kuͤtten aber/ wie- wol er nicht ſo gerne darauf bekleibet/ bringet er doch groͤſſere und beſſere Frucht; Man peltzt ſie allein in den Spalt/ im Herbſt/ im halben October/ verſetzt man ihn/ er will wol umgehackt und die Erden aufgerigelt ſeyn/ gedeyet wol in fettem ſuͤſſem Grunde/ und haͤlt die Nachbarſchafft des Waſſers gar angenehm. Tanara ſchreibet/ wann er ſchwach wird und verderben will/ wer- de er mit dem decocto von den Lupinen wieder erfri- ſchet. Der Hollaͤndiſche Koͤnigliche Gaͤrtner will/ die- ſer Baum werde ſehr fruchtbar/ wann man Miſt mit Aſchen vermengt/ und inſonderheit von Weinreben Ab- ſchnittlinge an ſeine Wurtzen legt. Hat hartes Holtz und ſtarcke Rinden; die Bluͤhe iſt weißgruͤnlecht/ wie auch Anfangs die Frucht/ biß ſie endlich geelbraun wird/ hat drey/ vier/ meiſtens aber/ was vollkommen waͤchſt/ fuͤnf Steine/ wird erſt abgeleſen/ wann ſie zwey oder dreymal iſt bereifft worden. Die Peltzzweige davon ſollen in der Mitten des Baums gegen Orient genommen ſeyn; in ſeinem Al- ter iſt dieſer Baum dem Wurm oder Zirey ſehr unter- worffen; ſobald man etwas davon verſpuͤhrt/ muß er biß aufs Leben ausgeſchneittet/ und der Schaden mit Baumſalben verſtrichen/ auch darneben mit Schrepfen fleiſſig vorgebauet werden. Dieſes Baums Wurtzel fladdert weit um ſich/ und greifft tieff ein/ die Steine oder Kerne von der Frucht/ ſind eine gute Artzney wider den Stein/ die Frucht iſt kuͤhl und trocken/ im erſten Grad/ ſie ſolle die Trunckenheit verhindern/ den Bauchfluß und das Erbrechen ſtillen; den Schwangern wider die unna- tuͤrliche Geluͤſten/ ſo die Medici Picam nennen/ die- nen/ und den Harn befoͤrdern; Man ſoll ſie vor Eſſens brauchen/ doch ſind ſie hart zu verdaͤuen/ darum ſie maͤſ- ſig zu nehmen. Cap. L. Doͤrnlein oder Cornelbaum. JHr gewoͤhnlicher Stand iſt zwar ſonſt in den Waͤldern/ doch bringt man ſie/ wegen ihrer an- genehmen Farb und guten Geſchmack/ nicht un- billich in die Gaͤrten/ haben gerne einen guten Grund/ und bekommen an duͤrren magern Orten nicht ſo wol/ wie deſſen die Frucht bald Anzeigung gibt. Dieſer Baum liebet auch freyen Sonnenſchein/ wird nicht gepeltzt/ oder auch dardurch nicht gebeſſert/ wiewol er wegen ſeines harten Holtzes ſich auch ſehr hart und ſchwer darzu be- quemen wuͤrde/ zudem er auch ſchier anzuſehen/ als ſey er ohne Marck. Er wird am fuͤglichſten und beſten von den Ne- ben-Zweigen geſetzt; wird er mit Dungen und Um- hauen wol verſorget/ ſo bringt er deſto groͤſſere und ſchoͤ- nere Frucht; obſchon etliche meynen/ er bedoͤrffe keiner ſonderbaren Wartung/ ſo iſt doch diß bloß wegen des Peltzens/ und nicht durchgehend zu verſtehen. Man kan ihn auch von Kernen fortbringen/ muß aber vorhero in Zucker-Waſſer eingeweicht/ und zeitlich in der Faſten/ oder bald nach Weynachten/ im Vollmonden eingelegt werden. Von etlichen wird er Welſcher Kirſchbaum/ wegen Gleichheit des Steins und der Farbe/ und zum Theil auch des Geſchmacks/ genennet; wiewol er an Form laͤnglicht iſt wie die Oliven. Er iſt von zweyerley Art/ etliche werden im Augu- ſto (und dieſe ſind darum die wertheſten/ weil zur ſelben Zeit noch wenig Obſt iſt) etliche aber erſt im Herbſt zei- tig; wann man ſie von Steinen ziegelt/ muß man ih- nen die Neben-Schoͤſſe fleiſſig abnehmen/ ſonſt koͤn- nen ſie nicht recht wachſen; Das Holtz davon iſt hart und feſt/ wie ein Horn/ darum ihn auch die Lateiner Cor- num nennen. Sie werden auch in Zucker eingemacht/ wie die Weichſeln/ und geben in hitzigen Kranckheiten und Fie- bern eine kuͤhlende Labung/ haben auch die Tugend/ daß ſie den Bauchfluß und das Reiſſen in den Gedaͤr- men vertreiben; Herr Otto Brunnfells ſchreibt/ daß wann man die Blaͤtter dieſes Baums anzuͤnde/ ſo ge- ben ſie ein Saͤfftlein/ das ſoll man auf eine gluͤhende Meſſerklingen empfangen/ und ſey gut/ wann man die angehenden Blattern und Zitter-Flechten damit ſal- bet. Denckwuͤrdig iſt/ was D. Johann. Baptiſta Sito- nus in ſuâ Jatroſophiâ Miſcellaneorum Tract. 19. ſchreibet: Daß/ wann ein Menſch von einem wuͤtigen Hund gebiſſen worden/ obwol die Kranckheit bey ihm noch verborgen iſt; ſobald er unter einen Cornelbaum gehet/ oder einen Zweig dieſes Baums in die Hand nimmt/

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/458>, abgerufen am 24.11.2024.